Sie haben im Laufe ihrer Karriere sowohl als Unternehmer als auch – wie derzeit – als Manager gearbeitet. Was verbindet beides?
Beide haben zwei Sachen gemeinsam: Die Leidenschaft. In meinem Fall für die Uhrmacherei. Ob ich selbstständig oder angestellt bin, spielt dafür keine Rolle. Zum anderen: Der Unternehmergeist. Der ändert sich auch nicht. Mir hat vielleicht nicht immer das Unternehmen gehört. Aber mir hat immer das Marketing gehört, mir hat immer der Vertrieb gehört, mir hat immer die Entwicklung gehört – weil es meine Ideen waren.
Sie gelten als gewiefter Manager und haben jüngst Teile der Uhrenbranche gegen sich aufgebracht, weil sie während der Genfer Messe SIHH ein Boot mieteten und ihre Uhren dort präsentierten – sich aber nicht an den Kosten für die Messe selber beteiligten. Fair klingt das nicht.
Ich finde es schade, wenn 90 Prozent meiner Kunden nach Genf komme, ich selber wohne und meine Firma sitzt und ich kann diese Kunden nicht empfangen. Das ist Zeitverschwendung. Wenn meine Kunden da sind, dann möchte ich ihnen anbieten, mit mir zu frühstücken oder mich zu besuchen. Es war weniger, um jemanden zu ärgern, sondern davon zu profitieren, dass eh alle Kunden anreisen. Wenn 800 von 1000 meiner Kunden vor Ort sind und ich gebe ihnen keine Gelegenheit, mich zu treffen, dann habe ich ein Problem im Management.
Bis 2004 haben Sie keine Emails gelesen und sich mit SMS schwer getan. Das haben Sie radikal geändert. Fiel Ihnen das leicht?
Ich hatte keine Wahl. Als ich Hublot übernahm, hatte das Unternehmen ein Informationssystem, der über Email ging – und ich hatte nie eine Emailadresse bis dahin. Ich musste lernen, wie das geht, wie man mit einem Computer umgeht. Ich habe das mit viel Neugier gelernt. Später habe ich es dann geschätzt, heute sind alle diese Dinge mein wichtigstes Instrument als Manager. Ich spreche so ständig mit meinen Leuten.
Warum haben Sie so lange damit gewartet?
Weil ich es bei der Swatchgroup, wo ich davor war, nicht unbedingt benötigte. Ich hatte ein Problem, diesen Schritt zu machen, weil ich eine gewisse Ablehnung gegenüber dem Computer hatte, weil ich es nicht kannte. Das ist eine typische, relativ dumme Haltung. Wenn sie die Neugier nicht besitzen, etwas zu lernen, dass sie nicht verstehen, dann lehnen sie es ab. Das ist nicht gut. Ich war in der Tendenz, alt zu werden. Für mich ist das das Zeichen, alt zu werden – die Neugier zu verlieren. Ich wurde gerettet!
Eine der drei Marken, die Sie betreuen, stellt nun auf der Messe eine Smartwatch vor. Zu der Gattung Fehler gehören auch Irrtümer. Die großen Marktforschungsinstitute gehen davon aus, das Wearables und darunter auch Smartwatches ein weiterhin wachsender Markt sind. Im Buch steht: „Die Uhren der Computerfirmen erinnern nicht im entferntesten an ein Schmuckstück.“ Das klingt nach Pfeifen im Walde. Gerade im Preissegment bis 1000 Euro tummeln sich ausreichend Hersteller, die modische Smartwatches anbieten, denen man ihre Funktion teils nicht mehr ansieht.
Da haben Sie Recht. Ich habe Unrecht.
Die Antwort überrascht.
Dieses Buch hat mehrere Jahre gebraucht, bis ich davon überzeugt war. Die Aussage hat damals gestimmt, als die meisten Wearables wie eine Smartuhr ausgesehen haben. Heute ist das nicht mehr der Fall. Heute sind Uhren auf dem Markt von Fossil bis Montblanc oder Louis Vuitton, die mit Sicherheit mehr nach Uhr als nach Computeruhr aussehen. Dieser Teil meines Buches ist nicht mehr ganz aktuell.