Beiräte Wie Mittelständler von externen Beratern profitieren

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Unternehmen werden offener

Geschäftsführer der Mahr-Gruppe: Stefan Gais (links) und Ulrich Kaspar, Beiratsvorsitzender: Klaus Bukenberger - Wenn Externe Familienunternehmen lenken, ist Fingerspitzengefühl gefragt. Dass die Doppelspitze zwischen Manager Kaspar und Familienmitglied Gais so gut läuft, liegt auch an Beiratschef Bukenberger, der wie ein Scharnier zwischen Eigentümern und Geschäftsführer agiert. Quelle: Nils Hendrik Müller für WirtschaftsWoche

„Zwar lassen sich gestandene Unternehmer das Heft nie ganz aus der Hand nehmen“, sagt Studienautor Jürgen Thömmes, Dozent an der FHDW, „aber insgesamt sind sie gegenüber Beiräten deutlich offener geworden.“

Dass auch kleinere Mittelständler ihre Entscheidungen mithilfe eines Beirats professionalisieren wollen, belegt eine Studie der Beratung für Unternehmensführung und -nachfolge (BfUN) in Köln: Zwar ist die Existenz eines Beirats bei großen Mittelständlern mit mehr als 125 Millionen Euro Umsatz mit 85 Prozent deutlich wahrscheinlicher als bei Kleinunternehmen. Doch selbst bei Unternehmen mit weniger als 25 Millionen Euro Umsatz führt rund jedes dritte freiwillig ein solches Gremium – Tendenz stark steigend.

„Kleinere Mittelständler richten derzeit besonders häufig Beiräte ein“, sagt Christoph Achenbach, Ex-KarstadtQuelle-Vorstandschef, Gründer der Unternehmensberatung BfUN und Mitherausgeber der Fachzeitschrift „Der Aufsichtsrat“.

Das merken auch Headhunter wie Gemini Executive. „Je nach Branche“, sagt Gemini-Managing-Partner Stefan Hübner, „gilt jeder zehnte Suchauftrag bei uns bereits einem Unternehmenskontrolleur.“

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Gestiegenes Interesse

Gleichzeitig steigt das Interesse gestandener Manager oder Unternehmer, einem solchen Gremium anzugehören – trotz nicht unerheblicher Haftungsrisiken und in der Regel mäßiger Bezahlung: Das Gros der Mittelständler entlohnt seine Ratgeber je nach Größe im Schnitt mit 12 000 Euro und in der Spitze mit bis zu über 30 000 Euro im Jahr. Manche zahlen nur 1000 Euro, und das sogar ohne Reisespesen.

Doch ein Beiratsposten bedeutet Renommee. Und er erhöht die Chance, in weitere Firmen empfohlen zu werden. Zum Beispiel, wenn man erfolgreich als Korrektiv eines Fremdgeschäftsführers wirkt, „damit der nicht macht, was er will“, wie es ein erfahrener Beirat ausdrückt.

So wie Klaus Bukenberger, einer der wenigen hauptberuflichen Beiräte Deutschlands. Er unterstützt unter anderem die Mahr-Gruppe in Göttingen. Bei dem mittelständischen Messtechnikhersteller mit weltweit 1400 Mitarbeitern ist mit Ulrich Kaspar vor zwei Jahren zum ersten Mal in der 150-jährigen Unternehmenshistorie ein Nichtfamilienmitglied als Geschäftsführer eingezogen. Gemeinsam mit Familienmitglied Stephan Gais lenkt er die Geschicke des Unternehmens – unter Aufsicht von Bukenberger, der mit zwei weiteren externen Profis sowie zwei Familienangehörigen den Unternehmensbeirat bildet.

Ein Gremium mit weitreichenden Rechten: Es kann den Geschäftsführer berufen und wieder abberufen, selbst wenn dieser Mitinhaber ist. Auch für die jährliche Budgetplanung sowie jede Einzelinvestition über eine Million Euro und Budgetabweichungen von mehr als 15 Prozent gibt es erst grünes Licht, wenn der Mahr-Beirat dies genehmigt.

„Berät ein Beirat den Unternehmer in Richtung Bankenkommunikation und fühlt sich die Bank damit wohl“, sagt Detlef Hermann, Bereichsvorstand in der Mittelstandsbank der Commerzbank, „kann ein besseres Verständnis auch zu besseren Konditionen führen.“

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