Technischen Veränderungen fallen Branchen und Unternehmen unterschiedlich schwer: Die Automobilindustrie muss reagieren, die Reisebranche ist schon digital und die Finanzbranche reibt sich noch verwundert die Augen.
Dass die Entwicklung einigen schwerer fällt, liegt nicht nur am Geschäftsmodell - oder im Fall der Banken und Versicherungen an Sicherheitsrichtlinien und anderem Regelwerk. Die Bereitschaft, Neuem gegenüber offen zu sein und sich etwas zu trauen, ist immer auch Sache der Unternehmenskultur.
Die sehen auch viele Mitarbeiter als Grund, warum es mit der digitalen Transformation im eigenen Unternehmen nicht klappen mag. Die Unternehmensberatung CSC, die ihre Kunden auf ihrem Weg in die digitale Transformation begleitet, hat 1.000 vollzeitbeschäftigte Arbeitnehmer in Deutschland befragt, was sich in im Unternehmen ändern müsste, damit die Digitalisierung Einzug halten kann. Die Top 3 der Beschäftigten:
- Innovationen gezielt fördern (67 Prozent)
- Mitarbeiter für kreative Leistungen belohnen (63 Prozent)
- starre Abteilungsgrenzen auflösen (58 Prozent)
Die neue digitale Arbeitswelt fordert aus Arbeitnehmersicht also eine grundlegend neue Weichenstellungen für die Zusammenarbeit der gesamten Belegschaft.
Arbeit 4.0? Darum zeigen Mitarbeiter ihren Chefs die rote Karte
Digitalisierung? Prinzipiell gerne, aber nicht hier: Knapp 90 Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland sind der Meinung, dass die neue digitale Arbeitswelt mit den bestehenden Strukturen des eigenen Unternehmens nicht zu meistern ist.
Knapp 60 Prozent fordern, das starre Hierarchiedenken abzulösen, wenn es mit der Digitalisierung im eigenen Unternehmen klappen soll.
Gut jeder Vierte stellt sogar die traditionelle Rolle der Führungskräfte grundsätzlich in Frage.
Für die Studie „Digitale Agenda 2020 – Human Resources“ hat die Unternehmensberatung CSC, die ihre Kunden auf ihrem Weg in die digitale Transformation begleitet, 1.000 vollzeitbeschäftigte Arbeitnehmer in Deutschland befragt.
Sich darauf einzustellen, fällt offenbar den Personalabteilungen besonders schwer. Laut einer Studie des Talent-Management-Spezialisten Cornerstone OnDemand sind innerhalb der Unternehmen die Personalbereiche die Schlusslichter in Sachen Digitalisierung.
So nutzt nur ein Drittel der HR-Abteilungen in den rund 800 befragten Unternehmen Software, um Bewerber zu suchen, finden und die bestehenden Mitarbeiter zu bewerten. Der Rest arbeitet mit Excel-Listen, wie viele Bewerbungen eingegangen und wie viele Stellen noch offen sind. Dabei gibt es vielfältige technische Möglichkeiten, sich die Personalarbeit leichter zu machen.
Was Big Data im Personalwesen kann
Ein Großhandelsunternehmen nutzt für eine interne HR-Analytse Daten und Modelle über Stärken und Schwächen im Management und warum die Leistung der Mitarbeiter in den unterschiedlichen Niederlassungen unterschiedlich ist. Zusammen mit einem Überblick über die Kontrollreichweite der einzelnen Managementeinheiten und den unterschiedlichen Vergütungsvarianten aller Abteilungen und Teams im Unternehmen lässt sich darstellen, wo im Unternehmen sich Talente bewegen. Ob sie das Unternehmen verlassen oder wo die Mobilität der Talente in höhere Positionen gut oder weniger gut ausgeprägt ist. Das gibt der Unternehmensführung Erkenntnisse darüber, wann sie Organisationsprozesse konsolidieren oder erweitern und wann sie neue Führungskräfte fördern oder dort Strukturen reorganisieren sollen.
Quelle: Cornerstone OnDemand
Xerox konnte die eigene Mitarbeiterfluktuationsrate in allen seinen Callcentern um etwa 50 Prozent reduzieren, nachdem es Big Data im Rahmen der Überprüfung der Bewerbungen einsetzte. Das Unternehmen hatte bisher Personen basierend auf deren Praxiserfahrungen eingestellt. Doch die Daten zeigten, dass die Persönlichkeit eine größere Rolle spielt als die Praxiserfahrung. Während kreative Menschen meist für mindestens sechs Monate im Unternehmen bleiben, so dass das Unternehmen wenigstens die Investitionen in deren Ausbildung erwirtschaften kann, verlassen wissbegierige Menschen das Unternehmen.
In einem anderen Unternehmen war das Team der HR Analytiker aus ihrer ursprünglichen Aufgabe, der Personalplanung, herausgewachsen. Nach mehr als drei Jahren Analysen hatte das Team Rekrutierungs-Modelle entwickelt, die in der Lage waren, Arbeitsmarktdaten, Gehaltsdaten und Informationen über Fähigkeiten externer Personen miteinander zu korrelieren, um auf diese Weise lokale Rekrutierungsstrategien in der ganzen Welt zu entwickeln.
Auch bei der Weiterbildung in Sachen Digitalisierung hapere es deshalb, denn Weiterbildung ist in den meisten Unternehmen Sache der Personalabteilung. Sieht die aber selbst keinen Nutzen in den neuen Technologien, scheinen auch die Kollegen aus anderen Abteilungen Pech zu haben.
So bemängeln jedenfalls die von CSC befragten Mitarbeiter, dass die betriebliche Weiterbildung nicht den neuen Anforderungen angepasst wird. "Jeder Zweite hält ein Ende der traditionellen HR-Verwaltung für notwendig, die pauschale Schulungskonzepte ohne Rücksicht auf den individuellen Bedarf des einzelnen Mitarbeiters anbietet", heißt es in der CSC-Studie.
So sollten Aus- und Weiterbildungsangebote künftig in der aktuellen Problemsituation konkrete Lösungsangebote liefern, die sich in der Praxis bewährt haben (65 Prozent). Beim aktuellen Angebot, die digitale Transformation zu gestalten, sieht die Mehrheit der Befragten im eigenen Unternehmen noch viel Luft nach oben.
Rund zwei Drittel bewerten insbesondere die Aus- und Weiterbildung - als Schlüssel einer erfolgreichen Digitalisierungsstrategie - nur mit der Schulnote befriedigend oder schlechter.