Knigge Stilblüten und Fettnäpfchen in Tschechien und Polen

Auf welche Regeln Sie im Büro, beim Geschäftsessen, im Alltag und beim Dresscode in Tschechien und Polen achten sollten.

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Tschechien

Manieren Tschechien

Anrede Nicht mit Titeln geizen! Die werden hier stolz getragen. Im Geschäftsleben redet man einander mit akademischen Graden oder Unternehmenstiteln an, etwa „pane rediteli“ („Herr Geschäftsführer“). Wenn Sie den Titel nicht kennen, nehmen Sie trotzdem „Herr Doktor“ oder „Herr Ingenieur“. Das stimmt vielleicht nicht, es nimmt aber niemand übel.

Bescheidenheit Beim ersten Kennenlernen bloß nicht überheblich referieren, wer man ist und was man alles geleistet hat. Besser mit Small Talk über Sport, Essen oder Urlaub beginnen. Tschechen machen nicht viel Aufhebens um ihre Fähigkeiten, trotzdem sollte man sie nicht unterschätzen.

Einladung Wer zu einem Geschäftspartner oder Kollegen nach Hause eingeladen wird, darf sich etwas darauf einbilden, weil diese Einladung ein überzeugender Beweis der Wertschätzung ist. Sie sollte unbedingt angenommen und später erwidert werden.

Handy Der Trend geht zum Zweit- oder Dritthandy. Dass Meetings alle paar Minuten von Klingeltönen gestört werden, ist normal. Das Gespräch anzunehmen gilt nicht als unhöflich, solange die Antwort kurz bleibt.

Harmonie Ein harmonisches Arbeitsklima ist Tschechen heilig. Für einen Vorgesetzten, der sich um seine Leute kümmert, zuhört, gemeinsame Ausflüge organisiert, legen sich tschechische Mitarbeiter ins Zeug. Andernfalls finden sie viele Wege, ihm das Leben schwer zu machen.

Humor Tschechen pflegen einen feinen, an ironischen Zwischentönen reichen Humor. Einblick liefern etwa Bücher von Jaroslav Hašek oder Bohumil Hrabal. Wer den Humor beherrscht, sammelt Pluspunkte. Wer nicht, sollte nur über sich selbst oder etwas Neutrales witzeln.

Kleidung In Prag dominiert das Understatement. Die Businesskleidung ist korrekt und gepflegt, aber selten auffällig. Ausnehmend schicke Kostüme oder besonders edle Anzüge samt weißem Hemd mit Manschettenknöpfen bleiben besonderen Anlässen vorbehalten. Teure Accessoires werden leicht als Aufschneiderei gewertet.

Schuhe Selbst wenn Ihr Gastgeber mehrfach versichert, Sie könnten seine Wohnung mit Schuhen betreten – ziehen Sie sie dennoch aus. Das ist so üblich, und das „Lassen Sie sie ruhig an“, reine Höflichkeit. Im Gegenzug bekommen Sie meist Hausschuhe.

Kommunikation Direkte Kritik nehmen Tschechen persönlich. Sie gilt als grob und bloßstellend. Verstecken Sie Einwände zwischen den Zeilen, wo oft die eigentliche Botschaft eines Gesprächs versteckt wird. Auch wenn die oft wortreichen Beiträge der Tschechen zur Geduldsprobe werden – hören Sie zu! Ein schlichtes „Nein“ ist unhöflich: Geben Sie Ihrem Gegenüber stets zu verstehen, dass Sie für sein Anliegen Verständnis haben und gern darauf eingehen, dass dies aber gerade schwer möglich ist. Noch besser: Schlagen Sie Alternativen vor.

Ortskenntnis Sympathien gewinnt, wer sich über Land, Leute, Wirtschaft und Politik schlau macht. Viele Tschechen kennen sich mit der deutschen Wirtschaft erstaunlich gut aus. Mit Tschechien-Kenntnissen beweist man angesichts des wirtschaftlichen Größenunterschiedes Respekt. Tipp: Auf ihre Eishockey-Teams sind Tschechen besonders stolz.

Osteuropa Verorten Sie Tschechien niemals in Osteuropa! Die Tschechen haben sich schon immer als Mitteleuropäer verstanden. Und sprechen Sie gegenüber Tschechen von Tschechien, nicht von der Tschechei, der Tschechoslowakei oder gar dem ehemaligen Ostblock.

Polen

Anrede Den Geschäftspartner nur mit Nachnamen anzureden, gilt gemeinhin als unhöflich oder — schlimmer — als Provokation. Richtig ist die Anrede mit Titel: „Herr Direktor“ oder „Herr Vorsitzender“.

Begrüßung Wenn sich zwei Delegationen treffen, dann begrüßen sich zunächst die höchstrangigen Teilnehmer. Ihre Begleiter stellen sich danach vor und begrüßen die niederrangigen Mitglieder der anderen Seite.

Bewirtung Zweckmäßigkeit ist Trumpf. Das Restaurant, in das Sie einladen, sollte vor allem ruhig sein – und zwar über mehrere Stunden hinweg. Bieten Sie dem Geschäftspartner den Platz an, von dem aus er den besten Blick auf den Raum hat.

Einladung Werden Sie nach Hause eingeladen, ist das ein Signal für Interesse an einer langfristigen Geschäftsbeziehung. Wichtig ist es dann, der Dame ein angemessenes Präsent mitzubringen. Blumen sind zwar gut, ein schönes Souvenir aus Ihrer Heimat ist aber besser.

Essen Auch wenn Ihnen die zuweilen schwere Kost nicht bekommt, weisen Sie die Speisen niemals zurück. Nur wenig oder nichts davon zu essen, ist höflicher und wird verstanden. Dasselbe gilt für Getränke: Symbolisches Nippen ist besser als Ablehnung.

Frauen In Polen gibt es noch den angedeuteten Handkuss zur Begrüßung einer Frau. Frauen werden nach alter Schule hofiert: Man rückt ihnen den Stuhl zurecht, hilft in den Mantel, hält die Tür auf. Geizen Sie bei Privatbesuchen nicht mit Komplimenten für die Dame! Aber bieten Sie nie an, beim Abräumen zu helfen.

Kontaktaufnahme Polen legen dabei Wert auf die persönliche Note. Ein Brief reicht nicht, besser ist ein Treffen, das ein Mittelsmann arrangiert.

Pünktlichkeit Zu einer Verabredung kommt man besser nicht zu spät. Wenn doch, dann brauchen Sie eine gute Begründung (Stau, Baustellen oder Flugverspätung). Blicken Sie beim Treffen auch nicht ungeduldig auf die Uhr – das endet sowieso selten pünktlich.

Toilette Fragen Sie nie nach der Toilette! Erkundigen Sie sich lieber, wo Sie sich die Hände waschen können.

Zurückhaltung Ausladende Körpersprache, laute Sprache und schulterklopfende Kumpanei kommen nicht gut an. Wer seriös ist, übt sich in vornehmer Gestik und leisen Tönen.

Die wichtigsten Benimm-Regeln im Überblick

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