Billomat-Geschäftsführer Paul-Alexander Thies "Am Anfang ging natürlich viel schief"

Paul-Alexander Thies hat schon bei den ganz Großen aus dem E-Commerce gearbeitet: Groupon, Travador, Rocket Internet. Dann ging er zu einem kleinen Start-up aus Nürnberg. Warum er das getan hat und was er daraus lernte.

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Paul-Alexander Thies ist seit gut einem Jahr Geschäftsführer von billomat. Quelle: Presse

WirtschaftsWoche: Sie sind und waren schon immer Internetunternehmer. Hatten Sie nie Lust auf einen analogen Job?

Paul-Alexander Thies: Ich habe während des Studiums das erste Mal gegründet. Das war eine Plattform für die Generation 50plus, aber das hat damals, vor gut zehn Jahren, noch nicht so gut funktioniert. Jedenfalls hat es nicht so geklappt, wie geplant.

Aufgeben kam Ihnen nicht in den Sinn?

Der E-Commerce hatte mich völlig erwischt, also bin ich bei Groupon vorstellig geworden. Die wollten, dass ich einen Job in Berlin übernehme, aber ich bin nicht der Typ Berlin. Ich wollte lieber in Süddeutschland bleiben.

Wir haben dann einen Großteil des süddeutschen Raumes - außer Nürnberg und München - für Groupon aufgebaut, haben Restaurants angefragt, hatten eine enorme Budgetverantwortung. Und am Anfang ging natürlich auch viel schief, was ich wieder grade biegen musste. Das war für mich ein riesiger Lernprozess.

Zur Person

Sie mussten persönlich zu Groupon-Partnern hinfahren und um Entschuldigung bitten?

Wir hatten einen Deal mit dem Palms Garden in Frankfurt, einem mongolischen Restaurant. Den Deal hatten wir 2000 mal verkauft – und bei Groupon stand die falsche Adresse. Die Eigentümer waren natürlich stinksauer. Da durfte ich dann antreten. Das war schon sehr unangenehm.

Trotz Lernerfolgs und Spaß sind Sie nicht bei Groupon geblieben...

Ich habe bei Groupon noch die IPO abgewartet, weil ich so etwas noch nie mitgemacht habe und habe mich dann neu orientiert und bin zum Fin-Tech Payleven gegangen. Das war etwas ganz Neues und eine große Herausforderung, weil es so etwas auf dem deutschen Markt einfach noch nicht gab. Und weil man in Deutschland beim Thema Bezahlen überhaupt eher zurückhaltend war und noch ist.

Wieso sind Sie dann nicht zu einem amerikanischen oder britischen Fintech gewechselt? Da war der Markt für digitale Finanzprodukte doch schon deutlich offener.
Ich habe immer daran geglaubt, dass man auch in Deutschland erfolgreich gründen kann.


Seit Februar 2016 sind Sie Geschäftsführer von Billomat, einem Start-up, das sich auf die Vereinfachung von Rechnungen und Buchhaltung spezialisiert hat. Was ist seitdem passiert?

Seit letztem Februar hat sich sehr viel verändert, wir haben einen kompletten Relaunch gemacht, weil die Seite vorher aussah wie Windows 95.

Wollen Sie in Zukunft weitere Märkte erschließen?

Wir haben die Internationalisierung von Billomat erstmal hinten angestellt. Wir haben das schon mal versucht und lernen müssen, dass das sehr viel kostet, sowohl an Geld als auch an Nerven. Erst wenn im deutschsprachigen Raum alles richtig rund läuft, wollen wir auch in andere Märkte gehen.

Geld war bei ihren vorherigen Arbeitgebern vermutlich kein Problem...

Die Sache mit dem zur Verfügung stehenden Budget war tatsächlich die größte Herausforderung. Wenn man von einem Unternehmen kommt, bei dem Geld quasi keine Rolle gespielt hat, fällt es nicht leicht, dass man jetzt bei jedem Euro dreimal überlegen muss, ob man ihn ausgeben kann. Was ich heute in einem Monat ausgebe, habe ich früher bei Groupon & Travador an einem Tag ausgegeben. Aber umso stolzer bin ich auf das, was wir mit dem geringen Budget hinbekommen.

War das die größte Lektion, die Sie durch den Wechsel gelernt haben?
Je älter ich wurde, desto mehr hat es mich gestört, dass ich bei den Rocket-Beteiligungen und Travador nichts eigenes hatte. Da war kein Produkt und keine Dienstleistung, die von mir kam. Jetzt gibt es ein Produkt, hinter dem ich stehen und auf das ich stolz sein kann. Außerdem ist Billomat nicht Exit-getrieben. Ich kann das Unternehmen und die Mitarbeiter weiterentwickeln und das ist eine großartige Sache. Wir haben zum Beispiel fantastische Werkstudenten, die nach ihrem Studium bei uns einsteigen können. Dann kennt man sich zwei, drei Jahre und erlebt die Entwicklung dieser Leute. Das macht großen Spaß.

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