Führen nach dem Ampelprinzip Wer Chef werden will, muss grün ticken

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Ein offenes System, bei dem jeder weiß wo er steht

Eine Unilever Fabrik in Oss, Holland: Das Ampelsystem findet hier keine Anwendung. Quelle: dpa

Trotz dieser generellen Vorteile kommt es bei der Umsetzung auf die Details an. Der Betriebsrat hat für die Mitarbeiter in der Produktion ein modifiziertes Ampelsystem durchgesetzt, denn manche Mechanismen der Managementebene seien in den Werken nicht praktikabel. So können in größeren Einheiten schon mal 60 Mitarbeiter auf einen Vorgesetzen kommen. Eine detaillierte Bewertung ist dann nicht zu leisten. Das Ampelsystem findet hier keine Anwendung.

Auch von der Normalverteilung will Soggeberg nichts hören. „Ich halte nichts davon, von vorneherein zu sagen, ein bestimmter Teil der Mitarbeiter bleibt hinter den Erwartungen zurück und rutscht damit in den roten Bereich“, sagt der Betriebsrat. Seine Führungskräfte sollen sich von diesem Bild befreien, denn es könne erhebliche Folgen haben. „Wir sehen im Management-Bereich, dass dieses System enormen Druck aufbauen kann, wenn der Betroffene permanent im roten Bereich liegt. Meiner Meinung nach sind darauf einzelne Burnout-Fälle in unserem Haus zurückzuführen“.

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Um solche Fälle zu verhindern, schult Unilever seine Führungskräfte für den Umgang mit den Bewerteten. Auch Jochmann von Kienbaum weiß, dass Kritik nur richtig verpackt fruchtet. „Es bringt nichts seinen Mitarbeitern zusagen, du bist zum zweiten Mal im roten Bereich, du kannst nichts.“

Dazu sei das Ampelsystem auch nicht da, betont Personalchef Werkmeister. Die Bewertungsmatrix sei ein transparentes System, in dem jeder genau wisse, wo er steht. „Viele Vorgesetzte taten sich früher mit einem so offenen Feedback schwer“, sagt er. Doch gerade im Managementbereich führt daran oftmals kein Weg vorbei. Vor allem Manager müssten die volle Leistung abrufen, weil sie einen sehr verantwortungsvollen und oft gut bezahlten Job hätten, meint Jochmann von Kienbaum. „Sie sollten Kritik auch in dieser sehr transparenten Form annehmen.“

Über die Kritikfunktion hinaus hilft die Ampel Vorgesetzten und der Personalabteilung einzuschätzen, wer auf welchem Level gefördert werden muss. Vom High-Potential bis zum Schlusslicht, denn in Unilevers-Farbenlehre heißt Rot nicht automatisch raus.

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