Im Gegensatz zu Siemens und MunichRe stehen Zuwächse bei den weiblichen Kontrolleuren in anderen Dax-Konzernen zumindest auf dem Programm. "Wenn möglich ausbauen", so die offizielle Erklärung, will etwa Daimler in den kommenden Jahren den Frauenanteil im Aufsichtsrat. 2013 laufen auf der Kapitalseite die Verträge von Jürgen Hambrecht, dem früheren Chef des Ludwigshafener Chemiekonzern BASF, von Lynton Wilson, dem Ex-Boss des gestrauchelten kanadischen Telekommunikationsausrüsters Nortel, sowie der früheren Nokia-Managerin Sari Baldauf aus. Mit Baldauf und der Ex-Nestlé-Vorstandsfrau Petraea Heynike repräsentieren aktuell zwei Frauen die Kapitalseite im Daimler-Aufsichtsrat.
Das Kasseler Rohstoffunternehmen K+S (früher Kali und Salz) erklärt, nach der Rechtsanwältin Jella Benner-Heinacher im kommenden Jahr auf jeden Fall eine weitere Frau in sein Kontrollgremium zu berufen. Im Mai laufen die Verträge von sechs der acht Kapitalvertreter aus. Eine Favoritin gibt es wohl noch nicht, der Nominierungsausschuss soll im Januar tagen.
Auch beim Düsseldorfer Handelskonzern Metro, der bis zum September noch zum Kreis der Dax-Konzerne zählte, wird vermutlich ein Mann einer weiteren Frau Platz machen. "Der Aufsichtsrat strebt an, dass nach den Aufsichtsratswahlen im Jahr 2013 mindestens 20 Prozent seiner Sitze mit Frauen besetzt sind", heißt es im Geschäftsbericht des Unternehmens. 2018 soll der Anteil mindestens 30 Prozent erreichen. Bislang ist allerdings Hochschulprofessorin Achleitner die einzige Aktionärsvertreterin im Kontrollgremium.
Nur knapp 20 Prozent der Aufsichtsposten in den 30 Dax-Unternehmen waren 2012 in Frauenhand gegenüber 13,6 Prozent 2011, hat die Vereinigung FidAr gezählt. Aufseiten der Anteilseigner lag der Anteil nur bei 14,96 Prozent, fast eine Verdopplung gegenüber den 7,84 Prozent 2011.
Hinterfragen Sie sich selbst: Stimmen diese Klischees über Frauen und Männer im Job?
Studien zeigen: Schon kleine Mädchen bevorzugen flache Hierarchien – keiner soll sein Gesicht verlieren. Chefinnen-Gehabe wird abgestraft. Jungs aber testen schon früh Hierarchien – und bleiben im Job dabei: Arbeit ist Wettkampf, Karriere heißt Konkurrenten killen.
Viele Frauen lehnen Machtgerangel ab, streiten lieber um der Sache willen. Männer kämpfen oft nicht um Inhalte, sondern um die Deutungshoheit.
Frauen landen oft entweder auf unwichtigen oder sehr wackeligen Stühlen, auf denen die Gefahr des Scheiterns besonders groß ist. Nicht, weil sie besonders gute Krisenmanager wären – sondern weil Männer Frauen eher ranlassen, wenn der Karren tief im Dreck steckt.
Auch unfähige Männer treten oft mit breiter Brust auf. Fähige Frauen machen sich oft klein, nehmen Dinge persönlich, haben Angst vor zu viel Verantwortung.
"Bei den Arbeitnehmervertretern gibt es eine gewachsenere Tradition, Frauen in den Aufsichtsrat zu berufen", sagt Präsidentin Schulz-Strelow, "die Vertreter der Kapitalseite, die Jungs aus der Deutschland AG, halten ihre Kreise geschlossener. Männer holen bevorzugt Männer in den Aufsichtsrat."
Den Grund dafür glaubt die Frauen-Lobbyistin zu kennen: "Frauen durchbrechen in Sitzungen oft die festgelegten Rituale, stellen Detailfragen und geben auch schon mal zu, wenn sie etwas nicht verstanden haben." Unternehmen, die sich mit Frauen an der Spitze einlassen, könnten davon nur profitieren.