Als vorerst letzter in einer langen Reihe von Chefs kündigte vergangene Woche UBS-Verwaltungsratspräsident Axel Weber an, in der Schweizer Bank künftig ein Drittel der Führungspositionen mit Frauen besetzen zu wollen. So weit, so gut. Doch solche Selbstverpflichtungen waren bislang wenig wirksam. Das zeigt auch das Managerinnen-Barometer 2017 des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung. Gerade mal 8,6 Prozent der Vorstände in den 100 größten Unternehmen Deutschlands waren 2016 weiblich. Bei den Dax 30 sieht es kaum besser aus: Nur jeder neunte Vorstandsposten war Ende vergangenen Jahres mit einer Frau besetzt; an der Spitze eines Dax-Konzerns steht bis heute keine einzige Managerin.
Managerinnen haben selten Umsatzverantwortung
Zwar steigt der Frauenanteil in Führungspositionen kontinuierlich, aber im Wesentlichen bleibt es dabei: „Nur sehr wenige weibliche Vorstände haben tatsächlich Umsatzverantwortung“, sagt die auf Managerinnen spezialisierte Headhunterin Christina Virzi, „die meisten leiten Ressorts wie Personal oder Recht – das ist zumindest ein Anfang.“
Kein Wunder, dass darüber leicht in Vergessenheit gerät, wie prägend mittelständische Unternehmerinnen, Geschäftsführerinnen und Deutschlandchefinnen internationaler Konzerne für die deutsche Wirtschaft mittlerweile sind: Sie produzieren Medikamente für Millionen, verkaufen ihre Produkte in fast jeder deutschen Fußgängerzone und versorgen Hunderttausende Haushalte mit Wärme. Alleine die 15 heimlichen Herrscherinnen, deren Karrieren auf den nächsten Seiten nachgezeichnet werden, beschäftigen rund 140.000 Mitarbeiter und setzen knapp 30 Milliarden Euro um.
Zu ihnen zählt etwa Birgit Bohle, die als Chefin von DB Fernverkehr dafür verantwortlich ist, dass täglich Zehntausende Zugreisende an ihr Ziel gelangen. Oder auch die bald 80-Jährige Sybill Storz, die seit mehr als 20 Jahren das Familienunternehmen Karl Storz leitet und zum Weltmarktführer für Endoskope ausgebaut hat.
Ihre ist nur eine von vielen weiblichen Erfolgsgeschichten im deutschen Mittelstand. Denn dort sind Chefinnen längst keine Ausnahme mehr. Im Mittelstandsbarometer der Beratung EY gaben 65 Prozent der 3000 befragten Unternehmen an, mindestens eine Frau in der Geschäftsführung zu haben. Zum Vergleich: Im Dax sind es 57 Prozent, im MDax sogar nur 16 Prozent.
Rummel um Rücktritte von Konzern-Managerinnen
„Der Mittelstand ist bei der Besetzung der Geschäftsführung pragmatisch“, sagt Virzi: „Wer am besten geeignet ist, bekommt den Job.“ Bei börsennotierten Unternehmen hingegen spiele es eine Rolle, wie Investoren und Öffentlichkeit auf die Besetzung reagierten: Viele Aufsichtsratsvorsitzende erinnerten sich nicht gerne an den Rummel, den zahlreiche Rücktritte weiblicher Vorstände zwischen 2011 und 2014 verursacht hätten. Angelika Dammann musste nach nur einem Jahr den SAP-Vorstand verlassen, weil sie den Firmenjet privat genutzt hatte. Barbara Kux erhielt bei Siemens keinen neuen Vertrag.
Einen weiteren Grund dafür, warum der Mittelstand das Problem besser löst: „Geht es um die eigenen Töchter, legen Patriarchen ihre alten Wertvorstellungen ab“, sagt Monika Schulz-Strelow, Präsidentin von Fidar, einer Initiative, die sich für mehr Frauen in Aufsichtsräten einsetzt: „Schließlich sollen die Kinder etwas erreichen.“
Auch internationale Konzerne übergeben die Verantwortung für ihre deutschen Dependancen regelmäßig an Frauen, während deutsche Unternehmen häufig Topmanagerinnen aus dem Ausland rekrutieren. Warum? Weil „andere Länder weiter sind als wir“, sagt Schulz-Strelow. „In Skandinavien, Frankreich oder den USA sind Frauen sichtbarer als bei uns.“ Welche Frauen die deutsche Wirtschaft ebenso geräuschlos wie erfolgreich prägen, lesen Sie auf den nächsten Seiten.