Für den alltäglichen Wahnsinn im Büro oder am Fließband soll das Gehalt entschädigen. Eine Motivation, noch mehr zu leisten, ist es in der Regel aber nicht. Und auch Bonus-Zahlungen für besonders gute Leistungen bringen nicht immer den gewünschten Erfolg. Führungskräfte winken deshalb oft mit dem Schlüssel für einen Dienstwagen oder dem zu einem größeren Büro: Wer sich anstrengt, bekommt die Trophäe. Doch bringt das auf Dauer auch etwas? Schließt der Vertriebler, der jetzt den schicken Benz fahren darf, deshalb noch mehr Verträge ab? Oder spart der Controller im großen Büro mit Meerblick dem Unternehmen vor lauter Dankbarkeit noch mehr Geld ein? Vermutlich nicht.
Kreative Belohnungen sind im Trend
Deshalb setzen immer mehr Unternehmen auf kreative Belohnungen, sogenannte Incentives. Bei rund einem Fünftel aller vermittelten Jobs sind nicht-finanzielle Incentives heute Teil des Arbeitsvertrags, wie die Experten der Personalberatung Michael Page schätzen. Tendenz: steigend. Die Anbieter von Erlebnisgeschenken und -reisen haben sich längst darauf eingestellt und bieten komplette Businesspakete an. So hat beispielsweise Jochen Schweizer seit Juni 2012 Erlebnisgutscheine für die Anlässe "Kunden-Bindung" und "Mitarbeiter-Incentivierung" im Programm. Es gibt sogar eine eigene Ausgründung, die sich ausschließlich auf Business-Kunden spezialisiert hat.
Besonders größere Unternehmen lassen sich einiges einfallen, um ihre Mitarbeiter zu motivieren und die besten Nachwuchskräfte zu gewinnen. Für das Thema „Compensation & Benefits“ haben viele ihre eigenen Spezialisten, Konzepte und Programme. Teilweise kommen externe Beratungsagenturen zum Einsatz, die solche Konzepte entwickeln und sich um die Umsetzung kümmern. Kleinere Unternehmen haben häufig nicht die Mittel für institutionalisierte Incentive-Programme – und müssen kreativer sein. So geben manche Firmen ihren Mitarbeitern einen Zuschuss für ein Fahrrad, wenn sie dafür auf einen festen Firmenparkplatz verzichten. Oder sie lassen einmal in der Woche einen Lebensmittel-Lieferdienst kommen, der die Zutaten für komplette Rezepte liefert. Gekocht wird dann zusammen.
Was Unternehmen tun können, um ihre Mitarbeiter zu motivieren
Um den Mitarbeitern am Ende des Monats mehr Geld in der Tasche zu bescheren, müssen nicht gleich Millionenbeträge über die Theke wandern. Stattdessen freuen sich Mitarbeiter auch über Gutscheine, mit denen sie laufende Kosten wie Benzin oder Essen
Finanzieren können. Tankstellen- oder Einkaufsgutscheine mit bis zu 44 Euro im Monat kann der Arbeitgeber zudem steuerlich absetzen. Auch Essensgutscheine bis zu 1.342 Euro im Jahr sind für die Chefetage abgabenfrei und kommen bei den Mitarbeitern ohne
Abzüge von Steuern und Sozialabgaben an.
Arbeitgeber können ihren Mitarbeitern auch Personalrabatte gewähren. Bis zu 1.080 Euro im Jahr sind hier ohne Probleme möglich. Unabhängig davon, dass der Mitarbeiter geringere Ausgaben hat, fährt der Arbeitgeber ja dadurch dennoch Umsätze ein: Eine Win‐win-Situation auf der ganzen Linie also.
Auch zinslose oder zinsgünstige Darlehen erfreuen sich bei den Arbeitnehmern zunehmender Beliebtheit. Laut einer Umfrage des Beratungsunternehmens Tower Watson sind Arbeitgeberdarlehen auf Platz zwei der beliebtesten betrieblichen Zusatzleistungen. Diese können mit bis zu 2.600 Euro Zinsvorteil an die Mitarbeiter herausgegeben werden.
Der Urlaub ist für jeden Mitarbeiter essentiell. Hier wird neue Kraft getankt, um anschließend wieder frisch und motiviert ans Werk gehen zu können. Wie schön ist es dann also, wenn der Arbeitgeber hier auch noch aktiv unter die Arme greift? Je nach Familienstand können sich Arbeitgeber mit bis zu 364 Euro im Jahr an den Urlaubskosten ihrer Mitarbeiter beteiligen. Über den ein oder anderen Cocktail extra braucht man sich dann schon mal keine Gedanken mehr zu machen.
Auch Porsche sieht den Wert der Altersvorsorge: 700 Euro pro Mitarbeiter fließen von der Prämienzahlung direkt in die persönliche Altersvorsorge. Aber kleinere Unternehmen können ihren Mitarbeitern ebenso helfen, für das Alter vorzusorgen, indem sie Direktversicherungen, eine betriebliche Altersvorsorge oder Pensionskassen und –fonds für sie anlegen. Dies macht sich nicht so unmittelbar im Geldbeutel bemerkbar wie Gutscheine oder ein Darlehen. Allerdings gibt es den Mitarbeitern Sicherheit und zeigt, dass der Arbeitgeber daran interessiert ist seine Mitarbeiter auch nach ihrer aktiven Zeit im Unternehmen gut zu versorgen.
Familienfreundliche Arbeitgeber sind schwer im Kommen! Eine Umfrage des Anbieters für betriebliche Sozialleistungen und Incentives Sodexo ergab, dass 80 Prozent der deutschen Arbeitnehmer die Work-Life-Balance wichtig finden und 77 Prozent ergeht es ebenso bei der Familienfreundlichkeit des Arbeitgebers. Den Arbeitnehmern wird also zunehmend wichtiger, dass auch der Arbeitgeber ihre persönlichen Werte teilt. Familienfreundliche Arbeitszeiten oder ein Kindergartenzuschuss sind da schon ein sehr guter
Anfang.
Ohne Smartphone und Laptop geht es heute in den meisten Berufen kaum noch. Wenn die Mitarbeiter also ohnehin dieses Equipment, in der Regel mit einer Flatrate, zu Verfügung gestellt bekommen, warum dann nicht die Nutzung gleich ausweiten? Wenn die Mitarbeiter ganz offiziell ihre Arbeitsgeräte für den privaten Alltag verwenden können, verringern sich ihre eigenen Mobilfunkkosten und der Arbeitgeber zahlt auch nicht mehr als für die geschäftliche Nutzung.
Wer seine Mitarbeiter - ob einzelne Kollegen oder das gesamte Team - belohnen möchte, sollte auf ein paar Dinge achten:
- Nur das Besondere besonders belohnen: Selbstverständliche Leistungen deckt das Gehalt ab.
- Die direkte Führungskraft kann Leistung und Motivation am besten beurteilen. Viele Unternehmen geben den Teamleitern einen Topf für Incentives, aus dem sie im Team verteilen können.
- Gerade viele junge Nachwuchskräfte sind mit einem Firmenwagen oder teuren Reisen nicht mehr zu locken. Wie wäre es dagegen mit einem Dienstrad oder einer Freistellung für ein soziales Projekt?
- Belohnungen müssen genauso sorgfältig kommuniziert werden wie Kritik. Transparente Regeln, klare Kriterien und eine gute interne Kommunikation verhindern Unstimmigkeiten und verlängern die Wirkung.
Die Führungskräfte sollten aber auch bei kreativen Belohnungen keine Wunder erwarten. Das gemeinsame Kochen, der Segeltörn oder der Besuch im Hochseilgarten belohnen das Team und schweißen es enger zusammen. Das ist gut, wird aber an den Umsätzen nichts ändern. Das sollte im Vorfeld klar sein. Auch die Kooperation mit dem Fitness-Studio nebenan sind prima für die Mitarbeiter und deren Bindung an den Arbeitgeber, schlagen sich aber in der Bilanzen nicht auf der Haben-Seite nieder.
Das heißt natürlich nicht, dass nichts und niemand mehr belohnt oder gefördert werden sollte. Das zufriedene, gesunde Mitarbeiter letztlich bessere Leistungen erbringen, als unzufriedene, dürfte mittlerweile bekannt sein. Für das Betriebsklima sind Incentives also auf jeden Fall sinnvoll und auch das Schulterklopfen beim einzelnen Angestellten ist nicht umsonst. Nur sollte niemand von einer Gewinnverdopplung auszugehen, weil es in der Kantine Gratis-Obst gibt.