Führungskräfte Sensibel, anpassungsfähig, durchsetzungsstark

Eine aktuelle Studie zeigt, was Unternehmen von ihren Führungskräften erwarten und welchen Stellenwert ausländische Manager haben.

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Deutsche Unternehmen suchen ihre Manager vor allem nach Softskills aus. Quelle: Fotolia

"Der durchsetzungsfähige Top-Manager, der sich hauptsächlich aufgrund seines Fachwissens im oberen und mittleren Management erfolgreich durchsetzt, hat wohl ausgedient", sagt Rolf Stokburger, Managing Partner bei der Personalberatung Boyden. Seine Erkenntnis zieht er aus einer aktuellen Studie, die seine Beratung in Zusammenarbeit mit der EBS Business School angefertigt hat. Darin wurden etwa 700 Führungskräfte aus verschiedenen Branchen befragt.

Zentrales Ergebnis: Deutsche Unternehmen suchen ihre Manager vor allem nach Softskills aus. Am wichtigsten ist hierbei Offenheit und Sensibilität. 87 Prozent der Befragten zählen dies zu den Mindestvoraussetzungen für Führungskräfte. Gefolgt von Anpassungsfähigkeit (82 Prozent) und Durchsetzungsstärke (78 Prozent).

Sind Sie auch rhetorisch der Chef?
Mitarbeiter machen nicht, was sie sollenWenn Mitarbeiter nicht wissen, was es ihnen persönlich einbringt, dann machen sie in den seltensten Fällen, was ihnen gesagt wird. Deshalb sollten die Manager persönliche Anreize setzen und erklären, was der Vorteil für den individuellen Mitarbeiter ist: Ob er Fußballkarten, einen Bonus oder eben Karten für die Oper möchte, Sie sollten ihm den Wunsch erfüllen. Quelle: dpa/dpaweb
4. Effektiv kommunizierenIst erstmal ein Aktionsplan erstellt, sollten ihn auch alle Mitarbeiter verstehen. Konkret bedeutet das, dass Sie Ihre Pläne mit allen Kollegen teilen und diese um Ihre Meinung bitten sollten. Dank Chester Barnards Klassiker "The functions of the executive" ist bekannt, dass Organisationen in Wahrheit durch Informationen zusammengehalten werden, nicht durch gutes Management oder Besitzverhältnisse.Druckers Tipp: Sparen Sie nicht an Informationen, sondern kommunizieren Sie Ihre Pläne. Dabei sollten Sie auch untergebene Mitarbeiter nicht ausschließen. Quelle: dpa
Mit den Enttäuschten reden! Bei Umstrukturierungen wird immer jemand der Leidtragende sein: Damit der Enttäuschte nicht auf Rache sinnt, sollte mit ihm geredet werden. Persönliche Anerkennung in wenigen Sätzen kann manchmal dafür sorgen, dass er die Kröte besser schluckt. Und Sie und die Firma in Ruhe lässt. Quelle: REUTERS
5. Chancenorientiert denkenEs klingt wie eine Floskel, ist aber ein effektives Element guten Managements. Erfolgreiche Führungskräfte konzentrieren sich auf Chancen, nicht auf Probleme. Japan geht dabei als gutes Beispiel voran: Dort wird sichergestellt, dass vorhandene Chancen nicht von Problemen erdrückt werden. Dabei spielt auch die Stellenbesetzung eine wichtige Rolle. Japanische Führungskräfte lassen ihre besten Mitarbeiter an Chancen arbeiten, nicht an Problemen.Druckers Tipp: Probleme und Risiken gibt es überall – aber auch Chancen. Stellen Sie diese in Ihrem Unternehmen in den Mittelpunkt. Auch Probleme lassen sich in Chancen umwandeln, indem Sie sich fragen: Wie können wir diese Veränderung oder jenes Problem als Chance für unser Unternehmen nutzen? Quelle: dpa
Das Kündigungsgespräch: kurz und schmerzlosMachen Sie es sich und ihrem bald Ex-Mitarbeiter nicht schwerer als es ist: Zwei, drei Sätze reichen, um keine der beiden Seiten unnötig zu belasten. Und helfen Sie Ihrem ehemaligen Mitarbeiter dann noch, indem Sie ihm schnell und unbürokratisch seine Papiere geben und ihm ein Arbeitszeugnis schreiben. Quelle: dpa-tmn
Konsequenzen dramatisieren!Sie müssen unpopuläre Maßnahmen wie Kostensenkungen und Budgetkürzungen kommunizieren? Kein Problem, wenn Sie nur dramatisch und konsequent sind. Denn nur dann können die Mitarbeiter Ihre Maßnahmen nachvollziehen. Die meisten Manager schreiben Mails, weil sie die nicht beantworten müssen. Ein Gespräch mit dem Mitarbeiter könnte hingegen zu unbequemen Nachfragen führen. Quelle: dpa
Loben Sie die Mitarbeiter namentlich!Seien Sie kein eitler Hahn, sondern geben Sie etwas vom Erfolg auch an Ihre Mitarbeiter zurück. Ein rhetorisch guter Manager lobt sein Team namentlich - das führt auch bei gelobten Mitarbeiter zu einem kleinen Motivationsschub. Quelle: dpa

Internationalität ist ein weiteres Auswahlkriterium. Immerhin sind etwa 80 Prozent der Studienteilnehmer schon heute außerhalb Deutschlands tätig. Um zukünftig Führungskräfte zu rekrutieren, die in dieses globale Umfeld passen, legen Unternehmen Wert auf Berufserfahrung im Ausland (65 Prozent) und erweiterte Sprachkenntnisse (62 Prozent). Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen stellen auch Führungskräfte ein, die nicht unbedingt deutschsprachiger Herkunft sind. Deutsche Sprachkenntnisse bleiben für 43 Prozent ein Muss.

Um bei der Suche nach Personal aber nicht auf die Bundesrepublik beschränkt zu sein, suchen mehr als ein Drittel der  Unternehmen auch gezielt außerhalb Deutschlands. Einige konzentrieren sich dabei gezielt auf Österreich und die Schweiz. Mit Blick auf ausländische Niederlassungen oder Werke gibt die Mehrheit der Unternehmen (69 Prozent) an, sowohl Manager aus dem deutschen Stammhaus zu entsenden als auch lokale Führungskräfte aufzubauen. Ausschließlich auf lokale Manger setzen gerademal sieben Prozent der Firmen.

Führungsstile nach der Typologie von Hay Group

Doch auch innerhalb Deutschlands schlummert noch ungenutztes Potenzial. Frauen zum Beispiel sind in den Führungsetagen deutscher Firmen immer noch unterrepräsentiert. 39 Prozent der Befragten haben keine Frau auf der obersten Führungsebene. Auf der zweiten Hierarchiestufe sind immerhin noch zehn Prozent ohne weibliche Beteiligung. Das wollen etwa ein Drittel der Unternehmen mit gezielten Förderprogrammen ändern. Recruiting-Veranstaltungen für weibliche High-Potentials sind eine weitere Maßnahme, um mehr Frauen anzulocken.

"Immer häufiger korrigieren Unternehmen bei der Suche nach Führungskräften ihre Vorstellungen, was das Alter betrifft", sagt Stokburger. Die Altersobergrenze liege heute bereits zehn Jahre über der von vor zwanzig Jahren.

Eine Position die gerne älteren Führungskräften mit viel Erfahrung angeboten wird, ist die des Interims-Managers. Und der Großteil der Befragten ist zufrieden mit den Leistungen der Übergangs-Chefs. 35 Prozent gaben an, die Führungskräfte hätten die Situation gut gemeistert.

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