Gefühle am Arbeitsplatz Lassen Sie Ihre schlechte Laune raus

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Wut ist gut, solange sie konstruktiv bleibt

Allerdings kommt es darauf an, wie sich die Wut äußert. „Wenn aus Ärger Feindseligkeit und Aggression wird, ist das gefährlich“, sagt Hess. Doch solange er sich auf ein konkretes Problem richtet und nach Lösungen sucht, könne er wertvoll sein.

Das gilt auch für das Gefühl des Neids. Er hat in fast allen Kulturen und Religionen einen schlechten Ruf, im Katholizismus ist er sogar eine der sieben Todsünden. Vermutlich ist Neid aber eine der Missetaten, die am häufigsten begangen werden.

Das zeigt ausgerechnet die größte Frage der Glücksforschung: Macht Geld glücklich? Inzwischen gibt es darauf eine eindeutig zweideutige Antwort: Ja – falls der Nachbar nicht noch mehr davon hat. Zahlreiche Studien zeigen, dass es Menschen tatsächlich besser geht, wenn sie mehr verdienen. Allerdings hält das Glück meistens nur so lange an, bis sie feststellen, dass ihre Mitmenschen noch reicher sind. Das Problem ist: Wir vergleichen uns ständig – und zwar nach oben.

Das ist aber nicht schlimm, sagt Jeffrey Wijnberg. „Neid ist ein sehr wichtiges Gefühl, das viel Gutes leistet.“ Denn wer neidisch ist, sieht etwas, das er erreichen möchte – und strengt sich umso mehr an.

Neid motiviert zu besseren Leistungen

Um die Kraft des Neids zu messen, baten niederländische Psychologen um Niels van de Ven von der Tilburg-Universität im Jahr 2010 mehrere Studenten für ein Experiment ins Labor. Zunächst sollten die Studenten dabei von Situationen erzählen, in denen sie jemanden beneidet hatten. Anschließend luden die Psychologen sie zu einer zweiten Studie ein, die angeblich nichts mit der ersten Befragung zu tun hatte.

Digitale Technologien ermöglichen neue Formen der Zusammenarbeit. Das hat auch Konsequenzen für kreative Prozesse. Vor allem Innovationsplattformen wie Quirky fördern die neue Art der kollaborativen Kreation.

Die Studenten sollten sagen, wie viel Zeit sie im kommenden Semester für ihre Kurse und Vorlesungen an der Uni aufwenden wollten. Dabei fand van de Ven ein deutliches Muster: Vor allem die Studenten, die den Psychologen im ersten Teil des Experiments von einer Situation erzählt hatten, in der sie neidisch auf jemanden gewesen waren, zeigten sich für das nächste Semester besonders motiviert.

Ob die Studenten ihre vollmundigen Pläne auch wirklich umsetzten? Unklar. Doch van de Ven ist überzeugt: Neid ist eine wichtige Antriebskraft. Und manchmal sogar eine Quelle für Kreativität. In einem weiteren Experiment sollten sich die Studenten zunächst an eine Situation erinnern, in der sie auf jemanden neidisch waren. Anschließend absolvierten sie einen Kreativitätstest, bei dem sie Wortreihen vervollständigen mussten. Die besonders von Neid geplagten Studenten schnitten bei dem Test deutlich besser ab und fanden kreativere Lösungen.

Allerdings steigert Neid nicht immer die Produktivität. Es gebe drei verschiedene Arten solcher Gefühle, schrieb van de Ven in einer Studie im Jahr 2011. Beim negativen Neid fühlen wir uns vor allem ungerecht behandelt. Aus dem Antrieb, sich selbst nach oben zu arbeiten, wird dann schnell Missgunst. Bei Bewunderung wären wir zwar gerne wie jemand anderes, glauben aber nicht daran, das schaffen zu können. Neid sei zwischen diesen beiden Gefühlen der positive Mittelweg. Er setzt einen Anreiz und stärkt gleichzeitig das Gefühl, an seiner Situation etwas ändern zu können.

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