Der ehrbare Kaufmann Reputation ist für Unternehmer alles

Manager sollten sich - heute mehr denn je - am Leitbild des ehrbaren Kaufmanns orientieren.

Wer heute erfolgreich sein will, muss nicht nur technisch fit sein. Er braucht auch eine gute Reputation - bei Kunden, Partnern, Mitarbeitern und Bewerbern. Zeit, sich wieder am ehrbaren Kaufmann zu orientieren. Ein Gastbeitrag.

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„Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert“, sagt der Volksmund. Doch das stimmte weder gestern noch stimmt es heute. Der gute Ruf gilt seit jeher als entscheidend für den unternehmerischen und gesellschaftlichen Erfolg: Heute noch mehr als je zuvor. Denn mittlerweile kann auch „Otto Normalverbraucher“ problemlos bei Bewertungs-, Vergleichs- und Rezensionsportalen die Qualität und Funktionalität von Leistungen und Produkten recherchieren. Wer hier keinen guten Ruf hat, verliert Kunden.

Dass es sich gerade jetzt für Unternehmer lohnt, ihr eigenes unternehmerisches Handeln kritisch(er) zu durchleuchten und dabei zukünftig den Prinzipien eines ehrbaren Kaufmanns wieder (stärker) zu folgen, demonstriert auch die anhaltende Krise um Deutschlands größten Autobauer derzeit sehr eindrucksvoll.

Weshalb soll aber ausgerechnet das zugegebenermaßen antiquiert anmutende Konstrukt eines ehrbaren Kaufmanns dazu in der Lage sein, die aufkeimenden Probleme des Informationszeitalters zu lösen?

Um dem Leitbild des ehrbaren Kaufmanns zu einer durchschlagenden Renaissance zu verhelfen, müssen sich Unternehmer bewusst machen, dass Betrug und Täuschung langfristig Nachteile bringen. Es geht dabei gar nicht um moralgeschwängerte Dogmen, sondern schlicht um betriebswirtschaftlichen Pragmatismus. Der ehrbare Kaufmann ist nämlich gar kein besonders moralischer Mensch, sondern vielmehr ein von Eigennutz bestimmter Archetypus. Um den drohenden Zerfall der Geschäftsfähigkeit abzuwenden und die Geschäfte nicht gänzlich zum Erliegen zu bringen, verständigten sich die Kaufleute früher auf die Einhaltung eines klaren Regelwerkes, das sie zu absprachekonformem Handeln disziplinierte und ihren Ruf nachhaltig stärken sollte.

Ehrlich währt am längsten

Die eigene Reputation durch Betrug und Täuschung tiefgreifend zu gefährden, ist – abseits von juristischen, ethischen und moralischen Überlegungen – somit allein schon aus einem betriebswirtschaftlichen Blickwinkel nur selten ratsam.

Kurz gesagt: ehrbar währt am nachhaltigsten.

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Abgesehen vom Dieselskandal lassen sich derzeit augenfällige Missstände im Umgang mit der eigenen Reputation häufig schon auf einer viel profaneren, operativen Ebene beobachten. Das Image von Air Berlin beispielsweise befindet sich durch negative Medienberichte im stetigen Sinkflug. Die einst durchaus verheißungsvolle Fluggesellschaft müsste jetzt ein umfassendes „Issue Management“ zur Abfederung unternehmerischer Krisen einführen. Doch das Management vernachlässigt sein „Krisenradar“ und macht so alles nur noch schlimmer. Dabei wäre dies in einer Zeit, in der bereits der Kofferverlust eines Prominenten in Windeseile zu einem viralen Hit wird, überlebenswichtig.

Da Unternehmungen zumeist langfristige Ziele verfolgen, kommt dem „Schmiermittel“ Vertrauen im geschäftlichen Leben eine bedeutsame Stellung zu. Der ehrbare Kaufmann hat also in letzter Konsequenz noch lange nicht ausgedient, müsste er doch nur einmal sorgsam entstaubt, mit einer stabilen ökonomischen Rüstung beschlagen und der Managementebene zugänglich gemacht werden. Auch wenn es sich hier nicht um eine schillernde Managementtechnik aus den USA handelt, lohnt es sich zuweilen durchaus, dem bekannten Ausspruch: „back to the roots“ Folge zu leisten.

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