Diversity "Frauen wollen keine Macht"

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Eine fremde Welt

Für Banken mag das funktionieren. Aber in technisch geprägten Branchen?

Hornberg: Gilt das Gleiche. An deutschen Hochschulen führen 400 Frauen Lehrstühle in Fächern mit mathematisch-technischem Hintergrund. Erzählen Sie mir nicht, dass sich da keine für Führungspositionen eignen.

Müssen sich Frauen besser vermarkten?

Hornberg: Definitiv ja. Wenn wir Frauen morgens ins Büro gehen, betreten wir – kulturell gesehen – eine fremde Welt. Frauen kommunizieren und sozialisieren sich eben anders als Männer. Die Arbeitswelt ist aber stark von männlichen Kommunikations- und Sozialisierungsstrukturen geprägt.

Wie funktionieren die aus Ihrer Sicht?

Hornberg: Wenn ein Mann zum Golfen geht, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass er mit zwei neuen Mandaten nach Hause kommt. Frauen reden beim Netzwerken eher über Familie und Kinder. Wenn ich die nach beruflichen Informationen frage, habe ich in Deutschland schnell den Eindruck, ich verhalte mich höchst unanständig. Schon diese Koketterie, wenn es um Geld geht. Aus Italien, Frankreich, England und den USA kenne ich das ganz anders

Müssen deutsche Frauen männlicher werden? Oder italienischer?

Hornberg: Diese Fragen höre ich nur in Deutschland und verstehe sie bis heute nicht. Keine Italienerin oder Französin würde auf die Idee kommen, weniger „Frau“ zu sein, weil sie eine steile Karriere macht . Woher kommt diese Angst?

Kasztan: Wir müssen Frauen mit ihren Attributen in Führungspositionen bringen. Und aufhören, gleiche Verhaltensweisen unterschiedlich zu bewerten: Ein Mann, der weiß, was er will, gilt als durchsetzungsstark – eine Frau, die sich ähnlich verhält, wird als zickig abgestempelt.

Bei der SEB steht seit 2005 Annika Falkengren an der Spitze. Wie hat sich dadurch die Unternehmenskultur verändert?

Hjorth: Sie hat die Bank in den letzten Jahren mit sicherer Hand erfolgreich geführt. Wir sind gestärkt und selbstbewusst aus der Finanzkrise herausgekommen. Dabei ist unsere Unternehmenskultur unverän-dert geblieben – wir stellen die Wünsche unserer Kunden in den Mittelpunkt. Daran ändert sich nichts, unabhängig davon, wer die Bank führt.

Freitag: Ich habe Mitarbeiter in meinem Team, die Kinder haben, um die sie sich intensiv kümmern. Wenn einer mal früher los muss, um sie abzuholen, sagt er mir das. Ich akzeptiere das und kommuniziere auch, wie wichtig ich selbst Familie finde.

Was tun Sie, um junge Frauen zur Karriere zu ermuntern?

Hjorth: Ich habe einmal im Monat eine Diskussionsrunde mit Frauen aus der Bank. Wir haben ein Mentorenprogramm und etablieren gerade ein Netzwerk für alle Mitarbeiterinnen, mit regelmäßigen Treffen und Diskussionsrunden. Da engagieren sich neben mir noch andere Frauen in Führungspositionen.

Haben es junge Frauen heute leichter, Karriere zu machen, als Sie damals?

Freitag: Die Generation meiner Tochter denkt schon vollkommen anders als meine Generation. Sie sieht ja jeden Tag, was ich mache. Sie wird es packen und sich dabei wohlfühlen.

Harrison-Gross: Meine Tochter ist 16 Jahre alt, will Biochemie studieren, aber auch Kinder haben. Sie sieht, dass es geht.

Hornberg: In Deutschland wird es eine Frauengeneration dann geschafft haben, wenn bei der Deutschen Bank drei der sieben Vorstände Frauen sind.

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