Bankvorstände In Vorständen sind Frauen weiter Einzelfälle

Unter Deutschlands Top-Banken sind nur bei der Investitionsbank Brandenburg zwei von drei Vorständen weiblich. Und das, obwohl in der Finanzwelt mehr Frauen als Männer arbeiten. Es gilt: Die Quotenfrau bleibt allein.

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Der Anteil der Frauen in den Führungsetagen deutscher Dax-Unternehmen ist einem Medienbericht zufolge im vergangenen Jahr gesunken. Quelle: dpa

Gabriela Pantings Laufbahn in der Bankenbranche begann Mitte der 1980er Jahre bei der Sparkasse Osnabrück. Sie wurde zur Sparkassenfachfrau ausgebildet und danach als Kreditsachbearbeiterin angestellt. Ein typischer Berufseinstieg – doch dabei blieb es nicht. Denn Panting machte Karriere und schaffte es schließlich bis weit ganz oben: in den Vorstand einer Bank. Seit einem Jahr ist die 47-Jährige Vorstandsmitglied bei der Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) und damit eine der wenigen Bankerinnen, die das bei großen deutschen Geldhäusern geschafft haben. Denn in den Führungsgremien der hundert größten Banken und Sparkassen nach Bilanzsumme saßen 2013 nur 25 Frauen, aber 371 Männer.

Die ILB bildet hier eine rühmliche Ausnahme. Denn Gabriela Panting hat sogar eine Mitstreiterin: Neben dem Vorstandschef Tillmann Stenger findet sich mit Jacqueline Tag eine zweite Frau in dem dreiköpfigen Gremium. Das gibt es sonst nirgendwo unter den Top-100-Banken.

Der Anteil der weiblichen Vorstände ist mit 6,3 Prozent verschwindend gering, auch wenn er im Vorjahresvergleich um gut 50 Prozent angewachsen ist (2012: 4,2 Prozent). Und das, obwohl in der gesamten Kreditwirtschaft die Mehrzahl der Beschäftigten weiblich ist (57 Prozent). Das zeigt das aktuelle Managerinnen-Barometer des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). „Bei einer zielgerichteten Personalentwicklung müssten ohne Zweifel ausreichend Frauen bereitstehen, die für frei werdende Spitzenposten infrage kommen“, schreiben die Experten des DIW. Bei der Anzahl der weiblichen Vorstände hängen trotz des Positivbeispiels der ILB besonders die öffentlich-rechtlichen Banken wie Sparkassen hinterher. Nur 4,7 Prozent ihrer Gremiumsmitglieder sind Frauen. Im Vergleich zum Vorjahr sind zwar zwei Vorstandsfrauen hinzugekommen, doch die privaten Geldhäuser sowie die Genossenschaftsbanken liegen klar vorn: Bei ihnen ist der Anteil mit 7,8 bzw. 8,1 Prozent wesentlich höher.

Auch Versicherungswirtschaft hat Nachholbedarf

Auch bei den Aufsichtsräten können sich die öffentlich-rechtlichen Banken nicht abheben. Zwar liegen sie mit den privaten Instituten und den Genossenschaftsbanken in etwa gleichauf. Doch im Vorjahresvergleich ging der Anteil der Frauen um ein auf 17,5 Prozent zurück. Nur 155 von 885 Aufsehern waren weiblich, zwei hatten den Vorsitz inne. „Sicher wird es für weibliche Führungskräfte etwas Zeit brauchen, um aus dem statistischen Fußnotendasein herauszukommen und zu einem Stück Normalität in der Bankenbranche insgesamt zu werden“, sagt auch Gabriele Pantring. Immerhin werde, so Jacqueline Tag, durch die öffentliche Diskussion der „Wandel zu einem ausgewogeneren Verhältnis von Frauen und Männern in Führungspositionen bei Banken angestoßen.“

Dabei könnten die öffentlich-rechtlichen Banken und Sparkassen eine besondere Aufgabe übernehmen, die Männerdomäne in den Spitzenfunktionen des Finanzsektors aufzubrechen, meinen die DIW-Autoren. Diese unterliegen den Gleichstellungsgesetzen des Bundes oder der Länder, die unter anderem bei der Besetzung von Aufsichtsräten greifen.

Die mächtigsten Frauen im Business
Nancy McKinstry Quelle: Presse
Platz 14: Ho Ching Quelle: REUTERS
Platz 13: Sandra Peterson Quelle: Bayer CropScience AG
Platz 12: Ornella Barra Quelle: Presse
Platz 11: Maria Ramos Quelle: World Economic Forum
Marjorie Scardino Quelle: REUTERS
Annika Falkengren Quelle: REUTERS

„Allerdings haben die dort enthaltenen Soll-Regelungen bisher nicht dazu geführt, dass Frauen in Aufsichtsräten öffentlich-rechtlicher Finanzinstitute gleichberechtigt vertreten sind“, schreiben die DIW-Experten. „Offenbar bedarf es klarer Zielgrößen und Zeiträume zu deren Umsetzung.“ Hier fordern die Autoren die jeweils zuständigen Minister zu einem effizienten Controlling auf. Auch in der Versicherungswirtschaft gibt es weiter Nachholbedarf. In fast jedem zweiten Unternehmen sitzt eine Frau im Vorstand – doch dabei bleibt es dann oft auch. Die Quotenfrau ist immer noch Realität, denn bei den 29 Versicherern mit weiblichen Vorständen sitzen lediglich 34 Frauen in den Gremien. Der Anteil an allen Mitgliedern der Führungsgremien liegt damit bei 8,6 Prozent. In den Aufsichtsräten sind es 16,3 Prozent – und damit trotz eines Zuwachses weniger als bei Banken und Sparkassen. „Sollen in absehbarer Zeit auch nur ansatzweise egalitäre Strukturen in den Spitzengremien erreicht werden, sind größere Anstrengungen sowie strukturelle Veränderungen notwendig“, lautet das Fazit der DIW-Untersuchung.

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