Erik Petraschek Vom Berater zum Macher

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Überzeugungsarbeit bei Familie und Eigentümern

Bis auf seine Frau habe er niemandem von seinen Plänen erzählt – erst acht Wochen vor Vertragsabschluss weihte er auch seinen Vater ein. Petraschek hatte Sorge, dass man ihn nicht ernst nehmen oder seine Idee zerreden könnte. Auch die Eigentümerfamilie Rauch habe er erst von sich überzeugen müssen. Vom ersten Kennenlernen bis zum Vertragsabschluss sei ein Jahr vergangen.

Ein derart historisch gewachsenes Unternehmen übergibt man nicht einfach dem Nächstbesten. Den Eigentümern sei es sehr wichtig gewesen, in wessen Hände ihr Betrieb komme. Auch aus Verantwortungsgefühl den Mitarbeitern gegenüber. "Die jetzt gefundene Nachfolgelösung mit Auxeos stellt sicher, dass die mehr als hundertjährige Geschichte unseres Unternehmens weiterhin erfolgreich fortgeschrieben wird. Auxeos wird das Gute bewahren und die vorhandenen Potenziale ausbauen. Heuschkel Druckguss bleibt damit weiterhin ein führender Marktteilnehmer und bedeutender Arbeitgeber in der Region“, sagte Inhaber Rainer Rauch, als sein Unternehmen an Petraschek überging.

Die Immobilie ist noch heute im Familienbesitz, der Kontakt jedoch eher sporadisch – was Petraschek gut versteht. "Wenn man jemandem etwas überlässt, wo so viel Herzblut drin steckt, kann der Rollenwechsel nur schwer fallen."

Zehn Tipps für die Nachfolgeplanung

Am Anfang sei er ganz euphorisch gewesen. "Ich habe wirklich einen Traum realisiert, den ich schon lange hatte." Doch ganz so einfach, wie er sich das Unternehmertum zunächst vorgestellt hatte, war es dann doch nicht. "Ich habe lernen müssen, in die Rolle des Unternehmers hineinzufinden, die auch davon gekennzeichnet ist, dass er Sorgen und Nöte hat und auch Rückschläge einstecken muss."

Petraschek etablierte die zweite Führungsebene aus teils externen Gießereifachleuten, die in Zukunft das operative Geschäft führen sollen, und stieß ein umfangreiches Investitions- und Modernisierungsprogramm an. Zu modernisieren gibt es in Traditionsbetrieben immer irgendwo etwas, wie Petraschek sagt, als er in der Qualitätskontrolle steht. An langen Tischen stehen viele Stühle, die im Moment verwaist sind. Es ist Mittagspause.

Sonst sitzen hier überwiegend Frauen und überprüfen die Zink- und Aluminiumteile auf kleine Mängel und Fehler. "Die Qualitätskontrolle ist derzeit noch manuell, also per Sichtkontrolle. Das wollen wir in Zukunft automatisieren", beschreibt Petraschek die Pläne für die nähere Zukunft.

Sein bisheriges Modernisierungskonzept ging jedenfalls auf. Binnen der zwei Jahre, die er nun am Ruder ist, ist das Unternehmen von 80 Mitarbeitern und zwölf Millionen Euro Jahresumsatz auf 90 Mitarbeiter und 18 Millionen Euro Umsatz gewachsen. Einige Leiharbeiter verstärken das Team, in Zukunft soll der Betrieb wieder ausbilden. Petraschek ist stolz auf die Entwicklung: "Ich habe es mir und anderen bewiesen, dass ich das, was ich angekündigt habe, tatsächlich machen kann."

So sieht das Reich von Erik Petraschek aus
Ich habe lernen müssen, in die Rolle des Unternehmers hineinzufinden, die auch davon gekennzeichnet ist, dass er Sorgen und Nöte hat und auch Rückschläge einstecken muss. Quelle: Simeon Johnke für WirtschaftsWoche
Die Kunden kommen aus der Automobilbranche, dem Maschinenbau oder der Medizintechnik. Auch ein Hersteller von Gartengeräten ist dabei. Quelle: Simeon Johnke für WirtschaftsWoche
Geschmolzenes Aluminium wird in den Schießkolben gefüllt. In dieser Maschine entstehen Rohlinge für Gartenscheren. Quelle: Simeon Johnke für WirtschaftsWoche
Links davon verflüssigt eine weitere Maschine Zink. Quelle: Simeon Johnke für WirtschaftsWoche
"Das war schon irgendwie ein Bubentraum: Es ist laut, schmutzig, da kommt eine Flamme und dann fallen dort die fertigen Teile raus", sagt Petraschek Quelle: Simeon Johnke für WirtschaftsWoche
Binnen der zwei Jahre, die er nun am Ruder ist, ist das Unternehmen von 80 Mitarbeitern und zwölf Millionen Euro Jahresumsatz auf 90 Mitarbeiter und 18 Millionen Euro Umsatz gewachsen. Einige Leiharbeiter verstärken das Team, in Zukunft soll der Betrieb wieder ausbilden. Quelle: Simeon Johnke für WirtschaftsWoche
Petraschek ist stolz auf die Entwicklung: "Ich habe es mir und anderen bewiesen, dass ich das, was ich angekündigt habe, auch tatsächlich machen kann." Quelle: Simeon Johnke für WirtschaftsWoche

Doch wie bei Beratern üblich: Wenn es gut läuft, widmen sie sich dem nächsten Projekt. Davon kann sich auch Petraschek nicht lösen. "Ich baue gerade aus der zweiten Führungsebene eine Geschäftsführung auf, die in Zukunft das Unternehmen übernehmen soll. Das heißt: Ich werde mich aus der operativen Verantwortung zurückziehen, um mehr Zeit in die Weiterentwicklung von Auxeos zu investieren, um weitere Investitionen tätigen und neue Beteiligungen eingehen zu können", sagt er.

Verkaufen wolle er das Unternehmen nicht. Was er sich allerdings vorstellen könne, sei, weitere Beteiligungen an Unternehmen aus der Druckgussbranche zu kaufen, um Heuschkel Druckguss zu ergänzen. Vielleicht wird sein zweites Unternehmen aber auch etwas ganz anderes. "Einen konkreten Fokus haben wir nicht. Was wir gut finden, ist das typische mittelständische Unternehmen, sehr gerne auch aus Familienhand, aber bezüglich der Branche sind wir grundsätzlich offen eingestellt." So sei es schließlich auch bei Heuschkel gewesen.

Ist Petraschek nun Berater und Modernisierer, der von Unternehmen zu Unternehmen wechselt oder der klassische Unternehmer, der er immer sein wollte? Für ihn macht das keinen Unterschied. "Ich bin ein Unternehmer, der seine Historie in der Beratung hat", sagt er. Und dass er liebt, was er tut. "Generell bin ich jetzt zufriedener und glücklicher, als ich es vorher war."

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