Innovationskultur Der Mittelstand ist Deutschlands Lichtblick

In Deutschland heißt Innovation nicht, etwas Neues zu erfinden, sondern etwas Bestehendes zu verbessern. Die Dax-Konzerne sind keine Vordenker, sondern Nachmacher. Hoffnung gibt der Mittelstand, bestätigt eine Studie.

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Welche Innovationskraft hat der Mittelstand? Quelle: Getty Images

Den deutschen Unternehmen gehen die Ideen aus, unkte Thomas Sattelberger vergangenes Jahr im Interview mit der WirtschaftsWoche. Und auch 2016 trifft seine Aussage noch zu.

Zukunftsträchtige Technologien gibt es viele. Doch nur bei den wenigsten sind deutsche Großkonzerne führend. Bei Augmented Reality etwa preschen Google, Microsoft, Oculus Rift, vielleicht noch Samsung und viele kleine US-Tech-Firmen vor. Gleiches gilt für Wearables. Moderne Antriebstechnologien sind die Baustelle von Tesla, künstliche Intelligenz ist Sache der Japaner und Amerikaner.

Und wo bleiben deutsche Unternehmen? Den Energieriesen wie RWE und E.On etwa fehlen Innovationen und eine digitale Strategie. Jedes fünfte deutsche Industrieunternehmen kauft Kreativität von Start-ups ein, aber nur jedes zehnte setzt deren Ideen auch um.


Kleine Schritte statt großer Sprünge

Den Grund dafür will die PA Consulting Group mit ihrer Studie „Innovation as Unusual“ gefunden haben. „Kleine Innovationsschritte werden hier den bahnbrechenden Neuerungen vorgezogen“, heißt es darin. „Der Fokus liegt auf kontinuierlicher Verbesserung statt auf radikaler Veränderung“, erklärt Thomas Brand, Innovationsexperte bei PA, das typische Vorgehen deutscher Unternehmen. 76 Prozent der Befragten sähen "in dieser Innovation mit kleinen Schritten" den größeren Mehrwert.

Man muss das Rad nicht neu erfinden, aber man kann es besser machen, scheint das Credo der Deutschen zu sein. Das ist natürlich richtig. Aber: „Der Kampf um fünf Prozent weniger Verbrauch oder zwei Prozent mehr Inhalt verstellt allzu leicht den Blick aufs Wesentliche – einen echten Vorsprung“, sagt Serhan Ili, Managing Director von Ili Consulting. Im Ergebnis feiert sich dann eine gesamte Branche für die Erfindung einer neuen Verpackungsgröße, statt echte Veränderungen voranzutreiben.

Ili Consulting hat die Dax-30-Unternehmen befragt, für wie innovativ sie sich selbst und welchen Dax-Konzern sie für den innovativsten halten. Fazit dieser Studie: Die Dax-Konzerne sind keine Vordenker, sondern Nachmacher.

Die innovativsten Dax-Konzerne - aus Sicht der Dax-Konzerne (03.2016)

Die Studienautoren unterteilten die Konzerne in First Mover, Fast Follower oder Late Follower. Die Hälfte der Dax 30 erreichte dabei lediglich eine mittelmäßige Innovationsorientierung. Und selbst diese Unternehmen sind demnach nur Fast Follower, also schnelle Nachmacher. Vier Prozent zählten zu den Late Followern. Und bei 23 Prozent der Unternehmen sei überhaupt keine eindeutige Innovationsorientierung erkennbar.

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