Entwicklung von Führungskräften "Solchen Menschen darf man keine Mitarbeiter anvertrauen"

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Führung im besten Sinne

Was denken Führungskräfte, wann sie eigentlich führen? Wo? Bei welcher Gelegenheit?

Führung im besten Sinne findet dort statt, wo die Führungskraft ein Arbeitsumfeld schafft, in dem die Mitarbeiter ihre optimale Leistung erbringen können und wollen. Dazu gehört es insbesondere, ein motivierendes Klima im Betrieb oder in der Abteilung zu schaffen, Freiräume für die Mitarbeiter zu kreieren und diese auch zu schützen. Führung heißt nicht, in Meetings herumzusitzen, von denen die Hälfte eh überflüssig sind und in der verbliebenen Zeit nach der Methode „Befehl und Gehorsam“ zu agieren.

Die größten Ängste der Führungskräfte
Den Kopf in den Sand stecken Quelle: Fotolia
Naturkatastrophen Quelle: dpa
Verlust-des-Vermögens Quelle: dpa
Lebensunterhaltungskosten Quelle: dpa
Zum Pflegefall werden Quelle: dpa
Schlaflosigkeit
Sinkender Lebensstandard im Alter Quelle: dpa

Kann in Meetings überhaupt Führung stattfinden? Wirken nicht ohnehin non-verbale Signale und vorgelebte Beispiele viel stärker als Chef-Predigten? 

Wenn wir sagen, dass bei Führung der Mensch im Mittelpunkt steht, muss genau dort, nämlich beim Menschen Führung stattfinden, sichtbar werden und Wirkung entfalten. Wir führen also nicht „die Arbeitnehmer“, sondern mehr als früher „den einzelnen Mitarbeiter“, der in seiner Individualität wahrgenommen und wertgeschätzt werden will. Der Einzelne nimmt also Führung gar nicht als solche wahr, wenn sie ihn nur als Massenphänomen wie in einer E-Mail „an alle“ oder in einer Ansprache an die gesamte Abteilung erreicht.

...nicht leicht, wenn eine Führungskraft mehrere Dutzend Menschen ins Boot holen will...

Genau, und diese individualisierte Führung wird umso schwieriger, je flexibler unsere Organisationen und die Arbeitswelt an sich werden. Mitarbeiter, die ich als Vorgesetzter kaum noch persönlich sehe, weil sie etwa im Homeoffice oder in einer Matrixorganisation an ganz anderen Orten arbeiten, kann ich nur noch bedingt persönlich ansprechen. Trotzdem muss ich diesem Mitarbeiter das Gefühl geben, dass ich ihn persönlich wahrnehme und schätze. Führung wird dadurch aufwändiger und individualisierter. Aber genau das macht sie so wertvoll auch für das Unternehmen. Führung als Massenveranstaltung lässt keine Kommunikation im Sinnes eines vertieften Austauschs von Meinungen und Ideen zu. Individualisierte Führung macht das Potenzial der Mitarbeiter erst wirklich nutzbar. Und nur dann kann die Führungskraft auch durch die eigene Persönlichkeit, beispielsweise als Vorbild wirken und so Vertrauen in Führung schaffen.

Was sind die Folgen für die Unternehmen konkret?

In einem globalisierten Wettbewerbsumfeld reicht es nicht, die besten Maschinen und die beste IT einzusetzen. Wir brauchen hoch motivierte Mitarbeiter und deren Kreativität, sonst wird weder Industrie 4.0 noch Arbeit 4.0 funktionieren. Allein mit Digitalisierung wird kein Unternehmen überleben. Entscheidend ist, die besten Geschäftsmodelle zu entwickeln. Geschäftsmodelle werden aber nicht von Algorithmen entwickelt, sondern von Menschen – von Führungskräften und ihren Mitarbeitern.

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Interessant ist bei Ihrer Umfrage auch die größte Sorge oder was ihnen am meisten zu schaffen macht. Intrigen und Machtspiele stehen mit großem Abstand an erster Stelle.

Und 63 Prozent der Führungskräfte empfinden so etwas als stark belastend. Auf Platz zwei folgt die Knappheit finanzieller oder personeller Ressourcen, die 45 Prozent der Führungskräfte als stark belastend einordnen gefolgt von überfordernden oder widersprüchlichen Zielsetzungen mit 43 Prozent.

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