Generationenkonflikt im Betrieb "Auf einen 16-Jährigen kommen zwei 60-Jährige"

43 Jahre: so alt sind die deutschen Arbeitnehmer im Schnitt. 43, das ist doch kein Alter, könnte man meinen. Tatsächlich ist das für die Unternehmen eine große Herausforderung.

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Der Altersdurchschnitt in den Unternehmen steigt. Quelle: Fotolia

Das statistische Bundesamt hat am Dienstag, den 27. Juni, die Zahl der Woche veröffentlicht. 43,4 lautet sie. So hoch ist der Altersdurchschnitt in deutschen Betrieben. 1991 war Otto Normalarbeitnehmer noch 38,8 Jahre alt. Damit ist das Durchschnittsalter der Erwerbstätigen in den letzten 25 Jahren um 4,6 Jahre angestiegen ist. 43 ist natürlich kein Alter. Aber es handelt sich hier eben nur um den Durchschnitt, wie Eva Voß von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY (Ernst & Young) betont. Heißt: "Wenn ein Azubi im Alter von 16 Jahren in einen Betrieb eintritt, kommen auf ihn zwei 60-Jährige", so Voß, die bei EY für die Themen Diversity und Inklusion zuständig ist. "Das ist in etwa die Quote: 1 zu 2."

Es droht ein Generationenkonflikt im Büro

Dass diese beiden Generationen wenig bis gar nichts gemeinsam haben, liegt auf der Hand. Hier sind die Team- und Abteilungsleiter gefragt, den Generationenkonflikt im Büro oder in der Fabrik zu vermeiden, sagt Voß, die außerdem im Vorstand des Vereins 'Demografie Exzellenz' ist, der sich mit den Auswirkungen des demografischen Wandels auf Betriebe befasst. "Es ist eine große Herausforderung für Unternehmen, die völlig verschiedenen Lebenswelten dieser beiden Generationen in Einklang zu bringen."

Annehmen müssen die Betriebe sie. "Unternehmen, die kein Spiegelbild der Gesellschaft sind, haben nur eine kurze Halbwertszeit", sagt Voß. Hier herrsche bei vielen aber immer noch der Hang zur Monokultur. Immerhin: beim Alter schaffen die Unternehmen ein ziemlich genaues Abbild der Deutschen Bevölkerung. Die ist nämlich im Schnitt 45 Jahre alt.

Wichtig sei, dass alle Altersgruppen im Betrieb wertgeschätzt werden, so Voß. Ein Unternehmen, dass nur auf die jungen Dynamischen setze, scheitere genauso wie eines, das auf neue Erfahrungen pfeift und auf ausschließlich auf Erfahrung schwört.

"Beide Gruppen haben ganz viel Potenzial. Deshalb darf man weder der einen Generation vermitteln: du zählst zum alten Eisen noch der anderen: du bist ja noch grün hinter den Ohren und hast keine Ahnung."

Ältere Mitarbeiter haben andere Ansprüche ans Gesundheitsmanagement

Neben diesem psychologischen Faktor kommen auch ganz alltägliche Herausforderungen auf Unternehmen zu, deren Belegschaft immer älter wird: das betriebliche Gesundheitsmanagement muss stärker auf Alterszipperlein achten, auch Weiterbildungen sollte auf das älter werdende Gehirn abgestimmt werden.

"Die Unternehmen haben viel zu lange ihren älteren Mitarbeitern das Gefühl gegeben, dass es sich nicht mehr lohnt, in deren Weiterbildung zu investieren", sagt Voß. Das könne sich heute kein Betrieb mehr leisten. "Menschen jeden Alters haben Spaß an Weiterentwicklung."

Wenn die Menschen immer länger arbeiten müssen, könne man nicht so tun, als sei mit 50 schon alles vorbei.

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