Das ist jedenfalls die Erfahrung der Unternehmer, bei denen in den letzten fünf Jahren bereits ein Generationenwechsel stattgefunden hat. Nur bei 35 Prozent der Befragten wurden neue Kompetenzbereiche geschaffen, bei 30 Prozent bauten die neuen Chefs die Marke aus, 24 Prozent digitalisierten das Unternehmen.
Eine weitere Untersuchung aus dem Februar dieses Jahres belegt sogar, dass es nach einem Chefwechsel bei kleinen und mitteständischen Unternehmen wirtschaftlich erst einmal bergab geht.
Gründer- und Entrepreneurshipforscher Harald Habermann weist in seinem Beitrag "Business takeovers and firm growth: Empirical evidence from a German panel" unter anderem nach, dass die Mitarbeiterzahl nach einem Wechsel meist zunächst abnimmt. Für seine Analyse hatte er Daten von 1.872 Unternehmen verwendet.
Diese Motive treiben den Mittelstand bei der Digitalisierung an
...der befragten Unternehmen sehen sich zur Digitalisierung genötigt, weil ihre Kunden mehr digitale Leistungen von Ihnen fordern.
...wollen mit neuen digitalen Produkten neue Märkte und Kundenkreise erschließen und hoffen dabei auf eine verbesserte Kostenstruktur.
...der befragten Unternehmen befassen sich intensiv mit der Digitalisierung, weil sie sich dadurch eine Stärkung der eigenen Wettbewerbsfähigkeit erhoffen.
...und damit fast jedes zweite Unternehmen setzt digitale Unterstützung dazu ein, interne Prozesse zu beschleunigen.
...der deutschen Mittelständler versprechen sich von der Digitalisierung mehr Innovationskraft und Produktivität im eigenen Unternehmen.
...der Befragten sehen in der Digitalisierung eine nachhaltige Verbesserung der Kundenbeziehungen und -erfahrungen für ihr Unternehmen.
Die von techconsult im Auftrag der Telekom durchgeführte Studie „Digitalisierungsindex Mittelstand“ untersucht, wie sich mittelständische Unternehmen der Digitalisierung stellen und wie weit sie bereits gekommen sind. Dazu wurden im Juni 2016 über 1.000 Unternehmen aller Branchen befragt, wie sie selbst ihre Digitalisierungsbemühungen in den Bereichen Kundenbeziehung, Produktivität und Geschäftsmodell bewerten.
Bei börsengehandelten Unternehmen sei die Performance nach einem Chefwechsel schlechter als zuvor. Das sei insbesondere dann der Fall, wenn der neue CEO ein Familienmitglied sei. So seien in den ersten drei Jahren nach dem Wechsel die Kapitalerträge der familiengeführten Unternehmen um 18 Prozent und das Kurs-Gewinn-Verhältnis um 14 Prozent niedriger als bei Unternehmen, deren neuer CEO nicht zur Familie gehört. Ganz ähnliche Ergebnisse liefern Studien aus Kanada, Dänemark und den USA.
Nach dem Knick geht es steiler bergauf als bei der Konkurrenz
Allerdings zeigen alle diese Untersuchungen, dass nach diesem temporären Knick die familiengeführten Unternehmen beim Mitarbeiterwachstum die Konkurrenz hinter sich lassen. Über einen Zeitraum von sechs Jahren liege das Mitarbeiterwachstum um 15 Prozent über dem der familienfremdgeführten Unternehmen. Bei den deutschen Betriebe wachsen nach der Eingewöhnungsphase auch die Umsätze stärker.
Der beschriebene Wachstumsknick nach dem Chefwechsel tritt laut Habermann vor allem dann auf, wenn es der erste Generationenwechsel im Unternehmen ist. Geht das Unternehmen an die dritte, vierte oder fünfte Generation über, bleiben Umsatzknick und Mitarbeiterrückgang in der Regel aus.
Für die deutschen Betriebe, die in den kommenden fünf Jahren einen neuen Chef bekommen werden, heißt das: Sie sollten sich wappnen für den Knick. Gemäß der Commerzbank-Mittelstandsstudie sind nämlich 50 Prozent der deutschen Unternehmen (mit mindestens 2,5 Millionen Euro Jahresumsatz) jünger als 30 Jahre. Dass es sich bei ihnen um die erste Übergabe handelt, ist also recht wahrscheinlich.
Beim Automatisierungsspezialisten Pilz ist man in diesem Punkt entspannt. "Wir waren uns immer einig, dass Pilz seine Wachstums- und Internationalisierungsstrategie fortführt. Wir wollen wachsen, aber nicht um jeden Preis", sagt Noch-Chefin Renate Pilz. Diesen Weg wollen auch ihre Kinder weiterhin beschreiten, so die Unternehmerin. Tochter Susanne und Sohn Thomas sitzen allerdings auch schon mehr als zehn Jahre gemeinsam mit der Mutter in der Geschäftsführung. Dass die beiden ab 2018 aus reiner Unerfahrenheit schwerwiegende unternehmerische Fehler machen, ist also relativ unwahrscheinlich.
Entsprechend unbesorgt ist Pilz senior, was die weiteren Pläne ihrer Kinder angeht. "Es ist genau der Weg, den mein Mann, Peter Pilz, und später auch ich beschritten haben – daher freue ich mich auf die Zukunft des Unternehmens."