Jochen Zeitz "Kein Blatt vor den Mund"

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PPR im Umbruch

Jochen Zeitz mit dem 100-Meter-Goldmedaillen-Gewinner der Olympischen Spiele von Peking 2008 (und London 2012), Usain Bolt. Quelle: REUTERS

Wie bringt PPR diese unterschiedlichen Managementkulturen unter einen Hut?

PPR hat sich in den vergangenen Jahren sehr stark geöffnet. Wir pflegen eine internationale Unternehmenskultur, die sich aus den unterschiedlichen kulturellen Hintergründen und Herangehensweisen der verschiedenen Marken ergibt. Hier kommen viele unterschiedliche Kulturen zusammen, Franzosen, Italiener, Deutsche, Amerikaner. Deshalb gibt es Diversifikationsprogramme in der Personalentwicklung, die die unterschiedlichen Managementstile auch benennen, damit sich alle dieser Vielfalt im Konzern bewusst sind. Keiner begreift seinen Weg als den einzig richtigen, auch die Franzosen nicht.

Mittlerweile gibt es sogar eine Pressesprecherin, die Englisch spricht...

PPR steckt in einem Umbruch, definiert sich immer stärker als global tätiges Unternehmen, ohne seine französischen Wurzeln zu vergessen.

Man kennt Sie in Deutschland als Freund offener Worte – kommen Ihre Kollegen damit klar?

Ich denke schon. Auch bei PPR bin ich natürlich bekannt dafür, dass ich Dinge offen und direkt anspreche. Ich nehme kein Blatt vor den Mund und rede nicht gern um den heißen Brei herum. Ein anderer drückt die gleiche Botschaft womöglich etwas ausschweifender aus, aber am Ende zählt natürlich das Ergebnis.

Oder der Rotwein, der schon mittags um ein Uhr auf den Tisch kommt und stundenlange Businessgespräche begleitet?

Im französischen Kulturkreis gehört es eben ab und an dazu, dass man auch mal gemeinsam Essen geht und wichtige Dinge bei Tisch bespricht. Das klingt nach Klischee, ist aber auch nicht die Regel. Mir gefällt das – während man bei uns in Deutschland oft schnell durch die Kantine hastet, nimmt sich der Franzose gern mal Zeit für ein gutes Essen. Da spricht auch nichts dagegen: Man kann auch zwischen zwei Gängen sehr konstruktive Gespräche führen und gute Ideen haben. Daran könnten wir uns als Deutsche durchaus ein Beispiel nehmen. Wenn ich jemanden besser kennenlernen will, ist es oft viel aufschlussreicher und lockerer, mit ihm oder ihr essen zu gehen, als im Büro zu sitzen.

Es liegt ja wohl nicht an der Esskultur, dass so wenige französische Manager in Deutschland arbeiten und so selten deutsche Manager nach Frankreich wechseln?

Tatsächlich gibt es innerhalb Europas noch recht wenig echte Grenzgänger. Womöglich sind die Engländer uns und den Franzosen da einen Schritt voraus. Allerdings beobachte ich auch hier deutliche Veränderungen: Immer mehr Ausbildungswege öffnen sich, junge Deutsche studieren und lernen immer öfter jenseits der Landesgrenzen, sodass mit den folgenden Generationen die Herkunft der Manager immer weniger eine Rolle spielen wird. Bei Puma etwa müssen Länderchefs nicht zwangsläufig aus dem Land kommen, in dem sie das Geschäft leiten.

Was unterscheidet den französischen Konsumenten vom deutschen?

Was die Mode angeht – da sind die Franzosen den Deutschen noch immer eine Nasenlänge voraus. Bei Trends reagieren sie oft schneller, greifen sie konsequenter auf, setzen sie schneller um. Und legen sie aber auch schneller wieder ab, bevor sie in Deutschland überhaupt sichtbar werden.

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