Frauen im Management Das sind Deutschlands heimliche Herrscherinnen

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Barbara Frei, Sigrid Evelyn Nikutta, Béatrice Guillaume-Grabisch

Schneider Electric: Barbara Frei

Der Lebensweg von Barbara Frei wurde von einer Lehrerin geprägt. Als während der ersten Ölkrise 1973 autofreie Sonntage galten, sprach sie mit ihren Schülern über die Folgen des Klimawandels und Alternativen zu fossilen Energieträgern. „Das hat mich nicht losgelassen“, sagt Frei heute. Deshalb studierte sie Maschinenbau: „Das war damals der einzige Studiengang, der sich mit erneuerbaren Energien beschäftigte.“

Seitdem interessiert sie sich leidenschaftlich für Gigawatt und Megavolt. Mit 28 Jahren fing sie beim Schweizer Technologiekonzern ABB an, machte nebenbei ihren MBA, dann zog es sie ins Ausland. Sie leitete das Geschäft in Tschechien, der Slowakei und Ungarn und wurde schließlich Landesgeschäftsführerin in Italien. Heute spricht sie fünf Sprachen, neben Italienisch und Tschechisch auch Französisch, Englisch und Deutsch.

Barbara Frei Quelle: Ansgar Werrelmann für WirtschaftsWoche

Seit einem guten halben Jahr führt Frei die Deutschlandgeschäfte von Schneider Electric, sie hat die Verantwortung für 4700 Mitarbeiter. Der französische Konzern verkauft automatisierte Schalter, schlaue Steckdosen oder Steuerungseinheiten für Heizungen. „Wir arbeiten am vernetzten Haus“, sagt Frei und lächelt. Sie muss an ihre Lehrerin von damals denken: „Genau wegen solcher Projekte wollte ich in die Branche.“

BVG: Sigrid Evelyn Nikutta

Manchmal sind es die unkonventionellen Ideen, die viel Geld sparen. Seitdem die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) sämtliche U-Bahnen mit kleinen Brandenburger Toren bekleben, werden die Fenster kaum noch verkratzt. Die psychologische Kriegsführung gegen den Vandalismus spart dem Unternehmen eine Million Euro pro Jahr – „haben oder nicht haben“, sagt BVG-Chefin Sigrid Nikutta. Die 48-Jährige ist seit 2010 Vorstandsvorsitzende und führt einen Betrieb mit knapp 14.000 Mitarbeitern und 1,2 Milliarden Euro Umsatz. Die promovierte Psychologin ist in vielerlei Hinsicht eine Ausnahme: Sie ist eine der wenigen Topfrauen in einer männerdominierten Branche, hat fünf Kinder und ist bekannt für Klartext.

In diesen Ländern arbeiten Frauen am liebsten
Flops 10-6: Golfstaaten Quelle: dpa
Flops 5-4: Brasilien und Argentinien Quelle: dpa
Flops 3-1 : Zypern, Italien und Griechenland Quelle: dpa
Platz 10: Dänemark Quelle: dpa
Platz 9: Norwegen Quelle: REUTERS
Platz 8: Neuseeland Quelle: REUTERS
Platz 7: Ecuador Quelle: REUTERS

Die jüngste Werbekampagne der BVG „Weil wir dich lieben“ zum Beispiel hat für Furore gesorgt. Auf die Forderung der AfD, die BVG solle die Plakate abhängen, um Geld zu sparen, antwortete Nikutta lapidar: „Machen wir – wenn ihr eure Plakate auch weghängt.“ Unter ihrer Ägide hat die BVG 2014 das erste Mal ein positives Betriebsergebnis erwirtschaftet. Den Erfolg lässt sie sich mit einem Gehalt von rund einer halben Million Euro pro Jahr vergüten.

Fast wäre sie sogar Nachfolgerin des zurückgetretenen Bahnchefs Rüdiger Grube geworden. Viele in der Branche hätten ihr die Aufgabe zugetraut. Schließlich leitete Nikutta bis 2010 diverse Geschäftsbereiche der Güterbahn DB Cargo.

Nestlé: Béatrice Guillaume-Grabisch

Die gebürtige Französin kennt sich aus in der Bundesrepublik. Schließlich war die Managerin, bevor sie im Juli 2015 Deutschlandchefin des Lebensmittelkonzerns Nestlé wurde, schon in gleicher Position für L’Oréal und Coca-Cola tätig. Die heute 51-Jährige absolvierte in den Achtzigerjahren ein Studium an der Pariser Managementschule Essec und spezialisierte sich von Beginn an auf die Konsumgüterindustrie – mit Stationen bei Colgate, Beiersdorf und Johnson & Johnson.

Heute verantwortet sie bei Nestlé einen Umsatz von 3,4 Milliarden Euro. Zusätzlich sitzt sie seit einem Jahr im Aufsichtsrat ihres ehemaligen Arbeitgebers L’Oréal.

Ihre Karriere hätte aber auch ganz anders verlaufen können, schließlich hatte Guillaume-Grabisch in ihrer Jugend mit dem Gedanken gespielt, Archäologin zu werden. Glücklicherweise war ihr das dann doch zu wenig zukunftsträchtig.

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