Parallel zu ihrer Fehde gegen Beitz arbeiten Eckbert und Friedrich zunächst zusammen bei der Wasag, ihre Väter Berthold und Harald hatten in den Fünfzigerjahren die Mehrheit am Sprengstoffhersteller übernommen. Dann trennen sich ihre Wege.
Friedrich will früh Unternehmer werden, sein Faible für Biologie gibt die Richtung vor. „Mich hat immer fasziniert, wie Leben funktioniert.“ 1977, mit 15 Jahren, ist der Schüler erstmals in den USA und liest ein Buch über Genetik. Gerade entstehen dort die ersten Unternehmen, die aus Zellen oder Bakterien Medikamente gewinnen wollen. Sie heißen Genentech oder Amgen und zählen heute zu den erfolgreichsten Biotechkonzernen.
ThyssenKrupp in Zahlen
2013/2014: 41,3 Milliarden Euro
2012/2013: 39,8 Milliarden Euro
Quelle: Geschäftsberichte
2013/2014: 1,333 Milliarden Euro
2012/2013: 0,517 Milliarden Euro
2013/2014: 3,2 Prozent
2012/2013: 1,3 Prozent
2013/2014: 0,195 Milliarden Euro
2012/2013: -1,576 Milliarden Euro
2013/2014: -0,254 Milliarden Euro
2012/2013: -0,625 Milliarden Euro
2013/2014: 0,11 Euro je Aktie
2012/2013: 0,00 Euro je Aktie
Vorschlag an die Hauptversammlung
2013/2014: 3,488 Milliarden Euro
2012/2013: 5,038 Milliarden Euro
2013/2014: 3,199 Milliarden Euro
2012/2013: 2,512 Milliarden Euro
Als Trainee beim Medizinkonzern Fresenius und Vorstandsassistent beim Maschinenbauer FAG Kugelfischer lernt er die Grundzüge des Managements. In den Neunzigerjahren reift sein Plan, sich selbstständig zu machen. Seine Idee: Big Data im Gesundheitswesen. Sein Heidelberger Bioinformatikunternehmen Lion Bioscience bietet Software an, um wissenschaftliche Daten auszuwerten und zu verknüpfen. „SAP der Biotechbranche“, sagt Friedrich großmäulig. Der Jungunternehmer wird ein Star des Neuen Marktes. Es endet im Desaster.
Zwar begeistern sich Aktionäre für das Softwareprodukt, weniger aber Forscher in Unternehmen, die eigene Programme bevorzugen. Als nach den Anschlägen vom 11. September die Konjunktur einbricht, springen die Pharmakonzerne Novartis und Aventis als Kooperationspartner ab. Der Aktienkurs, einst über 120 Euro, stürzt auf 2,35 Euro.
Unbeeindruckt von Rückschlägen
Das Lion-Debakel erlebt Cousin Eckbert von Bohlen hautnah mit: Er sitzt bei Lion im Aufsichtsrat. Mit seinen eigenen Unternehmen hat er gleichfalls zu kämpfen. Eckbert arbeitet nach dem BWL-Studium zuerst als Investmentbanker, doch als 1987 Vater Berthold stirbt, übernimmt er dessen Industriebeteiligungen – ein veraltetes Portfolio, das vor allem aus der Wasag besteht.
Mit dem Niedergang der deutschen Kohlezechen aber verliert auch die Wasag den Boden unter den Füßen. Von einst mehr als 180 Zechen gibt es heute nur noch drei. Parallel dazu sinkt der Sprengstoffbedarf in den Bergwerken. Eckbert wagt einen radikalen Schnitt und baut die Holding drastisch um. An Wasag hält er heute weniger als fünf Prozent, vom Erbe des Vaters ist fast nichts geblieben. „Ich musste auskehren“, sagte Eckbert, „früher wurde zu viel verwaltet.“
Beeindrucken lassen sich Friedrich und Eckbert von den Rückschlägen nicht. Was hilft ihnen darüber hinweg, wie motivieren sie sich? „Ich glaube, das muss man ein bisschen in den Genen haben“, sagt Eckbert, „als Unternehmer besteht das ganze Geschäftsleben aus Veränderungen und Herausforderungen.“ Friedrich besinnt sich in solchen Momenten auf seine antrainierte Leidensfähigkeit. „Als Marathonläufer und bei der Bundeswehr ausgebildeter Fallschirmjäger bin ich schmerzhafte Grenzbereiche gewohnt.“ „Try again. Fail again. Fail better“, zitiert er den Schriftsteller Samuel Beckett. „2004, das Jahr nach meinem Rücktritt bei Lion, war mein wichtigstes Jahr.“