Die gute Nachricht: Es gibt solche "Long-Term CEOs", die unbeirrt langfristige Ziele ansteuern. Auch wenn sie eher selten sind. Von mehr als 900 CEOs, deren Profile Russell Reynolds untersucht hat, hatten nur 14 den nötigen Weitblick. Das sind weniger als zwei Prozent. Neun davon arbeiten für amerikanische Unternehmen. Zu ihnen zählen etwa Persönlichkeiten wie Jeff Bezos, Gründer und Präsident von Amazon, oder auch Indra Nooyi, CEO von PepsiCo. Nur zwei der langfristig agierenden Unternehmenslenker arbeiten in Europa.
Und wie ist es um die deutschen Unternehmen bestellt? Hier ist die Zahl der Familienunternehmen vergleichsweise hoch und die haben das Thema Nachhaltigkeit zumeist in ihrer DNA verankert, wie Tomkos sagt. „Selbst wenn der Geschäftsführer eines Familienunternehmens kein Mitglied der Familie ist, nimmt diese bei wichtigen Entscheidungen über Aufsichts- und Beiräte Einfluss“, so Tomkos. Familienunternehmen sind aber nicht nur besonders nachhaltig, sie sind außerdem Deutschlands Jobmotor Nummer eins, wie eine Untersuchung des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) und der Deutschen Bank zeigt.
Das verstehen die Deutschen unter Nachhaltigkeit
Die Initiative Deutschlandsiegel fragte zwischen dem 30. April und 21. Mai 2016 1000 Bundesbürger aus Berlin, Düsseldorf, Hamburg und München zwischen 15 und 75 Jahren, was sie mit dem Begriff "Nachhaltigkeit" verbinden.
...der Befragten denken bei "Nachhaltigkeit" an "faire Arbeitsbedingungen".
...verbinden "Nachhaltigkeit" mit dem Kauf regionaler Produkte.
...hatten andere/weitere Assoziationen zu dem Thema.
...sind der Meinung, "Nachhaltigkeit" habe etwas mit Müllvermeidung und Recycling zu tun.
...der Umfrageteilnehmer verbanden Umweltschutz mit "Nachhaltigkeit".
...assoziierten "Nachhaltigkeit" mit der Schonung von Ressourcen.
...denken bei "Nachhaltigkeit" vor allem ans Stromsparen.
Es lohnt sich also auch für die großen Konzerne, den Familienunternehmen nachzueifern. Das hat auch Didier Cossin, Professor für Finance and Governance an der Schweizer Business School IMD, bereits festgestellt. Nachhaltig wirtschaftende Unternehmen zeichnen sich seiner Erfahrung nach dadurch aus, dass sie:
• eine höhere Produktivität beziehungsweise Profitabilität aufweisen
• die CEOs eine Führungsmentalität haben, die konservative Werten und Innovationsfreude vereint
• ein fünfmal höheres Budget für Forschung und Entwicklung haben, als andere
• eine ganz andere Sprache verwenden
Und in der Regel seien nachhaltig geführte Unternehmen wie Henkel, Hilti oder Hipp profitabler als die, die nur auf den schnellen Gewinn aus seien. Und das nicht nur lang- sondern sogar kurzfristig.