Körpersprache Der richtige Auftritt am Arbeitsplatz

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Improvisationen sollen die nötige Routine bringen

Was Gesten über Sie verraten
Ein Mann verschränkt die Hände hinter dem Kopf Quelle: Fotolia.com
Vermutlich Angela Merkel mit verschränkten Händen Quelle: dpa
Eine Frau mit verschränkten Armen Quelle: Fotolia.com
Eine Frau fasst sich an den Hals Quelle: Fotolia.com
Eine Hand berührt den Ärmel am Anzug der anderen Hand Quelle: Fotolia.com
Eine Frau zeigt mit "zur Pistole" geformten Fingern auf den Betrachter Quelle: Fotolia.com
Eine Frau fasst sich an die Nase Quelle: Fotolia.com

So wie ein Schauspielschüler ein bestimmtes Repertoire an Emotionen und Haltungen abrufen können sollte, gelte es auch im Berufsleben immer wieder bestimmte Stimmungen zu transportieren. Eine Führungskraft – egal ob im Büro, im OP-Saal oder im Cockpit – muss ihr Team zum Beispiel motivieren oder in heiklen Situationen beruhigen können. „Hier kommt es oft zu Problemen, weil sich natürlich auch ein Chef nicht jeden Tag so fühlt, wie es von ihm erwartet wird“, sagt Spies. Es sei daher Gold wert, Techniken zu beherrschen, die eine solche Stimmung abrufbar machten.

Hinter diesem Konzept steht der Gedanke, dass die innere Haltung die Aktivität und Wirkung des Menschen steuert. Stefan Spies probt daher in seinen Seminaren das Körpergefühl, das bestimmte Situationen beherrscht und sich durch das Improvisieren von sogenannten Als-Ob-Zuständen hervorrufen lässt. Wer zum Beispiel als Experte vor Publikum, etwa Vorgesetzten, sprechen muss und sich dabei wegen fehlender Routine unwohl fühlt, übt ein, sich in eine Situation zu versetzen, in dem ihm diese Expertise ohne Probleme gelingt. Etwa bei der Arbeit mit Jugendlichen im Sportverein oder im Umgang mit den eigenen Kindern. „Wer weiß, wie sich diese Situation anfühlt, weil man sie in der Improvisation abgerufen hat, der kann sich in diese Stimmung auch hineinversetzen, wenn er vor der Geschäftsführung spricht“, erklärt Spies. „Fähigkeiten, die in anderen Lebensbereichen vorhanden sind, werden auf die Business-Situation übertragen.“

Vor herausfordernden Terminen empfiehlt Spies, die Wahrnehmung auf die innere Aktivität zu lenken: Etwa zu prüfen, ob man präsent sei – das heißt 100 Prozent hier und jetzt bei der Sache – oder zerstreut. Es helfe sich zu fragen, was genau ablenke und die Beschäftigung mit diesem Thema auf einen konkreten Zeitpunkt zu vertagen. „Man sollte auch definieren: Was mache ich jetzt, wenn ich in den Raum hineingehe?“, rät Spies. „Am besten funktioniert das, wenn man dafür ein Verb formuliert, zum Beispiel verstehen, klären oder fordern. Das versetzt uns direkt in die Tätigkeit.“

Gedanken und Körpersignale stimmen auf diese Weise überein. „Ein bewusstes Steuern des eigenen Auftritts ist deshalb auch kein Verlust von Authentizität“, entkräftet Stefan Spies das oft gegen den kontrollierten Einsatz von Körpersprache benutzte Argument des „Sich-nicht-Verbiegen-Wollens“.

Auch Bernhard Wirth, Coach und Trainer für Kommunikation, hält das reine Antrainieren von Gesten für zwecklos. Da sich der nonverbale Ausdruck ausschließlich am inneren Denken orientiere, könne ihn der Mensch ohnehin nur etwa sieben Sekunden durch das bewusste Einnehmen einer äußeren Haltung steuern. Was allenfalls Zeit für einen ersten Eindruck lässt. „Doch wenn der schiefläuft, ist noch nichts verloren“, sagt Wirth. „Dann nutzt man einfach den zweiten und der kommt sowieso von innen.“

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