Früher gehörte Foullong zum Bundesvorstand der Gewerkschaft Verdi. Dort handelte er die Tarifverträge für die Beschäftigten bei Banken und Versicherungen aus, Arbeitgeber hatten Respekt vor ihm. Doch schon vor seiner Wahl im Jahr 2004 hatte er erklärt, er werde seinen Vorstandsposten zur Verfügung stellen, wenn sich eine gute Kandidatin fände. Im Herbst setzte er sein Versprechen um. Seither heißt die Verhandlungsführerin Beate Mensch, und Foullong schreibt Dossiers zur Euro-Krise. Inzwischen hat er sich in die Bezirksleitung nach Düsseldorf versetzen lassen. "Ich habe mein Versprechen eingehalten – nicht mehr und nicht weniger", sagt Foullong heute. Und gesellschaftspolitisch hält er die Quote weiterhin für "richtig und wichtig". Allerdings könnte sie bald wieder zuschlagen. Im nächsten Jahr wird der Commerzbank-Aufsichtsrat neu gewählt. Es wäre höchst ungewöhnlich, wenn ausgerechnet eine Gewerkschaft einen Mann aufstellen würde.
Die Männer suchen derweil nach Ausweichstrategien – und ihre Angst ist umso größer, je weiter sie es in der Hierarchie schon nach oben geschafft haben. Es gibt die Renitenten, die in Internet-Foren gemeinsam gegen die Ungerechtigkeit der Welt anstänkern. Es gibt die Nachdenklichen, die einfach mal eine Weile aussteigen wollen. Und es gibt die Streitlustigen, die im Zweifel für ihren Traumjob auch klagen würden.
Die erste Antidiskriminierungsklage kommt bestimmt
Die Headhunterin Barbara Hartmann, Partnerin bei Heads in München, ist spezialisiert auf die Automobilindustrie. Sie ist überzeugt, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis der erste Mann, der sich diskriminiert fühlt, vor Gericht zieht. Männer seien nicht so duldsam, wie Frauen es immer waren. Der Druck auf die Unternehmen, Frauen auch in den oberen Etagen vorzuweisen, "fördert die Ungerechtigkeit", findet Hartmann. Die Personalberaterin hat selbst miterlebt, dass Unternehmen auf fachliche Fähigkeiten verzichteten – zugunsten des Geschlechts. Im Personalwesen und im Marketing sei schon jetzt "sehr spürbar, dass Frauen den Männern vorgezogen werden". Man müsse aufpassen, dass "der Aktionismus nicht in inkompetenten Besetzungen mündet".
Den Männern raten Karrierecoaches und Personalberater jetzt, erst einmal einen kühlen Kopf zu bewahren. Oder sich im Ausland umzusehen. "Wenn man die Komfortzone Deutschland verlässt, hat man vielfältige Möglichkeiten zur Entwicklung", sagt Kienbaum-Geschäftsführer Kracht. Führungsnachwuchskräfte sollten an einem globalisierungstauglichen Lebenslauf feilen. "Wer Russisch, Chinesisch oder Japanisch spricht, ist klar im Vorteil."
Im mittleren Management könnten Männer einfach gelassen bleiben und am eigenen Marketing arbeiten. "Durchhalten gehört dazu – man sollte sich nicht sofort auf die Suche nach einem neuen Arbeitgeber machen, nur weil eine Frau den Posten ergattert hat."
Ganz besonders viel Ausdauer aber brauchen jene Manager, die schon ganz oben stehen. Wenn Vorstände und Aufsichtsräte besetzt werden, könne es in den nächsten Jahren häufiger passieren, dass Kandidaturen von Männern scheitern, prophezeit Kracht. "Das muss man auf der Habenseite des Erfahrungskontos verbuchen. Da braucht man einen langen Atem."
Oder vielleicht sollte man an dieser Stelle besser schreiben:
Da braucht Mann einen langen Atem.