Extrem hohe Stressresistenz, ausgeprägter Teamgeist, Führungskompetenz, Loyalität mit Unternehmen und Mitarbeitern, die Fähigkeit, klare Entscheidungen zu treffen, auch bei Gegenwind dazu zu stehen und die Verantwortung für die Folgen zu tragen: Diese Eigenschaften zeichnen viele von Gorniks Offizierskollegen aus. Fähigkeiten, die ein wenig aus der Mode gekommen zu sein schienen in Zeiten, in denen mit Inbrunst um Frauenquote gestritten wird und Unis beschließen, männliche Hochschullehrer künftig lieber als Herr Professorin zu bezeichnen. Zeiten, in denen auf Konzernfluren lieber um die nächste Beförderung und die Hoheit über Tischvorlagen für Vorstandssitzungen gerungen wird statt um tragfähige Geschäftsmodelle. Zeiten, in denen Vorschläge und Entscheidungen in immer noch einem zusätzlichen Meeting zerredet und verwässert werden, bis von ihrer ursprünglichen Intention nichts mehr zu erkennen ist.
„In Unternehmen übertreiben es manche mit Verhandeln, Diskutieren und Einbeziehen“ sagt Managementautor Reinhard Sprenger. „Manchmal müssen klare Entscheidungen her.“
Und nicht das nächste, kuschelige Motivationsseminar, sondern exakte Führungsregeln - gerade angesichts anhaltender Turbulenzen an den Finanzmärkten, in Krisenregionen wie Nordafrika, der Türkei und Brasilien oder der Krise der Europäischen Union, die ein komplexes Klima globaler Unsicherheit schaffen, das Unternehmen Entscheidungen nicht leicht macht.
Was Manager von Offizieren lernen können
Geben Sie nur die großen Leitlinien vor und Aufgaben an andere ab. Getreu dem Prinzip Führen mit Auftrag.
Unterteilen Sie den Weg bis zu einer Entscheidung in deutliche Arbeitsschritte. Diese Struktur gibt Ihnen gerade in Drucksituationen die nötige Sicherheit.
Lassen Sie sich umfassend informieren und beraten, aber nicht reinquatschen. Die Entscheidung treffen müssen Sie oftmals allein – vor allem, wenn es schnell gehen muss oder ein Zielkonflikt besteht.
Verantwortung ist unteilbar. Treffen Sie also nur Entscheidungen, die Sie verantworten können, und stehen Sie anschließend auch dazu.
Haben Sie keine Angst vor hohen Titeln – ob General oder Vorstand.
„In solchen Zeiten sind ehemalige Offiziere für Unternehmen interessant“, sagt Wirtschaftswissenschaftler Fredmund Malik. Sie hätten gelernt, in unsicheren Situationen mit Szenarien zu arbeiten und Informationen in Echtzeit zu verarbeiten.
„Mit Basisdemokratie wird man keinen Erfolg haben“, sagt auch Frank-Jürgen Weise, Chef der Bundesagentur für Arbeit und Oberst der Reserve. „Unternehmen brauchen Führung“.
Nicht nur die Bundesagentur oder die Allianz setzen auf Ex-Militärs - Unternehmen vieler Branchen schätzen die Qualitäten ehemaliger Soldaten: Haushaltsgerätehersteller BSH, die Deutsche Bahn oder EADS stellen regelmäßig Abgänger ein. Der US-Versandhändler Amazon spricht via Xing gezielt Ex-Offiziere an, lockt sie mit Führungsaufgaben. Beim Unternehmensforum der Bundeswehr-Uni München - einer Jobmesse für ausscheidende Soldaten – präsentieren sich jedes Jahr etwa 20 Unternehmen von Audi bis zum Mittelständler Rohde & Schwarz.
Dass Ex-Offiziere auch in der Wirtschaft erfolgreich sind, bestätigt eine Studie der Harvard Universität in Zusammenarbeit mit der Boston Universität über 1.500 börsennotierte US-Unternehmen. Demnach sind diejenigen mit einem Ex-Militär als Chef seltener in Betrügereien verwickelt und kommen besser durch schwierige Zeiten. Weil die Militärs gelernt hätten, Entscheidungen unter extremen Bedingungen zu treffen - etwa im Gefecht.
Situationen, denen auch deutsche Soldaten immer häufiger ausgesetzt sind, seit sie in Auslandseinsätzen ihr Leben riskieren. Die Gefahr, etwa in Afghanistan bei Anschlägen, Gefechten und Unfällen verletzt oder gar getötet zu werden, fordert von Soldaten wesentlich komplexere Fähigkeiten als von ihren Vorgängern zu Zeiten des Kalten Kriegs. Die waren, als Bürger in Uniform, meist nur beim Wienern der Schuhe, dem Strammstehen auf dem Kasernenhof oder Schießübungen mit Platzpatronen gefordert.