Ausbildung von Führungskräften Manager müssen mehr sein als "Nieten in Nadelstreifen"

Die Anforderungen ans Management steigen. Die komplexere Arbeitswelt muss sich auch in der Ausbildung von Nachwuchsführungskräften niederschlagen. Eine Professionalisierung des Managements ist dringend nötig.

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Quelle: Getty Images

Hoch genug sind sie ja, die Ansprüche an moderne Manager: Chefs und Mitarbeiter erwarten, dass ihre Führungskräfte immer versierter delegieren und koordinieren, sich auf die Kompetenz interner Experten verlassen und diese führen. Natürlich sollen sie auch einmal eine unliebsame Entscheidung durchsetzen können. Aber bitte nicht auf der Basis traditioneller hierarchischer Strukturen.

Talentierte Mitarbeiter sind lieber Experten als Führungskräfte

Die Rolle von Managern ist heute eine andere als vor ein paar Jahrzehnten. Das liegt vor allem daran, dass der Job von Führungskräften in einem immer komplexeren Umfeld stattfindet. Um diesen Umgang mit der Komplexität drehen sich alle modernen Managementtheorien: Man ist überzeugt, dass die Umwelt der Firmen generell immer schnelleren Veränderungen unterliegt und die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Zusammenhänge, die es dabei zu beachten gilt, immer komplexer werden.

Diese Führungstypen gibt es in Unternehmen

Gleichzeitig scheint die klassische, hierarchische Laufbahn in Unternehmen viele junge Menschen nicht mehr zu locken: Talentierte Mitarbeiter wollen sich häufig lieber auf Expertenebene weiterentwickeln statt als Führungskraft ihre Zeit mit Bürokratie und Meeting-Marathons zu verbringen. Ein Indikator dafür, dass Managementpositionen nicht mehr als so attraktiv erachtet werden wie noch vor 20 Jahren. Ist etwa das Management im Umgang mit Komplexität überfordert? Das würde die schwindende Attraktivität von Managementpositionen zumindest teilweise verständlich machen.

Immer neue Management-Moden

Ein bedeutender Indikator für Probleme bei der Komplexitätsbearbeitung ist die seit mehr als 20 Jahren steigende Zahl an sogenannten Management-Moden. Denn Manager neigen dazu, auf die steigende Umweltkomplexität mit einfachen Konzepten zu reagieren. Diese versprechen geschickt, die Steuerbarkeit ihres Unternehmens auch bei steigender Unsicherheit zu gewährleisten. Die Liste dieser Methoden ist lang: Sie heißen Business Process Reengineering, Lean Management, Total Quality Management, ISO 9000 und Six Sigma. Möglicherweise sind sie aber weniger für die Anwender als für Buchautoren und Berater ein gutes Geschäft.

Die sieben Etappen des ersten Führungsjobs

Dafür, dass man steigende Komplexität mit einfachen Konzepten bewältigen sollte, gibt es aber weder theoretische Argumente, noch lassen sich dafür in der Praxis nachhaltige und tiefgehende Verbesserungen hinsichtlich der Unternehmensführung nachweisen. Die Folge der Erfolglosigkeit ist ein ständiger Wechsel der Methoden, die nicht wirklich hilfreich fürs Management sind. Warum? Weil diese „Managementmoden“ auf mechanistischen Organisationsbildern beruhen. Das heißt auf simplen, an die Naturwissenschaften angelehnten Vorstellungen von Organisationen. Diese Ideen sind aber auch Grundlage der Betriebswirtschaftslehre und der Bürokratie.

Insbesondere die auf der Mikroökonomie basierende Betriebswirtschaftslehre ist als Werkzeug der Unternehmenssteuerung durchaus sehr wertvoll. BWL-Kenntnisse sind darum für Manager unabdingbar. Aber aufgrund ihrer extremen Vereinfachungen, insbesondere bei der Abbildung sozialer Realitäten, ist die BWL nicht in der Lage, komplexe soziale Vorgänge wie tiefgehende Organisationsveränderungen oder radikale Innovationen in Organisationen auch nur annähernd abzubilden. Andererseits macht gerade die Einfachheit des Organisationsverständnisses die BWL attraktiv für die Praxis. Das umso mehr, als das Weltbild der mechanistischen Theorien sich gut mit der Praxis deckt.

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