Das Olympiastadion von Peking ist auch fünf Jahre nach den Sommerspielen ein Hingucker. Die Idee für das „Vogelnest“ stammt von den Schweizer Architekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron, die für den Entwurf mit dem chinesischen Künstler Ai Weiwei zusammenarbeiteten. Doch es waren noch mehr Europäer am Werk. Der französische Konzern Lafarge lieferte den Zement für die auffällige Sportstätte.
Das Olympiastadion ist das bekannteste chinesische Projekt des Baustoffherstellers, aber nicht das einzige. Kein Wunder: Internationalisierung war schon immer wesentlicher Teil der Lafarge-DNA.
Alles begann 1864. Damals brachten die Brüder Edouard und Léon de Lafarge 200.000 Tonnen Baukalk aus Südfrankreich nach Ägypten – für den Bau des Suezkanals. Ab 1950 ließ sich Lafarge in Kanada und Brasilien nieder, seit den Neunzigerjahren ist der Konzern auch in Asien vertreten.
Im Zuge der Ölkrise 1973 brach die Baubranche in Europa ein, aber der arabische Raum florierte. Die regionale Expansion sicherte das Überleben des französischen Konzerns.
Dass man sein Geschäft auch in der Heimat erfolgreich erweitern kann, macht die Allianz seit mehr als 100 Jahren vor. Gegründet wurde sie 1890, zunächst spezialisierte sie sich auf Transportversicherungen. Schon zehn Jahre später bot sie Policen für Industrieanlagen an. Auch heute geht sie mit der Zeit: Seit Juli versichert sie Unternehmen gegen virtuelle Attacken aus dem Internet.
Zwei Varianten, ein Gedanke. Der Erfolg gibt beiden Unternehmen recht: Diversifizierung, ob in andere Regionen oder Geschäftsfelder, ist eines der Erfolgsgeheimnisse, um sich langfristig gegen Konkurrenten und Konjunkturen zu behaupten.
Das belegt eine aufwendige Studie der beiden Ökonomen Christian Stadler (Warwick Business School) und Philip Wältermann, Gründer und Geschäftsführer der Unternehmensberatung PWI.
Welche Rezepte sind notwendig für jahrzehntelangen Erfolg? Wie machen sich Unternehmen unabhängig von Konjunkturdellen, Kriegswirren, Konsumkrisen? Und wie schaffen sie eine Rendite, die die wichtigsten Aktienindizes schlägt?
Methode
Aus den 500 umsatzstärksten Unternehmen der Welt filterten die Autoren der Studie „Die Jahrhundert-Champions“ – die Ökonomen Christian Stadler und Philip Wältermann – europäische Konzerne heraus, die mindestens 100 Jahre alt und seit 1953 an der Börse gelistet sind. 40 Konzerne konnten diese ersten Kriterien erfüllen.
Diese untersuchten die Wissenschaftler anschließend auf ihre Leistung an der Börse: In die nächste Runde kam, wer innerhalb von fünf Jahrzehnten 15 Mal höhere Renditen erwirtschaftet hatte als die in den Aktienindizes Dow Jones, Dax und FTSE zusammengefassten Unternehmen. Das schafften immerhin noch 16 der traditionsreichen Konzerne.
Um die Untersuchung möglichst breit anzulegen, ließen die Autoren pro Land und Branche maximal drei Unternehmen zu. Am Ende blieben neun Jahrhundert- Champions übrig: Allianz, Glaxo, HSBC, Lafarge, Legal & General, Munich Re, Nokia, Shell und Siemens.
Um Antworten auf diese Fragen zu finden, untersuchten Stadler und Wältermann alle Unternehmen Europas, die mindestens 100 Jahre alt und seit 1953 an der Börse gelistet sind. Weitere Bedingung: Die Konzerne erwirtschafteten deutlich höhere Renditen als die Aktienindizes Dax, Dow Jones und der britische FTSE.
Für ihre Studie arbeiteten sich die Wissenschaftler durch Archive, analysierten Bilanzen, verglichen Aktienkurse, sprachen mit aktuellen und ehemaligen Top-Managern. Das Ergebnis der monatelangen Fleißarbeit sind neun europäische Jahrhundert-Champions, davon drei aus Deutschland: Allianz, Siemens und die Munich Re. Außerdem auf der Liste: Lafarge, der Pharmariese Glaxo, die Bank HSBC, der Versicherer Legal & General, der Ölkonzern Shell und Nokia.