Und auch 2014 treibt die Industrie den Standort Deutschland mit innovativen Produkten und Prozessen voran. Laut ifo Institut planen 66 Prozent der Unternehmen höhere Investitionen als im vergangenen Jahr. Insgesamt sollen diese um neun Prozent steigen. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag rechnet für 2014 außerdem mit 40.000 zusätzlichen Arbeitsplätzen, und auch die aktuelle Auftragslage lässt hoffen. Die eingehenden Bestellungen haben sich im April im Vergleich zum Vormonat um 3,1 Prozent erhöht.
Auch MDC Power stockt die Produktionskapazitäten auf. Gerüste umringen derzeit die beiden neuen Werkshallen in Kölleda. Während die Fassade der einen verkleidet wird, bringen die Dachdecker bei der anderen noch letzte Rinnen an. Ende 2015 sollen dort die ersten Motoren vom Band laufen.
Wie Geschäftsführer Breitschwerdt trotz immer größerer Stückzahlen den Überblick behalten will?
„Verantwortlichkeiten müssen klar verteilt sein“, sagt der 46-Jährige. „So können Fehler am schnellsten behoben werden, ohne dass drei Arbeitsgruppen einberufen werden müssen.“
Die Arbeit in der Fabrik ist in knapp 300 Prozesse gegliedert, die in einem speziellen Computersystem detailliert beschrieben und gespeichert sind – von der Qualitätskontrolle bis hin zur Urlaubsplanung. Für jeden dieser Abläufe ist einer der zwölf Manager aus Breitschwerdts Führungsmannschaft verantwortlich.
Stabile Prozesse
Qualitätsleiter Stefan Odermatt etwa kümmert sich unter anderem um Prozess Nummer P-261: die Evakuierung im Brandfall. Auch der jüngste Probealarm vor einigen Tagen war reibungslos verlaufen – innerhalb von fünf Minuten hatten alle Mitarbeiter die Werkshalle verlassen und sich vorschriftsgemäß am dafür vorgeschriebenen Platz versammelt. Doch ein aufmerksamer Mitarbeiter gab zu bedenken, dass eine Evakuierung während eines Schichtwechsels wesentlich unübersichtlicher sei und mit dem bisherigen Ablauf wichtige Fragen unbeantwortet blieben: Wer ist zum Zeitpunkt des Brands auf dem Werksgelände? Wo genau halten sich die Mitarbeiter auf? Wie stellt man sicher, dass niemand vergessen wird?
Seitdem prangt auf Odermatts Bildschirm ein roter Punkt hinter Prozess P-261. Zwei Wochen hat der Manager nun Zeit, eine Lösung zu finden. Und wenn das rote Zeichen bis dahin nicht verschwunden ist, wird sich das gesamte Führungsteam mit dem Problem beschäftigen.
„Fehler werden so nicht ewig diskutiert, sondern ein für alle Mal eliminiert“, sagt WHU-Professor Huchzermeier. Das schlage sich auch auf die Fehlerquote bei den Motoren nieder. Breitschwerdts ehrgeiziges Ziel: „Am Ende des Jahres sollen alle Reklamationen der Kunden auf eine Din-A4-Seite passen – und zwar so groß gedruckt, dass ich es noch ohne Brille lesen kann“, sagt der 46-Jährige.
„Diese sehr niedrige Quote verdanken wir unseren stabilen Prozessen“, ergänzt der Manager. Veränderungen werden bei MDC Power auf ein Minimum reduziert und dann sehr deutlich kommuniziert, um Missverständnisse auszuschließen.