Incentives Wie Unternehmen Belohnungen richtig einsetzen

Viele Unternehmen wollen ihre Mitarbeiter mit sogenannten Inventives motivieren und belohnen. Doch egal ob Firmenwagen oder der Teamausflug in den Vergnügungspark: Vorgesetzte sollten keine Wunder erwarten.

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Wie viel Autobauer ihren Mitarbeitern zahlen
Porsche hat im vergangenen Jahr zum ersten Mal mehr als 200.000 Autos verkauft – mit 225.121 Autos legte der Absatz um 19 Prozent zu. Treiber für das kräftige Absatzwachstum ist das Kompakt-SUV Macan, das in seinem ersten vollen Produktionsjahr mit mehr als 80.000 Einheiten auf Anhieb zum meistverkauften Modell der Zuffenhausener aufgestiegen ist. Porsche zahlt seinen Tarifmitarbeitern für 2015 eine Prämie von 8.911 Euro. Davon werden 8.211 Euro direkt ausgezahlt, 700 Euro gibt es als Sonderbeitrag zur Porsche-eigenen Betriebsrente oder der privaten Altersvorsorge. Im Leipziger Werk – wo das Erfolgsmodell Macan gefertigt wird – werden aber nur wenige Arbeiter in den Genuss des Boni kommen – ein großer Teil der Belegschaft ist hier über Werkverträge angestellt und ist damit von der Sonderzahlung ausgeschlossen. Die gibt es nur für die Tarifmitarbeiter. Die Porsche-Mutter Volkswagen hat wegen des Abgasskandals seine Bilanzpressekonferenz auf den 28. April verschoben und somit die Höhe der Mitarbeiterprämie noch nicht genannt. Klar ist nur: Trotz der Kosten des Abgasskandals wird es einen Bonus für die rund 100.000 Stamm-Beschäftigten geben. Vorstandschef Matthias Müller und der Betriebsratsvorsitzende Bernd Osterloh hätten sich auf eine Anerkennungsprämie geeinigt, hieß es in einem Artikel der Mitarbeiter-Zeitschrift "Mitbestimmen". "Über die konkrete Höhe müssen wir uns in weiteren Gesprächen verständigen", sagte Osterloh der Zeitschrift. Die Prämie solle im Mai 2016 gezahlt werden. Quelle: dpa
2015 war ein herausragendes Jahr für BMW: Die Erlöse kletterten um 14,6 Prozent auf 92,2 Milliarden Euro. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern legte um 5,2 Prozent auf 9,6 Milliarden Euro zu. Unterm Strich blieben 6,4 Milliarden Euro als Konzernüberschuss übrig - 10 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Auch die Mitarbeiter können sich über eine stattliche Erfolgsprämie freuen. Ein Facharbeiter der Gehaltsgruppe 5 soll für das abgelaufene Jahr eine Erfolgsbeteiligung von 8.375 Euro erhalten. Bei BMW wird nach Tarifgruppen unterschieden. Den vollen Bonus bekommt bei den Münchnern, wer seit vier Jahren beim Konzern ist. Vorher wird die Prämie anteilig ausgezahlt. Das Geld soll gegen Mitte des Jahres fließen. „Die Kolleginnen und Kollegen haben auch im vergangenen Jahr herausragende Arbeit geleistet“, erklärte Gesamtbetriebsratschef Manfred Schoch, „damit haben sie sich eine ordentliche Erfolgsbeteiligung verdient.“ Der Zuwachs bei der Prämie fällt allerdings für das vergangene Jahr mager aus. Die 8.375 Euro sind lediglich 10 Euro oder 0,1 Prozent mehr als im vergangenen Jahr, während der BMW-Konzernüberschuss im vergangenen Jahr um 10 Prozent gestiegen war. BMW zahlt nichtsdestotrotz eine vergleichsweise hohe Prämie an seine Mitarbeiter – hier eine Übersicht der deutschen Autobauer. Quelle: dpa
Auch Audi hat bereits enthüllt, welche Prämie die Mitarbeiter bekommen sollen – und das ist weniger als im Vorjahr. Unter anderem wegen der Diesel-Affäre haben die Ingolstädter trotz Absatz- und Umsatzplus (58,4 Milliarden Euro, + 8,6 Prozent) weniger Gewinn gemacht. Wegen Rückstellungen für den Abgasskandal und steigenden Investitionen fiel das Betriebsergebnis um sechs Prozent auf 4,84 Milliarden Euro. Für die Tarifmitarbeiter an den Standorten Ingolstadt und Neckarsulm heißt das: Statt 6.540 Euro wir für das Geschäftsjahr 2014 werden für 2015 durchschnittlich nur 5.420 Euro ausbezahlt. Quelle: AP
Für Daimler war das 2015 ein Rekordjahr – noch nie hat der Stuttgarter Konzern so viel verkauft, umgesetzt und verdient wie im abgelaufenen Geschäftsjahr. Daran sollen auch die Mitarbeiter teilhaben – oder zumindest die anspruchsberechtigten Beschäftigten, bei Daimler sind das rund 135.000 Tarifarbeiter. Mit dem April-Gehalt bekommen sie eine Prämie von 5.650 Euro ausbezahlt. Für Daimler ist das die bis dato höchste Summe. Für 2014 waren es noch 4.350 Euro – auch damals ein Rekord. Quelle: dpa
Porsche-Geschäftsjahr 2014:Die Erfolge des Sportwagenbauers Porsche zahlten sich auch für die Mitarbeiter aus. Die nach Tarifvertrag Beschäftigten der VW-Tochter bekamen für das Geschäftsjahr 2014 eine Sonderzahlung von 8.600 Euro. 700 Euro waren davon für die persönliche Altersvorsorge vorgesehen. Insgesamt konnten sich rund 14.600 der weltweit 22.400 Mitarbeiter von Porsche über das Extra freuen. Quelle: dpa
Martin Winterkorn, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG Quelle: dpa
Volkswagen-Geschäftsjahr 2014:Egal ob Kantinenpersonal, Fließbandarbeiter oder Ingenieur: Auf die Beschäftigten im VW-Haustarif prasselte im vergangenen Frühjahr abermals ein warmer Geldregen nieder. Auch wenn die Prämie von 5.900 Euro pro Kopf 300 Euro kleiner ausfiel als vor einem Jahr, bleibt die ausgeschüttete Gesamtsumme mit fast 700 Millionen Euro konstant – denn binnen Jahresfrist kamen rund 5.500 neue Mitarbeiter hinzu. Quelle: REUTERS

Für den alltäglichen Wahnsinn im Büro oder am Fließband soll das Gehalt entschädigen. Eine Motivation, noch mehr zu leisten, ist es in der Regel aber nicht. Und auch Bonus-Zahlungen für besonders gute Leistungen bringen nicht immer den gewünschten Erfolg. Führungskräfte winken deshalb oft mit dem Schlüssel für einen Dienstwagen oder dem zu einem größeren Büro: Wer sich anstrengt, bekommt die Trophäe. Doch bringt das auf Dauer auch etwas? Schließt der Vertriebler, der jetzt den schicken Benz fahren darf, deshalb noch mehr Verträge ab? Oder spart der Controller im großen Büro mit Meerblick dem Unternehmen vor lauter Dankbarkeit noch mehr Geld ein? Vermutlich nicht.

Kreative Belohnungen sind im Trend

Deshalb setzen immer mehr Unternehmen auf kreative Belohnungen, sogenannte Incentives. Bei rund einem Fünftel aller vermittelten Jobs sind nicht-finanzielle Incentives heute Teil des Arbeitsvertrags, wie die Experten der Personalberatung Michael Page schätzen. Tendenz: steigend. Die Anbieter von Erlebnisgeschenken und -reisen haben sich längst darauf eingestellt und bieten komplette Businesspakete an. So hat beispielsweise Jochen Schweizer seit Juni 2012 Erlebnisgutscheine für die Anlässe "Kunden-Bindung" und "Mitarbeiter-Incentivierung" im Programm. Es gibt sogar eine eigene Ausgründung, die sich ausschließlich auf Business-Kunden spezialisiert hat.

Besonders größere Unternehmen lassen sich einiges einfallen, um ihre Mitarbeiter zu motivieren und die besten Nachwuchskräfte zu gewinnen. Für das Thema „Compensation & Benefits“ haben viele ihre eigenen Spezialisten, Konzepte und Programme. Teilweise kommen externe Beratungsagenturen zum Einsatz, die solche Konzepte entwickeln und sich um die Umsetzung kümmern. Kleinere Unternehmen haben häufig nicht die Mittel für institutionalisierte Incentive-Programme – und müssen kreativer sein. So geben manche Firmen ihren Mitarbeitern einen Zuschuss für ein Fahrrad, wenn sie dafür auf einen festen Firmenparkplatz verzichten. Oder sie lassen einmal in der Woche einen Lebensmittel-Lieferdienst kommen, der die Zutaten für komplette Rezepte liefert. Gekocht wird dann zusammen.

Was Unternehmen tun können, um ihre Mitarbeiter zu motivieren

Wer seine Mitarbeiter - ob einzelne Kollegen oder das gesamte Team - belohnen möchte, sollte auf ein paar Dinge achten:

  • Nur das Besondere besonders belohnen: Selbstverständliche Leistungen deckt das Gehalt ab.
  • Die direkte Führungskraft kann Leistung und Motivation am besten beurteilen. Viele Unternehmen geben den Teamleitern einen Topf für Incentives, aus dem sie im Team verteilen können.
  • Gerade viele junge Nachwuchskräfte sind mit einem Firmenwagen oder teuren Reisen nicht mehr zu locken. Wie wäre es dagegen mit einem Dienstrad oder einer Freistellung für ein soziales Projekt?
  • Belohnungen müssen genauso sorgfältig kommuniziert werden wie Kritik. Transparente Regeln, klare Kriterien und eine gute interne Kommunikation verhindern Unstimmigkeiten und verlängern die Wirkung.

Die Führungskräfte sollten aber auch bei kreativen Belohnungen keine Wunder erwarten. Das gemeinsame Kochen, der Segeltörn oder der Besuch im Hochseilgarten belohnen das Team und schweißen es enger zusammen. Das ist gut, wird aber an den Umsätzen nichts ändern. Das sollte im Vorfeld klar sein. Auch die Kooperation mit dem Fitness-Studio nebenan sind prima für die Mitarbeiter und deren Bindung an den Arbeitgeber, schlagen sich aber in der Bilanzen nicht auf der Haben-Seite nieder.

Das heißt natürlich nicht, dass nichts und niemand mehr belohnt oder gefördert werden sollte. Das zufriedene, gesunde Mitarbeiter letztlich bessere Leistungen erbringen, als unzufriedene, dürfte mittlerweile bekannt sein. Für das Betriebsklima sind Incentives also auf jeden Fall sinnvoll und auch das Schulterklopfen beim einzelnen Angestellten ist nicht umsonst. Nur sollte niemand von einer Gewinnverdopplung auszugehen, weil es in der Kantine Gratis-Obst gibt.

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