Die Unternehmen müssen also heute netter sein, um die wenigen Bewerbern nicht zu vergraulen?
Reif: Bewerbungsgespräche stellen heute für beide Seiten eine Testsituation dar. Auch die letztlich nicht angenommenen Kandidaten nehmen aus dem Bewerbungsgespräch einen subjektiven Eindruck mit. Und den teilen sie mit vielen anderen in den sozialen Netzwerken.
Ochmann: In einem Vorstellungsgespräch testen wir die Qualität eines Bewerbers ab, werben aber zeitgleich auch um ihn.
Wie sieht ein Vorstellungsgespräch bei Ihnen heute aus?
Ochmann: Wir geben den Kandidaten sehr komplexes Datenmaterial mit wichtigen sowie unwichtigen Materialien an die Hand. Damit kann er sich eine Stunde lang auseinander setzen. Anschließend muss er eine halbe bis Dreiviertelstunde lang in einem Auswertungsgespräch erklären, was er dem Kunden anhand des Datenmaterials raten würde oder was seine Lösungsansätze sind.
Keine Aufgabe, die man richtig oder falsch lösen kann...
Ochmann: Es gibt hier keinen Königsweg, aber wir können in diesem Auswertungsgespräch gut erkennen, ob der Kandidat das hat, worauf es für uns ankommt. Das sind die Fähigkeit, sich mit den Problemen der Kunden auseinanderzusetzen, Problemlösekompetenzen und analytisches Denken.
Reif: Uns Recruitern geht es doch gerade um den Blick auf die Kombination der verschiedenen Kompetenzen. Erst dadurch entsteht ein Bild, das uns die mögliche Performance eines Bewerbers – basierend auf seinem Potenzial und Talent– besser einschätzen lässt.
20 fiese Fragen, 20 clevere Antworten im Vorstellungsgespräch
Ich bin sehr ungeduldig. Deshalb erwarte ich, dass ich mich schon bei der ersten Aufgabe beweise - und mute mir manchmal zu viel zu. Aber ich arbeite an mir: Ich versuche, gewisse Aufgaben abzulehnen oder zu delegieren.
Vielleicht in 20 Jahren - aber dann werden Sie wahrscheinlich auf einer anderen Position sein. Falls Sie dann einen guten, treuen Angestellten brauchen, kann ich Ihnen vielleicht helfen.
Ich habe durch die häufigen Wechsel viele Erfahrungen gesammelt - und davon habe ich profitiert. Denn dadurch kann ich Probleme kreativ lösen.
Ich schätze mich selbst als ehrgeizig ein, aber auch als realistisch. Solange ich in meiner Position lernen und mich verbessern kann, bin ich zufrieden.
Ich habe hart daran gearbeitet, meinen Job zu behalten, während viele Kollegen gekündigt wurden. Daher hatte ich keine Gelegenheit, mich nach einem anderen Job umzusehen.
Ich würde neue Absatzmärkte suchen und gleichzeitig unsere Ingenieure dazu anregen, das Produkt so zu verändern, dass es wieder mehr Marktwert bekommt.
Nachdem ich mich von dem Schock erholt habe, haben mich die Kündigungen stärker gemacht. Ich habe immer geschafft, wieder aufzustehen und mir einen neuen Job zu suchen, der mir mehr Verantwortung gibt, mehr Gehalt einbringt und mich langfristig zufriedener macht. Ich habe die Kündigungen einfach als Chance auf einen Neustart gesehen.
Manchmal muss man einen Schritt zurückmachen, um die Karriere voranzubringen. Außerdem könnte ich das Unternehmen dann von Grund auf kennenlernen.
Philosophie hat mich nicht für dieses Berufsfeld speziell qualifiziert. Aber es hat mich dazu gebracht, meine Zukunftsaussichten zu überdenken. Und nun weiß ich: Es ist sinnlos, nach einem Beruf zu streben, nur weil er Prestige und Geld bringt.
Ich denke, dass ich am besten geeignet bin - und nur das sollte zählen. Ich habe bereits im Ausland gearbeitet. Daher bin ich flexibel und würde kaum Einarbeitungszeit benötigen.
Dieser Job ist mein Traumberuf, sonst säße ich jetzt nicht hier. Ich würde mich freuen, Ihrem Unternehmen beim Aufstieg zu helfen und meine Qualitäten sinnvoll einzubringen.
In den USA leben rund 320 Millionen Menschen. Angenommen von ihnen fahren 25 Millionen gerne Ski. Davon haben sicherlich gut 20 Millionen ein eigenes Paar Ski. Bleiben also fünf Millionen Menschen übrig, die sich Ski leihen müssen. Rechnet man die Touristen dazu, kommt man vielleicht auf etwa 7,5 Millionen Paar im Jahr.
Ich würde vorschlagen, beide Kandidaten für eine Testphase einzuladen. Sie könnten zwei Wochen lang im Unternehmen arbeiten und wir würden beobachten, wie sie sich schlagen. Qualität hat nichts mit dem Geschlecht zu tun.
Ich versuche, jede Aufgaben so sorgfältig wie möglich zu erledigen und gucke nicht pausenlos auf die Uhr. Daher kann ich die genaue Stundenzahl nicht sagen. Aber mir ist Qualität eh wichtiger als Quantität.
Zunächst würde ich immer zuerst meinen Chef fragen, wie er oder sie mit einem Projekt umgehen würde. Wenn sich dann herausstellt, dass mein Chef sich einen Angestellten wünscht, der ein "Macher" ist, zeige ich gerne Eigeninitiative. Die eigentliche Herausforderung ist doch, sich an sein Arbeitsumfeld anzupassen - und da bin ich flexibel.
Ich kann glücklicherweise sagen, dass mir noch nie ein wirklich teurer Fehler unterlaufen ist. Aber generell finde ich Fehler - solange sie keine fatalen Folgen habe - nicht schlimm. Solange man sie nicht zwei Mal macht.
Ich persönlich denke, es ist wichtiger glücklich zu sein, auch wenn es nie schaden kann, kompetent und erfahren zu sein. Das hilft dabei, sich neue Möglichkeiten zu schaffen. Oft geht aber auch beides zusammen, das ist dann die ideale Kombination.
Ich bin weder schüchtern noch eine graue Maus. Also kann es gut sein, dass ein oder zwei frühere Arbeitskollegen dachten, ich sei unflexibel. Aber in Mitarbeitergesprächen und in meinen Referenzen fiel und fällt dieses Adjektiv nie, ebenso wenig wie „verbissen“. Ich kann gleichzeitig hartnäckig und flexibel sein.
Zuerst würde ich versuchen, diese Person für ihre eigenen Erfolge stärker zu loben. Manchmal hilft das schon. Wenn das nichts hilft, würde ich eine Verabredung mit dem Kollegen treffen, dass wir jeweils unsere eigenen Ideen dem Chef vorstellen - damit dieser sieht, wer welchen Erfolg erzielt. Funktioniert auch das nicht, würde ich das Problem offen ansprechen und ausdiskutieren.
Es könnte ein mögliches Risiko sein, dass man kaum in Kontakt mit den wichtigen Personen kommt - zumindest nicht in idealem Maße. Auf der anderen Seite können Telefonkonferenzen und Email ja auch weiterhelfen.
Ein Spaziergang ist ein Vorstellungsgespräch bei einer Unternehmensberatung vermutlich trotzdem nicht.
Ochmann: Das ist für die Kandidaten natürlich eine Stresssituation, aber wir spielen nicht mit unseren Bewerbern. Und diese Gespräche finden, unabhängig von den Antworten des Bewerbers, immer in einem sehr wertschätzenden Umfeld und auf Augenhöhe statt. Wir versuchen dem Kandidaten schon im Vorstellungsgespräch eine Arbeitsprobe seiner künftigen Tätigkeit zu geben. Dabei soll niemand vorgeführt werden.
Was machen Sie, wenn jemand eine Frage nicht beantworten kann?
Ochmann: Innerhalb des Interviews werden natürlich Vertiefungsfragen gestellt. Es kommt immer mal wieder vor, dass jemand dann bei einer Frage blank ist und nicht weiter weiß. Dann wechseln wir das Thema, wir pieksen dann nicht weiter.
Also ist die Branche doch netter geworden.
Ochmann: Fiese Fragen gibt es – auch in der Breite – schon seit Jahren nicht mehr. Da hat sich die Welt wirklich verändert. Eben weil sich auch der Markt verändert hat. Speziell der Markt für gute Berater ist sehr eng geworden.