Es sei mit die schönste Zeit seines Lebens gewesen. Doch alles hat ein Ende, seit dem 1. Juli ist Schluss. Zwar hilft Bülow noch als Berater bei Porsche aus, mit den 50-bis-70-Stunden-Wochen von früher hat das alles aber nichts mehr zu tun. "Früher waren meine Top 3 Arbeit, Arbeit, Arbeit", fasst der Neu-Rentner zusammen. Fünf bis sechs Mal habe er es im Job zum Golf geschafft - im Jahr.
Wer viel arbeitet, dessen Lebensmittelpunkt ist automatisch auch die Arbeit. Vielen Managern fehlt die Zeit für Hobbys, auch mit der Familie gibt es oft nur wenige Momente. „Es fehlen Erfahrungen, wie das Leben außerhalb des Berufes gemeistert werden kann – abseits von Chauffeur, Geschäftswagen, Sekretärin oder Ähnlichem“, erklärt Beraterin Barbara Simonsen.
Wer seine Soft Skills nicht trainiert, fällt in ein Loch
Auch Herrn Lohse ging das so. Also kaufte er 200 Gläser Senf und Unmengen an Wurzelbürsten, betrank sich mit der Putzfrau und stürzte sich in die Hausarbeit. Er schwadronierte über Michael Jackson, den bekannten Boxer, und nervte seine Frau, bis die sich lieber einen Job als Pralinentesterin suchte als die neue Freizeit mit ihrem Mann zu nutzen.
Loriots „Papa ante portas“ ist mehr als eine Komödie, es ist eine tiefenpsychologische Studie, die zeigt: Wer führt, muss stark sein und durchsetzungsfähig, cleveres Taktieren und Leistung sind gefragt. Schwäche zeigen oder gar zugeben – nichts liegt Führungskräften ferner.
„Kommunikation und andere Soft Skills sind den methodischen und unternehmerischen Fähigkeiten gegenüber eher zurückgestellt“, weiß auch Simonsen. Gerade diese seien aber für einen „erfüllten dritten Lebensabschnitt“ besonders gefragt. Denn wer den Chefsessel gegen die Wohnzimmercouch tauscht, vollzieht einen Identitätswechsel. Und der muss erst einmal verdaut werden.
Die Chef-Checkliste zur sozialen Kompetenz
Können Sie sich im "Hier und Jetzt" spürbar auf Ihre Führungsaufgabe einlassen? Sind Sie offen und ansprechbar? Hören Sie aktiv dazu?
Hören Sie sich alle Meinungen an und würdigen Sie die verschiedenen Sichtweisen, bevor Sie sich (vorschnell) ein Urteil bilden?
Stehen Sie hinter dem, was Sie sagen? Können Sie diese Haltung gegenüber dem Team ebenso wie nach außen vertreten?
Bleiben Sie auch in schwierigen Situationen standfest, um Ihr Gegenüber von Ihrem Standpunkt zu überzeugen?
Unterschiedliche Ziel- und Wertvorstellungen führen zwangsläufig zu Konflikten. Erkennen und bewältigen Sie diese Konflikte? Erreichen Sie in Mitarbeitergesprächen konstruktive Lösungen?
Sind Sie in der Lage, Mitarbeiter und Kollegen schnell einzuschätzen und ihre jeweiligen Stärken und Schwächen zu erkennen?
Besitzen Sie das notwendige Einfühlungsvermögen, um Ihre Mitarbeiter zu verstehen und in der Folge leichter von einer Sache zu überzeugen?
Wenn es nicht "rund" läuft: Sprechen Sie das Problem offen an? Stehen Sie hinter ihren Leuten, auch wenn sie Fehler machen?
Verhalten Sie sich integer und folgen Sie im Umgang mit Mitarbeitern und Kollegen den Regeln des Fair Play?
Sind Sie in der Lage, Interaktionen und gruppendynamische Prozesse in Teams aktiv zu gestalten und effizient in und mit Teams zu kooperieren?
Ex-Porsche-Chef Bülow hat aus den Fehlern seines Vaters gelernt. Ihm war immer klar: Mit 65 wird Schluss sein. Also bereitete er sich gut auf diesen Tag vor, sprach mit seiner Frau, diskutierte mit den Kindern. Mittlerweile ist er seit knapp fünf Monaten im Ruhestand – und es läuft prima. "Ich vermisse nichts", sagt er. Und man glaubt es ihm auch.