Das Geschäft ist hart und erbarmungslos. Und es spült oft die nach oben, die genauso sind. „Psychopathen regieren in Deutschlands Chefetagen“, ist eine These, die gerne gedruckt wird. Abhilfe würde ein Trauma-Check für Chefs bringen – den fordert etwa Franz Ruppert. Der Professor für Psychologie arbeitet mit traumatisierten Menschen, etliche davon - nicht nur in seiner Praxis - hat es im Beruf erwischt. Auslöser sind Mobbing, Arbeitsplatzverlust oder gar Gewalterfahrungen. Auffällig ist: Die Täter sind oft ebenfalls traumatisiert.
Heißt: Wer durch Mobbing im Beruf oder Ähnliches traumatisiert ist, neigt eher dazu, andere zu mobben. Und mal ganz ehrlich: Den Messer werfender Küchenchef oder den sadistischen Büroleiter kennen viele Arbeitnehmer – nicht nur als Film-Witzfiguren gemimt von Louis de Funès oder Christoph Maria Herbst (Stromberg).
Psychokrieg hat Folgen
Ist der Psychokrieg erstmal Teil des Arbeitsalltages, ist die Rettung des Büroklimas umso schwieriger. Besser ist es, im Vorfeld zu prüfen, ob und wie angehende Führungskräfte und Manager traumatisiert sind. Ein Trauma-Check sollte in der Wirtschaft Standard sein, meint Ruppert.
Gestützt wird die These durch Kriminalpsychologe Jens Hoffmann. Der gibt an, dass Narzissmus oder psychopathische Störung im Management verbreitet sind. Ihm zufolge sind Menschen mit narzisstischer oder psychopathischer Persönlichkeit etwa drei- bis viermal häufiger in Machtpositionen zu finden, als im Bevölkerungsdurchschnitt. Man geht davon aus, dass etwa vier Prozent der Leute Narzissten sind und etwa ein bis zwei Prozent Psychopathen. Deren Anteil in Führungspositionen betrage etwa sechs Prozent, verdeutlicht Hoffmann neuste Untersuchungen.
Doch wie finden Aufsichtsräte oder Headhunter heraus, wen sie da auf den Chefsessel hieven?
Psychologen sagen: Es lohnt sich ein Blick in die frühe Kindheit der mächtigen Macher. Dort fänden oft erste traumatische Erfahrungen statt, die die Psyche dann abspaltet. Etwa wenn ein Kind ungewollt zur Welt kommt, als Frühgeborenes lange im Brutkasten liegen müsse und so kaum oder keine elterliche Zuneigung erfahre. Wir entwickeln eine Überlebensstrategie, die es uns ermöglicht, mit Traumata leben zu können – ohne immer wieder Gefühle wie Todesängste ausstehen zu müssen.
Bei manchen Menschen sind diese Überlebensanteile der Seele so ausgeprägt, dass daraus psychopathische Störungen entstehen können. Ein typisches Verhaltensmuster eines Psychopathen im Chefsessel ist es, die Schuld für Fehler bei anderen zu suchen.
So gehen Sie mit einem narzisstischen Chef am besten um
Akzeptieren Sie den Narzissten so, wie er ist. So banal es auch klingt, aber manche Menschen ändern sich nicht – und für diese Sisyphos-Aufgabe sind Sie ohnehin nicht der oder die Richtige.
Stellen Sie seine vermeintliche Großartigkeit nie öffentlich infrage – denn selbst auf konstruktive Kritik reagieren Narzissten häufig allergisch.
Seien Sie auf Detailarbeit vorbereitet – aber erwarten Sie nicht, für Ihre Ideen und Überstunden gelobt zu werden. Denn das Rampenlicht will ein Narzisst nicht teilen. Deshalb sollten Sie Ihre Zufriedenheit nie von seiner Laune und seinem Wohlwollen abhängig machen.
Schützen Sie sich selbst. Bleiben Sie dem Narzissten gegenüber professionell. Ihre Gefühle sollten Sie mit ihm nicht teilen. Dadurch bieten Sie ihm so wenig Angriffsfläche wie möglich.
Achten Sie auf Ihre Formulierungen. Wenn Sie etwas von einem Narzissten wollen, betonen Sie nicht, was Sie selbst davon haben – sondern welche Vorteile er daraus ziehen könnte.
Auch leben sie meist ohne Angst, sind resistent gegen Stress, haben kaum Empathie, reagieren oft kaltherzig, egozentrisch, reden oberflächlich, sind manipulativ, verantwortungslos und oft cholerisch. Psychopathen haben meist keine Schuldgefühle und verhalten sich asozial. Sie haben ein felsengroßes Selbstbewusstsein, können sich extrem konzentrieren und dabei sehr gefällig und plausibel erscheinen.
Wer nun entdeckt, dass sein Chef psychopathische Züge aufweist, sollte sich schützen. Wer für sie lügt oder sie deckt, darf nicht auf Einsicht hoffen. Vielmehr verfangen sich Mitarbeiter im feinmaschigen Intrigennetz der Terror-Chefs. Personalberater Heiner Thorborg bringt es auf den Punkt: „Solche Leute kann man nur feuern. Ganz emotionslos.“