Umso mehr müssen sich die Unternehmen einfallen lassen, um die Treue der Arbeitnehmer zu belohnen. Zum Beispiel, indem sie ihre Mitarbeiter fördern und weiterbilden – aber sie auch nicht aufhalten, wenn sie das Unternehmen verlassen wollen, also genau so wie bei McKinsey. Das Arbeitsverhältnis hat damit von Anfang an ein festgelegtes Ablaufdatum. Das tötet zwar die Romantik – aber nicht die Loyalität.
Beziehungsforscher nennen es „serielle Monogamie“. Die Idee, den einen Menschen fürs Leben zu finden, mit dem man gemeinsam Höhen und Tiefen durchlebt, wird abgelöst – vom Prinzip der Lebensabschnittsgefährten, mit denen man sich in verschiedenen Phasen des Lebens gemeinsam weiterentwickelt. Aber eben nur so lange, wie man zusammenpasst und voneinander profitiert.
Der Preis der Loyalität
Wie die neue Loyalität in der Personalpolitik aussehen könnte, hat Reid Hoffman vor einiger Zeit zur Debatte gestellt. Der Gründer und Aufsichtsratschef des Businessnetzwerks LinkedIn und die Silicon-Valley-Unternehmer Ben Casnocha und Chris Yeh schlugen vor, den lebenslangen Vertrag zwischen Mitarbeiter und Unternehmen umzudefinieren. An seine Stelle solle eine vertrauensvolle Allianz auf Zeit treten.
Was die Zufriedenheit der Mitarbeiter steigert
Von den Arbeitnehmern, die mit ihrem Job zufrieden sind, machten mehr als die Hälfte (60 Prozent) die Kollegen, mit denen sie arbeiten, für ihr Gefühl der Erfüllung am Arbeitsplatz verantwortlich.
Quelle: CareerBuilder
Verantwortung zu haben, ist für 50 Prozent ein Zufriedenheitsgarant.
"Ich leite einen sehr erfolgreichen Internet-Konzern": 48 Prozent macht ihr Jobtitel zufrieden.
Pendeln? Nein, danke. 47 Prozent sind zufrieden, wenn sie einen kurzen Anfahrtsweg zu ihrem Arbeitgeber haben.
Jeweils 43 Prozent sind zufrieden dank ihres Gehaltes beziehungsweise der gten Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die ihr Arbeitgeber ihnen bietet.
Sich wertgeschätzt zu fühlen, ist für 42 Prozent entscheidend.
Jeweils 40 Prozent sagten, dass es zu ihrer Jobzufriedenheit beiträgt, wenn sie herausgefordert werden beziehungsweise ihren Vorgesetzten mögen.
Und das funktioniert so: Für einen festgelegten Zeitraum hilft der Mitarbeiter dem Unternehmen bei dessen immer komplexer werdenden Aufgaben. Das Unternehmen wiederum hilft dem Arbeitnehmer, neues Wissen zu sammeln, das nicht nur im jetzigen Job hilfreich sein kann, sondern auch seine Chancen bei anderen Unternehmen erhöht.
Nun ist Hoffman nicht ganz unbefangen in dieser Frage. Sein Unternehmen, eine Art Facebook für berufliche Kontakte, verdient schließlich, wenn mehr Arbeitnehmer ihren Job wechseln. Und doch lässt sich dieser Vorschlag durch andere Wissenschaftler stützen.
Peter Belmi und Jeffrey Pfeffer untersuchten in fünf verschiedenen Studien, wie sich Menschen einem anderen gegenüber verhielten, wenn dieser ihnen zuvor einen Gefallen getan hatte. Das Ergebnis: Im beruflichen Zusammenhang erwiderten die Probanden nur dann einen Gefallen, wenn das für sie einen zukünftigen Nutzen versprach. „In Unternehmen verhalten sich Menschen kalkulierender“, schreiben die Autoren.
Wer von seinen Angestellten Loyalität einfordert, muss einen Gegenwert bieten – auch wenn dieser darin besteht, den Abschied so leicht wie möglich zu machen.