Ann-Kristin Achleitner Mit Herzblut im Aufsichtsrat

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Herzblutthemen mit Konjunktur

Ann-Kristin Achleitner Quelle: dpa

Wenn Achleitner über etwas forscht, dann spricht sie von „Herzblutthemen“. Sie packt Probleme an, die ihr selbst wichtig sind. Als sie begann, sich mit der Frage des sozialen Unternehmertums zu befassen, wollte das mancher Professorenkollege nicht fassen, legte es ihr als persönliche Midlife-Crisis aus. Seit der Finanzkrise hat das Thema jedoch Konjunktur.

Großes Renommee verschaffte sich Achleitner mit ihren Arbeiten zur internationalen Rechnungslegung in Unternehmen vor allem während ihrer Zeit an der European Business School. Zusammen mit Werner Seifert, dem ehemaligen Chef der Deutschen Börse, und Frank Mattern, dem Deutschland-Chef von McKinsey, verfasste sie zudem ein Buch über die europäischen Kapitalmärkte.

Achleitner vermeidet es, als eiskalte Karrierefrau rüberzukommen. Sie lächelt viel und hat immer ein freundliches Wort für ihre Mitarbeiter übrig. Eine Collage aus kleinen Fotos aller ehemaligen Assistenten, die Achleitners Porträt darstellen, hängt in ihrem Büro. Noch immer kennt sie alle Namen und freut sich, wenn sie Jahre später noch etwas von ihnen hört.

Kein Wunder, dass so eine auch von den Politikern hofiert wird. Bundesjustizministerin Leutheusser-Schnarrenberger holte Achleitner in die Corporate-Governance-Kommission, die Regeln für gute Unternehmensführung erarbeitet. Schon während ihrer Zeit in der Schweiz beschäftigte sich die Ökonomin mit diesem Thema. Zu ihren Mitstreitern in der Kommission zählen unter anderem Fraport-Vorstandschef Stefan Schulte, die ehemalige Wirtschaftsweise Beatrice Weder di Mauro und Daniela Weber-Rey, Partnerin der Anwaltskanzlei Clifford Chance. Zusammen mit ihnen will Achleitner für mehr Unabhängigkeit von Aufsichtsräten sorgen.

Nicht viel Zeit für Privates

Die Liste der Gremien und Kommissionen, denen Achleitner angehört, passt kaum auf ein DIN-A4-Blatt. In der von der Bundesregierung berufenen Expertenkommission Forschung und Innovation erstellte sie mit ihren Hochschulkollegen Jutta Allmendinger, Joachim Luther und dem inzwischen verstorbenen Hariolf Grupp Gutachten zu Forschung, Innovation und technologischer Leistungsfähigkeit in Deutschland.

In der Expertengruppe „Zukunft Bayern 2020“ des damaligen Ministerpräsidenten Stoiber arbeitete sie unter der Regie von Ex-McKinsey-Europachef Herbert Henzler unter anderem mit dem ehemaligen „Focus“-Chefredakteur Helmut Markwort und FC-Bayern-München-Präsidenten Uli Hoeneß zusammen. Im Politzirkel „Zukunft soziale Marktwirtschaft“ hatte sie es mit dem Präsidenten des ifo Instituts, Hans-Werner Sinn, Erzbischof Reinhard Marx, dem BMW-Betriebsratsvorsitzenden Manfred Schoch und Rudolf Staudigl, dem Chef von Wacker Chemie, zu tun. Und mit Bahn-Chef Rüdiger Grube, Telekom-Chef René Obermann und RWE-Manager Fritz Vahrenholt sitzt sie im Senat der Fraunhofer-Gesellschaft, einer der wichtigsten deutschen Forschungseinrichtungen.

Viel Zeit für Privates bleibt ihr nicht. Ein Bild ihrer drei Kinder im Alter von 7 bis 13 liegt noch auf der Fensterbank und wartet auf einen Platz an der Wand. Achleitner hat ihr Büro erst vor Kurzem bezogen. Ein Bild des Comic-Hundes Snoopy fehlt – in einem Snoopy-Laden hat Achleitner samstags während ihres Studiums gearbeitet. Doch ihre Kinder mochten lieber die Comic-Figuren Sitting Ducks. Die kriegen auch bald einen Platz über ihrem Schreibtisch neben dem McKinsey-Huhn.

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