Führungsnachwuchs Je jünger der Chef, desto größer die Probleme

Seite 2/2

Junge Chefs sind oft schwierig

Das erklärt auch die jugendlichen Chefs an der Spitze der großen Tech-Konzernen. Evan Spiegel, der Chef von Snap, herrscht mit nur 26 Jahren über rund 2000 Mitarbeiter. Durch den Börsengang Anfang des Jahres wurde er zum jüngsten Milliardär der Welt. Oder Mark Zuckerberg, 32 Jahre alt. Vor mehr als 12 Jahren gründete er Facebook. Heute gehört das Unternehmen zu den erfolgreichsten weltweit und Zuckerberg ist Chef von 17.000 Mitarbeitern. Nicht wenige von ihnen sind deutlich älter als er. Klar, dass das nicht konfliktfrei läuft.

Generationenkonflikt im Büro

Zuckerberg, der nicht unbedingt als begnadeter Kommunikator gilt, soll ein schwieriger Chef sein. Ein ehemaliger Mitarbeiter schreibt in einem Buch über Wutausbrüche, bösen E-Mail-Verkehr und unzählige Überstunden. Natürlich hat das nicht nur mit dem Alter zu tun.

Doch auch eine aktuelle Studie der WHU Otto Beisheim School of Management und der Universität Konstanz kommt zu dem Schluss: Je jünger der Chef, desto größer die Probleme.

Mit wem wir uns im Beruf am häufigsten streiten

Gerade zwischen Mitgliedern der Generation Y und den Baby Boomern zeigt sich Konfliktpotential“, sagt Martin Klaffke, der an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW) zu dem Thema Generationenmanagement forscht. Ticken diese beiden Generationen doch so völlig anders: Die freiheitsliebenden Jungen treffen auf die in starren Hierarchien aufgewachsenen Älteren.

Verdienste aus der Vergangenheit zählen weniger als das Potenzial

Zudem hebelt die Kombination junger Chef, älterer Mitarbeiter das traditionelle Karrieremuster aus. Früher galt das Senioritätsprinzips: Ältere Arbeitnehmer mit Erfahrung gaben ihr Wissen an die Jüngeren weiter. Doch heute spielt die künftige Leistungsfähigkeit eines Mitarbeiters eine größere Rolle als vergangene Verdienste - vor allem bei Beförderungen. Eine schwierige Situation für beide Seiten: „Wir erwarten aufgrund unserer Erfahrungen unbewusst, dass eine ältere Person auch den höheren Rang innehat“, sagt Jürgen Wegge, Professor für Arbeitspsychologie an der TU Dresden. „Alles andere läuft unseren natürlichen Normen zuwider“.

Zehn Tipps für die Nachfolgeplanung

Die Studie der WHU und der Universität Koblenz kommt deshalb zu dem Schluss, dass sich ältere Mitarbeiter mit einer jungen Führungskraft unwohl fühlen. Sie denken oft ungerecht behandelt zu werden und haben Angst davor irgendwann abgehängt zu sein. Wenn Mitarbeiter sehen, dass gleichaltrige Kollegen schneller Karriere machen oder sie sogar von jüngeren überholt werden, entsteht Unzufriedenheit. Dieses Unbehagen wiederum könnte sich auf die Gesamtstimmung im Unternehmen auswirken, glauben die Forscher. Dieses Phänomen tritt branchenunabhängig auf. Die Wissenschaftler befragten für Ihre Studie 61 Unternehmen. Darunter Dienstleister, Finanzunternehmen und das produzierenden Gewerbe.

Aber was lässt sich dagegen tun? Ein ideales Alter für einen Chef gibt es laut der Studie nicht. Es komme nicht auf das absolute Alter, sondern viel mehr auf die Relationen an. In einem jungen Unternehmen kann deshalb auch ein junger Chef das Sagen haben. Vorausgesetzt: „Die Jungen können sich auch durch Fachkompetenz Respekt verschaffen und sollten die Erfahrung der Älteren würdigen“, sagt Psychologin Felicitas von Elverfeldt, die seit 20 Jahren Führungskräfte berät. Am Ende hat vermutlich Otto Rehagel Recht. „Es gibt keine alten und jungen Spieler, sondern nur gute und schlechte“, sagt Fußballtrainer.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%