Ann-Kristin Achleitner Mit Herzblut im Aufsichtsrat

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Es zählt nur Professionalität

Paul Achleitner Quelle: dpa

Vergleiche mit ihrem Mann nerven Achleitner. Und auch Titel wie das „Power-Paar“ oder „Paar mit Top-Rating“, wie die Presse die beiden schon genannt hat, erträgt sie nur schwer. „Wir haben zwei völlig verschiedene Berufe“, sagt sie. Als Achleitner in den Neunzigerjahren am Stiftungslehrstuhl für Bank- und Finanzmanagement der European Business School arbeitete, saßen ihre engsten Austauschpartner bei der US-Investmentbank JP Morgan, von der sie viele vertrauliche Unterlagen über die Branche erhielt. JP Morgan war jedoch ein direkter Wettbewerber von Goldman Sachs, wo ihr Mann seinerzeit arbeitete. Dass sich das Paar über Interna austauschte, liegt für sie außerhalb des Vorstellbaren. „Schon damals zählte nur eines“, sagt Achleitner, „Professionalität.“ Gleiches gelte jetzt für die Aufsichtsratsmandate, die beide zurzeit bekleiden.

Zwar hält Achleitner ihr Privatleben möglichst aus der Öffentlichkeit heraus. Trotzdem gehören auch hier Prominente zum täglichen Umgang. Siemens-Chef Peter Löscher hat früher bei den Achleitners übernachtet, als er noch keine eigene Wohnung in München gefunden hatte, Ex-Bundesaußenminister und Grünen-Politiker Joschka Fischer ist Patenonkel eines der drei Kinder.

Ihr Netzwerk hat Achleitner vor allem ihrem fachlichen Ehrgeiz zu verdanken. Mit 18 beginnt sie ihr BWL-Studium in St. Gallen, schließt ein Jurastudium an, mit 28 Jahren hat sie bereits zwei Doktortitel und ist habilitiert. Anschließend geht es zu McKinsey. In St. Gallen knüpft sie vor allem eine persönliche Verbindung. Hier lernt Achleitner ihren zukünftigen Mann Paul kennen. Am Weltwirtschaftsforum in Davos nahm sie allerdings vor ihm teil. 1998 zeichnete der Chef der jährlichen Großveranstaltung, Klaus Schwab, sie als „Global Leader for Tomorrow“ aus – und sollte recht behalten.

"Ich will ja noch etwas lernen"

Ob in Wirtschaft, Wissenschaft oder Politik, Achleitner drängt sich nie auf, sondern zieht es vor, um Rat gefragt zu werden. Sie gilt als fleißig und wissbegierig und arbeitet sich detailliert in Themen ein. Die Liste der Auszeichnungen ist bei der Mittvierzigerin so lang wie bei viel Älteren der Lebenslauf. Trotzdem zeigt sie wie kaum eine andere in ihrer Position offen, dass sie immer noch hinzulernen will.

Auf der „Super-Return“ in Berlin, dem jährlichen Treffen der Finanzinvestoren, hielt Achleitner im Februar einen Vortrag, war danach aber nicht mehr zu sehen. Als ein Redner die Zuhörer fragt, ob Frau Achleitner noch da sei, ertönt aus der letzten Reihe ihre Stimme: „Sicher bin ich im Raum, ich will ja noch etwas lernen.“ Achleitner machte Notizen und saß auch am nächsten Tag früh morgens im Auditorium, um Berichte aus der Praxis zu hören.

Denn Private-Equity-Finanzierung in Familienunternehmen, also die zeitweise Beteiligung von Investoren, ist ein Forschungsgebiet, mit dem sich Achleitner an der TU München beschäftigt. Zusammen mit ihrem Kollegen Christoph Kaserer hat sie gemeinsam mit der Deutschen Börse den German Entrepreneurial Index (GEX) entwickelt. Der bildet die Performance eigentümergeführter Unternehmen ab, nachdem sie an die Börse gegangen sind.

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