Jobwechsel Worauf Führungskräfte achten müssen, wenn sie einen Job suchen

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Netzwerke und Branchenprobleme

Fall drei: Kontrollverlust beim Headhunter

Viele Führungskräfte fragen Headhunter für den eigenen Bewerbungsprozess um Unterstützung. Im besten Falle solche, mit denen sie zuvor fallweise Personal akquiriert haben. Das klingt zunächst plausibel und ist bestimmt nicht immer der falsche Weg. Aber auch die Zusammenarbeit mit Headhuntern kann Gefahren mit sich bringen:

Stefan Schneider* hatte ein Problem: Er kooperierte als COO regelmäßig mit einem Personalberater. Dieser war schon jahrelang für ihn bzw. seine Firma im Headhunting aktiv. Schneider wollte aus privaten Gründen die Firma verlassen und hat deshalb diesen Berater im Vertrauen von seinem Wechselwunsch berichtet. Der Berater erbat sich einen CV und die Erlaubnis, diesen seinen Kunden vorzulegen. „Leider ist die Branche übersichtlich. Man kennt sich. Dass sah ich damals nur nicht als Problem“, gesteht Schneider. Es dauerte keine drei Monate, bis der eigene Aufsichtsratsvorsitzende Herrn Schneider zum Gespräch bat und ihn dabei direkt auf seinen Wechselwunsch ansprach.

Die Konsequenz: Ein Headhunter wurde beauftragt, einen Nachfolger für Schneider zu suchen. Schneider selbst wurde sofort aus dem Informationsfluss zu strategischen Themen ausgeschlossen. Er war eine „lame Duck“ auf dem Abstellgleis. Unglücklicherweise war der Nachfolger auch schon gefunden, bevor Schneider ein neues Angebot hatte. Man vereinbarte die Aufhebung des Arbeitsvertrages und Schneider suchte sich professionelle Unterstützung durch eine Executive Placement-Beratung.

Fall vier: In fremden Gewässern

Noch problematischer kann es werden, wenn sich Führungskräfte mit Wechselgedanken nicht mit offenem Visier bewerben können. Dr.-Ing. Matthias Franke*, Geschäftsführer eines deutschen Anlagenherstellers, wollte sich in anderen Branchen bewerben. Er befürchtete zurecht, dass sein Vorgesetzter sonst von seinen Wechselplänen mitbekommt und ihn womöglich auf das Abstellgleis stellt.

Nun ist es aber so, dass Gesellschafter und Aufsichtsräte Geschäftsführer fast immer mit dem Anforderungskriterium „Branchenerfahrung“ auswählen. Im Umkehrschluss heißt das, dass man sich als Geschäftsführer kaum auf derselben Ebene um eine Stelle in einer anderen Branche bewerben kann, weil man faktisch chancenlos ist. „Nach vielen erfolglosen Versuchen gab ich auf und ging zu einer Executive Placement Beratung“, sagt Dr. Franke. Mit deren Hilfe fand er dann unter dem Schutz einer Treuhandadresse eine neue Geschäftsleitfunktion innerhalb der bisherigen Branche. „Außerhalb der Branche hätte es bestenfalls für die zweite Führungsebene gereicht“, so Dr. Franke.

Ob drohender Jobverlust aufgrund einer Umstrukturierung, ein angebotener Auflösungsvertrag oder einfach keine Perspektive im Unternehmen: Die Gründe dafür, warum Top Führungskräfte in die Karriere-Sackgasse geraten, sind vielfältig. Die Suche nach einer neuen Position aus ungekündigter Stelle heraus kann holpriger sein, als gedacht – vor allem für die erste und zweite Führungsebene. Fehlende Erfahrungen im Bewerbungsprozess, fehlende Branchenexpertise, überzogene Erwartungen ans Netzwerk oder Kontrollverlust bei Headhuntern verkomplizieren oftmals den Wechsel. Wer sich dieser Gefahren bewusst ist und entsprechend handelt, kann den Transition-Prozess erfolgreicher gestalten.

*Namen geändert.

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