Business Behaviour Was einen guten Chef wirklich ausmacht

Von der Vorstellung, der perfekte Chef werden zu können, sollten Sie sich frei machen. Wie Sie immerhin ein guter Chef werden, erklärt Sachbuchautorin Christine Koller. Und schon das ist mitunter nicht einfach.

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Der Weg zum guten Chef ist nicht immer einfach.

WirtschaftsWoche: Was macht den perfekten Chef aus?
Christine Koller: Den perfekten Chef gibt es nicht, aber einen guten Chef und der kann sich vor allem selbst führen: Er kennt seine Ziele und Wünsche, tritt für sie ein, ist echt und weiß sich abzugrenzen. Auch wenn das bedeutet, unangepasst, mit Ecken und Kanten zu agieren.


Das klingt nicht nach etwas, das man lernen könnte
Doch. Ich muss dafür allerdings sehen können: Bin ich echt, habe ich Schwächen? Viele Chefs haben oftmals Tomaten auf den Augen, sitzen in ihren Abteilungen, in denen sie schalten und walten können, wie es ihnen passt, und erkennen ihre blinden Flecken nicht. Wer aber erkannt hat, wo seine persönliche Defizite liegen, dem kann ein Coach weiterhelfen.

Christine Koller ist Sachbuchautorin und Journalistin.

Die Fehler der anderen sieht man in der Regel schneller als die eigenen.
Richtig, wegen des blinden Flecks. Da hilft es, wenn einen eine vertraute Person darauf aufmerksam macht: Der Partner, ein Kollege oder auch der Vorgesetzte. Auch wenn Mitarbeiter oft wechseln oder innerlich kündigen, ist das ein Warnsignal, dass etwas an meinem Führungsstil nicht stimmt.

10 Tipps für den perfekten Chef

Unterscheiden sich männliche und weibliche Chefs in dem Punkt voneinander?
Nein, jeder hat so seine Baustellen. Was das Führungsverhalten grundsätzlich angeht, sind Männer geprägt durch unsere Jäger-und-Sammler-Vorfahren in der Regel neugieriger, mutiger und dominanter, wohingegen Frauen kommunikativer und stärker auf Konsens bedacht sind. Auch als Chefin. Da spielen Empathie, Emotionalität und Respekt voreinander eine große Rolle. Bei den Männern dagegen geht es sehr oft um Machtspielchen: Schnell geben Alphamännchen im Meeting beispielsweise die Idee der Kollegin als ihre eigene aus und schmücken sich mit fremden Federn. Das gehört zum Machtspiel ebenso wie der Drang, aufzufallen.


Ist dieses Verhalten für das berufliche Fortkommen gut oder schlecht?
Das ist das Spiel der Spiele. So läuft es in den Führungsriegen.


Also muss eine Führungskraft mitspielen.
Klar, sie muss die Mechanik durchschauen, das Spiel als sportliche Herausforderung sehen und mitspielen. Sich dagegen aufzulehnen, kostet viel Kraft. Jedenfalls, was die Machtspielchen in den oberen Etagen angeht. Bei den eigenen Leuten ist ein empathisches Miteinander sehr wichtig. Das fällt Frauen in der Regel leichter als Männern. Durch Empathie, kreative Handlungsspielräume , Transparenz und gezieltes Feedback lassen sich Leute deutlich besser motivieren als durch reine Autorität. Denn: Menschen wollen respektiert und wahrgenommen werden. Wer das schafft, hat seine Mitarbeiter auf seiner Seite.


Und wenn der Chef mal auf den Tisch hauen muss?
Wer empathisch führt, muss nicht auf den Tisch hauen. Durch diesen Führungsstil fühlen sich die Mitarbeiter gesehen, ziehen stärker an einem Strang, das Betriebsklima verbessert sich. Der harte Hund, der Chef von Gottes Gnaden, gehört der Vergangenheit an.

Was gute Führung ausmacht

Aber es gibt doch diverse Situationen, in denen man sich durchsetzen oder unpopuläre Entscheidungen fällen muss.
Natürlich. Aber auch da helfen sachliche Argumente und Transparenz. Der Chef muss seinen Angestellten klar machen, warum er diese Entscheidung treffen muss oder warum er so handelt. Auch unpopuläre Entscheidungen können, wenn sie richtig kommuniziert werden, die Truppe zusammenschweißen und motivieren. Wenn das Vertrauen stimmt!


Der Chef von morgen ist also…
Kooperativ. Ein empathischer, kooperativer Chef, der seine Mitarbeiter kennt und ihre Bedürfnisse sieht, das ist ein guter Chef.

Wie nah sollte der Chef an seinen Mitarbeitern sein?
Das ist natürlich abhängig vom Unternehmen. In der Werbebranche oder einem IT-Unternehmen duzt man sich eher als in der Bank, da ist man sich schon näher. Aber auch im Großkonzern kann man seine Mitarbeiter fragen, wie es ihnen privat geht, und was sie am Wochenende erlebt haben.


Gibt es Grenzen?
Zu viel Nähe funktioniert nicht. Der Chef muss immer Chef bleiben und entsprechende Rahmenbedingungen vorgeben. Es geht um Interesse und Respekt, nicht um Kumpelei und ein flirtives Miteinander. Das killt das Betriebsklima auf Dauer, sorgt für Unruhe und Abwanderung.

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