Jürgen Gosch Vom Maurerlehrling zum Krabbenkönig

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Aale vor dem Kölner Dom

Zu diesem Zeitpunkt ist dem Maurer aus Tönning die Schickimicki-Insel Sylt längst nicht mehr genug: Nachdem er schon von 1976 bis 1982 im Herbst und Winter seine Aale etwa vor dem Kölner Dom und in der Düsseldorfer Altstadt feilgeboten hatte, um sich vom Sylter Sommertourismus unabhängiger zu machen, expandiert Gosch aufs Festland. Eröffnet 1988 eine erste Filiale am Hamburger Bahnhof, ein Jahr später eine weitere in Bremen.

Damals steigt Gosch auch in den Versandhandel ein, der heute als Online-Shop läuft. Über den bietet Gosch nicht nur Leckereien von der Fischsuppe für 6,90 Euro bis zum Festtagslachs für 70 Euro. Längst prangt der rote Hummer, seit 1989 offizielles Firmenlogo, auch auf Schlüsselanhängern (7,50 Euro), Smartphone-Hüllen („Haiphone“, für knapp 15 Euro) oder Weinkühlern (13,20 Euro).

Allein von seinem Maskottchen, ein roter Plüschhummer, den er stets werbewirksam aus der Brusttasche seines Kochkittels lugen lässt, hat Gosch nach eigenen Angaben bis heute mehr als 230 000 Stück verkauft – heutiger Preis: 3,20 Euro. Selbst einen von ihm entworfenen Strandkorb mit Bullaugen vertreibt Gosch, für 5900 Euro.

Diese Fehler verbauen Frauen die Karriere
1.  Frauen lassen sich von Stellenanzeigen einschüchternKeine Frage, Bewerber sollten Stellenanzeigen sorgfältig durchlesen. Aber zu viel Sorgfalt schadet eher. Ein Problem, das vor allem Frauen betrifft. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der Online-Stellenbörse Jobware. 151 Männer und 79 Frauen lasen darin 150 Stellenanzeigen. Währenddessen wurden ihre Augenbewegungen aufgezeichnet, hinterher bewerteten die Studienleiter ihre Aussagen. Das Ergebnis: Frauen klickten im Schnitt nicht nur auf mehr Jobprofile, die sie auch länger durchlasen. Mehr noch: Sie ließen sich wesentlich stärker von vermeintlich männlichen Stellentiteln und Qualifikationen beeindrucken – und wollten sich gar nicht erst bewerben. Ein Indiz dafür, dass sich Frauen von manchen Anforderungen immer noch zu stark beeindrucken lassen. Ein Problem, das schon früh beginnt... Quelle: Fotolia
2. Schon Mädchen scheuen WettbewerbMatthias Sutter und Daniela Rützler von der Universität Innsbruck untersuchten in einer Studie das Verhalten von mehr als 1000 Kindern im Alter zwischen 3 und 18 Jahren. Sie sollten verschiedene Tests lösen, etwa Wettläufe oder Matheaufgaben. Als Belohnung erhielten sie kleine Geldbeträge. Im Verlauf des Spiels konnten die Kinder dann gegen Gleichaltrige antreten und dabei mehr verdienen. Bei den Jungen entschieden sich 40 Prozent für den Wettkampf unter Gleichaltrigen. Von den Mädchen wollten das nur 19 Prozent wagen. Quelle: Fotolia
3. Frauen unterschätzen ihre LeistungErnesto Reuben von der Columbia Business School gewann für sein Experiment (.pdf ) 134 Studenten. Alle hatten zwei Jahre zuvor verschiedene Aufgaben absolviert, jetzt sollten sie ihre damalige Leistung bewerten. Das Ergebnis: Die Männer überschätzen ihre tatsächliche Leistung um rund 30 Prozent überschätzt, die Frauen hingegen um weniger als 15 Prozent. Im zweiten Schritt teilte Reuben die Teilnehmer in Gruppen. Sie sollten einen Vertreter wählen, der für die Gruppe Geld gewinnen konnte. Das Ergebnis: Weil sie zu ehrlich waren, schafften es weibliche Teilnehmer drei Mal seltener als Männer, die Rolle des Anführers zu übernehmen. Quelle: Fotolia
4. Frauen lassen sich von Klischees beeinflussenMarina Pavlova vom Universitätsklinikum Tübingen reichte für ihre Studie im Jahr 2010 83 Medizinstudenten den Abschnitt eines Intelligenztests. Dabei sollten sie eine Reihe von Bildern in die richtige Reihenfolge zu bringen. Doch vorab gaukelte Pavlova der einen Hälfte der Teilnehmer vor, dass Frauen bei dieser Aufgabe generell besser abschneiden. Die andere Hälfte erfuhr, dass Männer darin bessere Ergebnisse erzielen. Ergebnis: Die Frauen ließen sich von negativen Aussagen viel stärker beeinflussen als Männer. Deren Leistung litt kaum unter der Vorab-Information. Quelle: Fotolia
5. Frauen sind schneller zufriedenDer Soziologe Stefan Liebig von der Universität Bielefeld analysierte für seine Studie (.pdf ) Daten des Sozio-oekonomischen Panels. In dieser Langzeitstudie machen 10.000 Deutsche regelmäßig Angaben zu Ihrem Beruf und Privatleben. Liebig wollte wissen, ob sie ihr aktuelles Einkommen als gerecht empfanden - und falls nein, welches Nettogehalt angemessen wäre. Wenig überraschend: Etwa jeder dritte Befragte fand sein Einkommen ungerecht. Doch das Einkommen, das Frauen als gerecht empfanden, lag noch unter dem tatsächlichen Gehalt von Männern. Egal ob Akademikerin oder Reinigungskräfte: Frauen hatten finanzielle geringere Ansprüche. Quelle: Fotolia
6. Frauen scheuen Jobs mit WettbewerbAndreas Leibbrandt und John List schalten für ihre Untersuchung Stellenanzeigen in neun US-Städten – in zwei verschiedenen Versionen. Die eine Ausschreibung suggerierte, dass das Gehalt nicht verhandelbar sei. Die andere behauptete, dass das Gehalt Verhandlungssache sei. Fazit: Bei letzterer Stelle bewarben sich wesentlich mehr Männer. Offenbar meiden viele Frauen Jobs mit starkem Konkurrenzdenken. Quelle: Fotolia
Ein Mann hält einen Zettel mit der Aufschrift "Job gefällig?" in der Hand Quelle: dpa

Seit 2012 beliefert er außerdem norddeutsche Supermärkte mit fertig gemischten Feinkostsalaten – schon im ersten Jahr verkaufte er davon anderthalb Millionen Portionen.

250 Tonnen Matjes pro Jahr

Um alle Verkaufsstätten auf Insel und Festland, die Supermärkte und den Versand in Eigenregie optimal mit Fischprodukten zu versorgen, baut Gosch 1994 in Ellingstedt bei Schleswig eine eigene Fischfabrik auf. 2014 wurden hier gut 1000 Tonnen Fisch verarbeitet, darunter 250 Tonnen Matjes in Salzlake eingelegt und mit einem Schuss Rote-Beete-Saft zartrosa eingefärbt, 250 Tonnen Lachs filetiert, geräuchert und gebeizt und 150 Tonnen Scampi verarbeitet. Auch Rezepte für Marinaden entwickelt Gosch hier – oft angeregt durch Tipps seiner Gäste.

Um finanzielles Risiko und organisatorischen Aufwand für den nächsten Expansionsschritt zu minimieren, vergibt Gosch 1992 erstmals und ab 2000 zunehmend neue Standorte in Franchise-Lizenz – derzeit sind es 25 Betriebe, darunter auch Restaurants auf drei TUI-Kreuzfahrtschiffen, dem 2015 ein viertes folgen soll. „Dann fährt Gosch über die ganze Welt.“

Die fünf Schritte zum Erfolg in digitalen Zeiten

Am liebsten aber ist ihm ein Laden direkt vor seiner Haustür in Wenningstedt-Braderup: „Jünnes Düne“, wie Goschs größtes Projekt im Sylter Volksmund heißt. Ein Restaurant mit Platz für bis zu 300 Gäste direkt am Sylter Roten Kliff, der gut 50 Meter hohen, unter Naturschutz stehenden Steilküste zwischen Kampen und Wenningstedt: Große Fensterfronten geben den Blick frei auf Strand und Meer, den auch Gosch fast täglich genießt.

Nach dem obligatorischen Frühstück mit seiner Frau, zu dem er oft schon die erste Portion kalten Fisch verspeist, einem ausführlichen Telefonat mit dem Leiter der Fischfabrik und dem Studium diverser Wetterberichte („der dänische ist oft am genauesten“) schaut er spätestens ab 11 Uhr in seinem Lieblingsladen nach dem Rechten. „Noch zwei, drei Jahre“ will der 73-Jährige das tun, dann das Unternehmen endgültig an Tochter Anja übergeben, die bereits vier Restaurants in Westerland führt.

„Die Arbeit macht mir zwar immer noch Spaß“, sagt Gosch, der immer wieder Verkaufsangebote abgelehnt hat, zuletzt von polnischen und arabischen Investoren. „Aber ich will aufhören, bevor ich mich vor den Leuten zum Kasper mache.“

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Und mehr Zeit für seine Reisen haben, die ihn schon in viele Ecken der Welt geführt haben: nach Australien, wo Sohn Björn gerade in Meeresbiologie promoviert. Zu Süd- und Nordpol, nach Indien zur Ayurveda-Kur oder in die Südsee. Dann fliegt er Businessclass, ordert Champagner, bucht noble Suiten in Hotels oder auf Kreuzfahrtschiffen.

Lenkrad voller Fischfett

„Reisen ist der einzige Luxus, den ich mir gönne“, sagt Gosch, der dienstlich stets Economy fliegt, für Übernachtungen selten mehr als 80 Euro ausgibt und bis heute statt mit seiner neuen Limousine aus Stuttgart („die ganzen Knöpfe überfordern mich“) lieber in seinem klapprigen Golf über die Insel fährt.

Eines der Vorgängermodelle hatte 16 Jahre auf dem Buckel, „das Lenkrad war wegen des Fischfetts an den Fingern frei von Kunststoffbeschichtung“, erinnert sich Gosch-Prokurist Michael Lorenzen, „die Fahrertür musste man unterwegs mit einer Hand festhalten.“

Lieber als in neue Autos investiert Gosch Geld ins Unternehmen, „ich will meinen Kindern ja keinen Schrotthaufen hinterlassen“. Wobei er seinen größten Wunsch für Geld gar nicht kaufen kann: „Wenn es nicht mehr Fisch-, sondern Goschbrötchen heißt – dann haben wir es geschafft.“

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