Ausblick 2015: Von diesen Menschen werden Sie noch viel hören

Margrethe Vestager, 46 - Europas Internet-Dompteurin

Gewähren lassen oder Einfluss beschneiden? Margrethe Vestager wird 2015 eine der wichtigsten Fragen beantworten müssen, die sich der EU-Kommission stellen: Wie gehen wir mit der Marktmacht der Suchmaschine Google um? Vestagers Vorgänger, der Spanier Joaquín Almunia, machte diesbezüglich keine gute Figur und beschädigte so die Glaubwürdigkeit von Europas oberster Wettbewerbsbehörde. Vestager soll es nun richten. Die ehemalige Wirtschaftsministerin und studierte Ökonomin weiß um die Brisanz des Falls. Geht sie zu hart vor, steht sie im Verdacht, Europa wolle den US-Internet-Riesen kleinkriegen. Außerdem läuft sie Gefahr, der Zukunftsbranche Internet Fesseln anzulegen – nicht unbedingt im Sinne der Liberalen Vestager. Bisher hat sie sich bedeckt gehalten und darauf verwiesen, dass sie Zeit braucht, um sich einzuarbeiten, ehe sie eine Entscheidung fällt. 2015 bringt für die Dänin Vestager, die als Vorbild für die Hauptrolle in der TV-Serie „Borgen“ gilt, auch private Veränderung: Im Sommer werden ihr Mann und zwei ihrer drei Töchter zu ihr nach Brüssel ziehen.

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Raoul Rossmann, 29 - ehrgeiziger Kronprinz

Seit mehr als zwei Jahren redet er über seinen möglichen Nachfolger, doch Namen nannte er nie – bis Mitte Oktober endlich Schluss war mit der Geheimniskrämerei: Per Pressemitteilung teilte Dirk Roßmann, Gründer der Drogeriemarktkette Rossmann, mit, dass Sohn Raoul in die Geschäftsleitung aufrücken werde und damit zum offiziellen Thronfolger aufsteigt. Für Branchenkenner eine Entscheidung, mit der zu rechnen war: Raoul gilt als ehrgeiziger als sein älterer Bruder David, zuletzt verantwortete er den Einkauf des Non-Food-Bereichs, einer der wichtigen Umsatzbringer des Unternehmens, das in diesem Jahr rund sieben Milliarden Euro erwirtschaften will. Ab Januar 2015 ist der 29-Jährige verantwortlich für Einkauf und Marketing. Und hat einige Herausforderungen zu meistern: Rossmann ist zwar unangefochtene Nummer zwei im Drogeriegeschäft, doch der Abstand zu Marktführer dm ist groß. Auch das Digitalgeschäft ist ausbaufähig: Zwar gibt es seit 1999 einen Online-Shop, der aber hat zumindest bis 2013 keinen Gewinn erzielt.

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Elizabeth Holmes, 30 - scheue Bluttesterin

Ihr Studium in Stanford bricht sie mit 19 Jahren ab – weil sie die Zeit an der kalifornischen Eliteuniversität für „reine Geldverschwendung“ hält. Statt es für Studiengebühren auszugeben, steckt Elizabeth Holmes ihr Kapital lieber in die Gründung ihres Start-ups Theranos. Ziel des Unternehmens: die Suche nach einem neuen Verfahren für Bluttests. Ein lukratives Geschäft: Kliniken, Blutlabore und Pharmakonzerne setzen mit Bluttests weltweit an die 80 Milliarden Dollar jährlich um. Denen macht Holmes Konkurrenz: Mit ihrer Technologie kann sie angeblich 50 Prozent günstiger testen als Blutlabore und bis zu 90 Prozent günstiger als Krankenhäuser. Holmes’ Leidenschaft für pharmazeutische Labore hat nicht nur den Wert des Unternehmens nach oben schnellen lassen – Analysten schätzen Theranos mittlerweile auf neun Milliarden Dollar. Sondern auch die Gründerin selbst binnen eines Jahrzehnts in den Club der 400 reichsten Amerikaner katapultiert. Für das Jahr 2015 könnte der Börsengang des Unternehmens ins Haus stehen – und damit für die verschwiegene Tüftlerin eine der schwersten Übungen ihrer Karriere: der Schritt in die Öffentlichkeit.

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Johannes Reck, 29 - reiselustiger Biochemiker

Mit dem Segelboot durch Sydneys Hafen schippern, mit dem Rad durch Shanghai fahren oder das Londoner Wembley-Stadion besuchen: Mehr als 25.000 Aktivitäten lassen sich auf GetYourGuide buchen, einer Internet-Plattform für die Vermittlung von Urlaubsaktivitäten. Ausgedacht hat sich den Service Johannes Reck, der in Zürich, Heidelberg und Harvard Biochemie studiert hat. Mit vier Kommilitonen der ETH Zürich gründete Reck das Start-up 2008. Im Sommer 2014 sammelte das junge Unternehmen 25 Millionen Dollar Kapital ein – der Hauptgrund: US-Analysten schätzen den Markt, in dem sich GetYourGuide bewegt, auf 100 Milliarden Dollar, Konkurrenz gibt es kaum. 2015 will Reck per App Reisenden Kurzfristbuchungen vor Ort ermöglichen – etwa Tickets für den Eiffelturm, um kurz später über Paris zu blicken.

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Megan Ellison, 28 - verschwiegener Film-Fan

Zwei Milliarden Dollar – so viel soll Megan Ellison von ihrem Vater, Oracle-Gründer Larry Ellison, zum 25. Geburtstag bekommen haben. Doch statt es für Klamotten oder Reisen auszugeben, finanzierte sie einen Film über Suche und Tötung Osama bin Ladens: „Zero Dark Thirty“ war für fünf Oscars nominiert und gewann einen. Heute gilt Ellison, die nie Interviews gibt, in Hollywood als die Anlaufstelle für eigenwillige Filmprojekte. 2014 wurden Ellisons Filme „The Grandmaster“, „American Hustle“ und „Her“ für 17 Oscars nominiert – das hat noch kein Produzent vor ihr geschafft. Auch ihrem neuesten Projekt werden große Oscar-Chancen eingeräumt: „The Foxcatcher“ erzählt die wahre Story vom Mord des Millionärs und Sportsponsors John Dupont an US-Ringer-Olympiasieger David Schultz.

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Jessica Alba, 33 - ehrliche Haut

Alles begann mit einer Hautreizung: Hollywood-Star Jessica Alba war mit ihrem ersten Kind schwanger und probierte ein Babyshampoo aus. Das Ergebnis: rote Pusteln auf der Haut. Die Schauspielerin war alarmiert: „Wenn das bei mir passiert, was wird das Shampoo erst bei meinem Baby anrichten?“ Alba suchte nach einer Firma, die sichere und zugleich günstige Babyprodukte anbietet, wurde nicht fündig – und gründete selbst eine. Heute, sieben Jahre später, steuert sie von ihrem pinkfarbenen Schreibtisch inmitten eines schicken 600-Quadratmeter-Lofts im kalifornischen Santa Monica The Honest Company. Das Start-up produziert laut Alba „nicht unbedingt grüne, aber sichere, hochwirksame, bezahlbare, schön designte Babyprodukte“, hat rund 275 Mitarbeiter, macht gut 150 Millionen Dollar Umsatz und ist Analysten zufolge knapp eine Milliarde Dollar wert. Gerade haben Alba und ihr Geschäftspartner 70 Millionen Dollar Risikokapital eingesammelt. Das will sie dafür nutzen, ihre Geschäfte weltweit auszudehnen – und The Honest Company fit zu machen für den Börsengang, der 2015 anstehen könnte.

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Nick Woodman, 39 - der Action-Milliardär

Woodman ist einer der jüngsten Selfmade-Milliardäre der Welt, sein Vermögen wird auf fast fünf Milliarden Dollar geschätzt. Nicht schlecht für einen Gründer, dessen erstes Start-up beim Platzen der Dotcom-Blase unterging. Woodman nahm sich eine Auszeit und ging 2002 zum Surfen nach Indonesien. Um sein Wellenreiten zu dokumentieren, befestigte er eine Videokamera via Gummiband an seinem Arm. Doch die Qualität befriedigte ihn nicht. Er ließ seine eigene Kamera herstellen und verkaufte sie an Surf-Shops. Heute sind die GoPro-Kameras, die an Helme, Surfboards oder Fahrräder geschnallt werden, Standard für Sportler aller Art. 2014 setzte das Unternehmen geschätzte 1,4 Milliarden Dollar um. Woodman muss nun beweisen, dass er die Leidenschaft für seine Kamera wachhalten kann. Erreichen will er das mit einer Minidrone für jedermann.

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Attila Hildmann, 33 - der Veggie-Millionär

„Just listen to the sound“, sagt der Mann in dem Werbespot und drückt aufs Gas: Mit tiefem Wummern beschleunigt der neue Porsche 911 Carerra GTS, gleitet geschmeidig durch die Kurve. Am Steuer: Attila Hildmann, Deutschlands wohl bekanntester Vegan-Koch – und Testimonial im jüngsten Internet-Spot der Sportwagenmarke. Vollkorn-Fan und Porsche-Fahrer: Eine Kombination, die für viele undenkbar schien, ist für Hildmann Symbol seines Selbstverständnisses. Denn nicht als freudlosen Ökomampf verkauft der 33-Jährige seine veganen Küchenkreationen, sondern als hippen Lifestyle. In seinen Kochbüchern wie „Vegan for Youth“, von denen er mittlerweile mehr als eine Million Exemplare verkauft hat, präsentiert der angehende Physiker Brokkoli und Kopfsalat gern mit nacktem Oberkörper und Waschbrettbauch. Seine Botschaft: Veganer sind fit und sexy. Hildmanns nächstes Ziel: die USA. „Ein riesiger Markt, der noch nicht besetzt ist“, sagt Hildmann. Ob in New York, Dallas oder Los Angeles: Besser gegessen, als er selbst koche, habe er nie. Mit dem populären US-TV-Sender Discovery Channel arbeitet er derzeit an der Produktion einer eigenen Kochshow.

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Katrin Suder, 43 - die Bundeswehr-Bändigerin

Sie hatte in Physik promoviert, viele Jahre bei McKinsey als Unternehmensberaterin gearbeitet und mit ihrem jetzigen Aufgabengebiet zuvor nichts zu tun: Gerade deshalb ist Staatssekretärin Katrin Suder aber die wohl wichtigste Person für Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen. Die Aufgabe der Quereinsteigerin im Ministerium: Suder muss 2015 neu organisieren, wie die Bundeswehr Geräte, Panzer, Waffen und Flugzeuge beschafft – und damit einen Großteil des Verteidigungsetats von 32 Milliarden Euro verwendet. Das war bisher nicht nur zu bürokratisch und zu teuer. Die gelieferte Ausrüstung passte oft auch weder zum Auftrag noch zu den Bedürfnissen der Truppe. Ein Höllenjob, an dem auch das Schicksal von Suders Dienstherrin hängt. Sind doch bisher fast alle Verteidigungsminister wegen der Bundeswehrbeschaffung gestrauchelt. Von der Leyen dagegen will sich mit ihrer Staatssekretärin für höhere Weihen empfehlen – als Kanzlerin der Reserve.

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Ted Cruz, 44 - sturer Traditionalist

Sein Vater floh mit 18 Jahren und nur 100 Dollar in der Tasche aus Kuba – Sohn Ted, erster Senator aus Texas mit lateinamerikanischen Wurzeln, ist trotzdem gegen eine Einwanderungsreform – der Grund: „Mein Vater hat sich an alle Gesetze gehalten, als er Asyl beantragt hat.“ Als Gegner von Abtreibung und Gesundheitsreform, mutmaßlicher Drahtzieher hinter der US-Haushaltsblockade im Oktober 2013 und Verteidiger des Rechts auf privaten Waffenbesitz ist der texanische Ex-Generalstaatsanwalt derzeit Liebling der US-Konservativen, bis hinein in den extremen Tea-Party-Flügel. Über seine hispanische Herkunft soll Cruz aber auch bei dieser wachsenden Wählergruppe punkten, wenn 2015 der Präsidentschaftswahlkampf auf Touren kommt. Sollte er sich gegen interne Konkurrenten wie Jeb Bush durchsetzen, könnte er 2016 den Demokraten das Präsidentenamt abluchsen.

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Katrin Vernau, 41 - stete Seitenwechslerin

Fünf Jahre hatte sie nach dem Ökonomie-Studium in St. Gallen und New York bei der Unternehmensberatung Roland Berger gearbeitet, als Katrin Vernau 2002 mit gerade mal 29 Jahren in Ulm zur jüngsten Kanzlerin einer deutschen Universität ernannt wird – und dort aus Kostengründen erst mal sechs Aufzüge stilllegen lässt. Nach vier Jahren wechselt sie in gleicher Funktion an die Universität Hamburg, um sechs Jahre später wieder zu ihrem früheren Arbeitgeber zurückzukehren – als Dekanin der Roland Berger School of Strategy and Economics. Nach zwei Jahren an der Spitze dieses internen Thinktanks steht für Vernau nun der nächste Seitenwechsel zwischen Wirtschaft und öffentlichem Dienst an: Ab März wird die 41-Jährige Verwaltungsdirektorin beim WDR, soll Intendant Tom Buhrow beim Sparen helfen: Bis 2020 fallen im größten ARD-Sender 500 Planstellen weg, und auch nach den Aufzügen soll sich Vernau schon erkundigt haben.

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Tracey McDermott, 45 - Kontrolleurin der City

Zu den auffälligsten Vertretern ihrer Zunft gehörte sie bisher eher nicht - zu den entschlossensten allemal: Ob Insiderhandel, Manipulation von Referenzzinsen (Libor) oder Devisenmarktbenchmarks (Fixing) - Juristin Tracey McDermott, Leiterin des Sanktionsreferats der britischen Finanzaufsicht Financial Conduct Authority (FCA), trug entscheidend dazu bei, die größten Finanzskandale der jüngsten Vergangenheit aufzuklären. Allein 2014 verhängte sie Rekordstrafen in Höhe von knapp 1,8 Milliarden Euro gegen eine Reihe von Investmentbanken. Der Lohn ihres Engagements: Ab April wird die 45-Jährige Chefin einer neu geschaffenen Großabteilung für Aufsicht und Finanzkriminalität und damit die wichtigste Aufseherin in der Londoner City.

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