Wie viele Amerikaner besitzen ein Haustier? Wie viele Abgeordnete des US-Kongresses sind katholisch? Angenommen, Sie müssten sich für eine Lösung entscheiden – trauen Sie sich das alleine zu oder brauchen Sie Beratung?
Fakt ist: Die Belegschaft, die auf einsame Entscheidungen des Chefs steht, muss noch erfunden werden. Trotzdem treffen viele Chefs Entscheidungen alleine, die Diskussion vorab ist häufig nur Tarnung und Täuschung. Das zeigte im Jahr 2010 auch eine Umfrage des Beratungsunternehmens Comteam unter knapp 250 Fach- und Führungskräften. Das Ergebnis: Für 70 Prozent stand die Wahl vorab fest.
Klar ist aber auch: Wenn Manager wichtige Entscheidungen ständig im viel zitierten stillen Kämmerlein treffen, sorgt das bei den Angestellten für Frust und Unverständnis. Aber sind Gruppenentscheidungen deswegen tatsächlich besser? Mitnichten. Denn sie bergen die Gefahr trügerischer Sicherheit.
Zu diesem Fazit kam im vergangenen Jahr auch die Sozialpsychologin Julia Minson von der Wharton School der Universität von Pennsylvania. Sie stellte 270 Probanden eine Reihe kaum lösbarer Fragen. Vorab durften die Teilnehmer allerdings wählen – wollten sie alleine entscheiden oder sich mit einem Spielpartner beraten?
Nach Abgabe der Antworten zeigte Minson ihnen, was andere Teams gesagt hatten. Danach gab sie ihnen die Möglichkeit, ihre Antwort noch mal zu verändern. Ob sie diese Möglichkeit wahrnahmen? Es kam drauf an.
Die Teams neigten zur Sturheit und Beratungsresistenz. Nur jedes fünfte Trüppchen revidierte seine Meinung. Bei den Einzelkämpfern ließ sich immerhin jeder Dritte beeinflussen. Und das war auch gut so – denn dadurch verbesserten sich die Antworten der Individualisten. Die Gruppen ließen diese Gelegenheit hingegen verstreichen.
Julia Minson hat gar nichts gegen Kooperation. Vielmehr will sie vor den Gefahren der Gruppenarbeit warnen, denn diese münde rasch in Hybris.
Die Studie bestätigt demnach eine alte Kalenderweisheit: Viele Köche verderben den Brei. Dabei kann es mitunter durchaus hilfreich sein, auf die Meinung eines unbeteiligten Kochs zu hören. Oder genauer: in eine fremde Rolle zu schlüpfen.