Analyse Das sagt Jogi Löws Körpersprache aus

Jogi Löw ist nach dem Final-Spiel zwar erschöpft, zeigt sich aber von seiner professionellen Seite. Der Körpersprache-Experte Michael Moesslang hat die Gesten des Bundestrainers für WirtschaftsWoche Online analysiert.

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Auf dem Rasen zeigt Bundestrainer Jogi Löw Gefühl - in Interviews ist er beherrscht. Quelle: dpa

Sowohl in der Pressekonferenz als auch im ARD-Interview tischt Bundestrainer Joachim Löw vorbereitete Antworten auf. Dabei fällt vor allem auf, dass Löw sich wenig auf sein Gegenüber fokussiert und dass er kaum Emotionen zeigt. Der Bundestrainer ist zwar ein emotionaler Mensch, doch für Interviews ist er gut gecoacht.

Gastautor Michael Moesslang ist Kommunikationstrainer und Experte für Körpersprache. Quelle: Presse

Seine Antworten gleichen sich bei beiden Terminen, was zeigt, dass er Bausteine vorbereitet hat. Auf kritische Fragen reagiert er ebenso emotionslos wie auf freudige. Selten huscht ihm ein Lächeln übers Gesicht. Sein Blick geht häufig nach unten. Das deutet auf einen inneren Dialog hin, so als versuche er sich an das zu erinnern, was er auf diese Frage antworten wollte. Auch sonst sind seine Augen sehr unruhig. Das ist bei ihm jedoch sicherlich kein Zeichen von Unsicherheit. Vermutlich will er sich auf nichts im Außen fokussieren sondern nur auf seine Worte konzentrieren.

Jogi Löw ist ein Mensch starker innerer Gefühle und einem großen Bezug zu seinem Körper. Das ist daran zu erkennen, wie häufig er sich berührt und wie viel Bewegung in seinem Körper ist. Das sind normalerweise auch Menschen, denen Vertrauen und Kontinuität wichtig sind.

Was Ihre Gesten über Sie verraten


Es gibt jedoch zwei Momente in denen er plötzlich auffällige Anzeichen zeigt. Als er auf der Pressekonferenz über Brasilien als Gastgeber und über die von der brasilianischen Bevölkerung ausgehenden „Sympathie und Energie“ spricht, wischt er sich mit dem ausgestreckten Finger unter die Nase. Das bedeutet nicht unbedingt, dass er lügt. Er fühlt sich jedoch eindeutig unwohl bei seiner Aussage. Normalerweise könnte man es ja auf seine Gewohnheiten zurückführen. Doch am Ende seiner Antwort wiederholt er nicht nur die Worte sondern auch die Geste und wischt sich wieder an der Nase mit dem Finger.

Der zweite Moment ist der, als er vom ARD-Journalisten nach der weiteren Arbeit als Bundestrainer gefragt wird und dieser auch noch nachlegt mit: „Gibt’s Zweifel?“. Da reagiert Jogi Löw auffallend zögerlich, blickt nach unten und wird sehr unkonkret. Er beruft sich erst auf ein noch folgendes Gespräch mit dem Präsidenten und schließt dann mit „Ich denke nicht.“ Ganz sicher scheint er sich hier selbst nicht zu sein. Will er etwa übers Aufhören nachdenken?

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