Karriere "Mitarbeiter des Monats" sind ein Motivationskiller

In den USA küren zahlreiche Unternehmen den "employee of the month", und auch hierzulande ist der "Mitarbeiter des Monats" bei vielen ein Motivationsinstrument. Für die Gesamtbelegschaft kann das jedoch schädlich sein.

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Wie sie Mitarbeiter motivieren können
Buchcover des Buchs 1001 Ideen von Bob Nelson
Vorspeisen in einem Luxusrestaurant
Eine Reißzwecke in einer Holztafel
Mann sortiert Bücher
Zwei Frauen stehen vor einer bunten Wand
Fisch der Sorte Dorsch
Kleine Geschenkpakete

Applaus für Klaus: GDL-Chef Klaus Weselsky ist binnen eines halben Jahres zwei Mal zum Mitarbeiter des Monats gekürt worden. Allerdings nicht von seinem eigenen Arbeitgeber, sondern von der Autovermietung Sixt, die sich über genervte Bahnfahrer als Neukunden freute.
Daneben gibt es natürlich auch Unternehmen, die ernstgemeint eigene Mitarbeiter hervorheben und auf einen Sockel stellen – oder zumindest deren Foto in der Hall of Fame zwischen Kantine und Herrenklo an die Wand hängen. So kürt beispielsweise die Fastfood-Kette McDonald’s den Mitarbeiter des Monats oder der Autobauer Daimler den Verbesserungsvorschlag des Monats.


Auszeichnung als Anreiz für die Angestellten

In den USA gehören die Auszeichnungen einzelner Mitarbeiter zum guten Ton: Employee of the month, Salesperson of the year, Top marketer in the company. Das sind die Möhren, die man dort dem Esel Angestellten vor die Nase hält, damit er schneller läuft. Einmal vom Chef vor der gesamten Belegschaft über den Kopf gestreichelt bekommen, einmal im goldenen Rahmen in der Filiale zu sehen sein – wenn das keine guten Gründe für Überstunden oder sonstwie messbar gesteigerte Leistungen sind.

Was Unternehmen tun können, um ihre Mitarbeiter zu motivieren

Ob eine solche Auszeichnung tatsächlich etwas bringt, ist eine Frage, die Berater, Coaches, Psychologen und Soziologen heiß diskutieren. Denn dahinter steht die Frage, was Menschen dazu bringt, mehr zu leisten und welche Form des Lobes angemessen ist. Konkret: Es geht um Motivation. Und hier gehen die Erkenntnisse und Ratschläge leider diametral auseinander.

Zum einen gibt es die Fraktion, die sagt, dass Motivation immer intrinsisch – also von innen kommend – sein muss. Nach dieser Theorie lässt sie sich von außen nicht beeinflussen, es muss quasi Klick im Kopf machen. Die andere Sichtweise ist, dass sich der faule Mensch nur bewegt, wenn man ihn lobt und belohnt, wenn er etwas tut: Boni, Dienstwagen, ein schöneres Büro, das eigene Foto im goldenen Bilderrahmen.

Vorbildfunktion der Vorgesetzten

Dummerweise gibt es zahlreiche Studien, die sowohl die eine als auch die andere Sichtweise belegen sollen. So zeigt eine aktuelle Studie der Rotterdam School of Management, dass Mitarbeiter kreativer werden und mehr leisten, wenn sie genau wissen, welche Belohnung sie dafür bekommen. In diesem Fall springt das Pferd eben nur so hoch, wie es muss.

Für Ökonomen wenig verwunderlich. Studienautor Dirk Deichmann, der an der Rotterdam School of Management Innovationsmanagement lehrt, hatte trotzdem damit gerechnet, dass diejenigen Mitarbeiter am leistungsstärksten, kreativsten und fleißigsten sind, die besonders gute, faire und damit vorbildliche Führungskräfte haben.

Elf Strategien für mehr Motivation am Arbeitsplatz
Die Gründe für Motivationstiefs können vielfältig sein – umso wichtiger ist es, die Ursachen zu reflektieren, sie zu verändern oder zu kompensieren. Die Haufe-Akademie beschreibt 11 Strategien, die dabei helfen sollen. Je nach Persönlichkeitstypus greifen dabei verschiedene Methoden und sogenannte Motivationsverstärker: Ein Mensch, der impulsiv reagiert und oft bildlich denkt, benötigt Motivationstechniken, die mit Imagination und Visualisierung arbeiten. Für rational handelnde Personen eignet sich hingegen eher eine analytische Vorgehensweise. Quelle: dpa
1. Reflektieren: Wo liegen die Ursachen?Woher kommt das Motivationstief: Liegt es an der Stimmung im Team? Wünschen Sie sich mehr Austausch mit Kollegen oder Vorgesetzten? Macht Ihnen Zeit- oder Konkurrenzdruck zu schaffen? Bekommen Sie nicht genügend Anerkennung für Ihre Leistung? Oder sind Sie mit Ihrem Arbeitspensum permanent am Limit? Die Ursachenforschung erfordert natürlich etwas Zeit und genaues Nachdenken, um die mutmaßlichen Faktoren ausfindig zu machen. Am besten legen Sie die Punkte schriftlich nieder, so gewinnt Ihr Problem Struktur. Quelle: dpa
2. Kompetenzen aneignen und erhöhenHaben Sie das Gefühl, Ihre Leistungen und Engagement werden nicht genug gewürdigt? Dann sollten Sie unbedingt das Gespräch mit Ihrem Vorgesetzten suchen. Konzentrieren Sie sich auf Ihre Stärken und belegen Sie Ihrem Vorgesetzten, wie das Unternehmen von Ihrer Arbeit profitiert. Um mehr Anerkennung zu erlangen, bietet es sich außerdem an, sich weiter zu qualifizieren. Natürlich müssen Sie Ihr Vorhaben zuerst mit Ihrem Vorgesetzten besprechen, schließlich investiert Ihr Unternehmen in Sie. Außerdem gibt es staatliche Fördermaßnahmen, die Sie in Anspruch nehmen könnten. Quelle: dpa
3. Umfangreiche Projekte in Arbeitsschritte einteilenEinen gewaltige Berg Arbeit vor sich zu sehen ist zunächst mal fast immer deprimierend. Hilfe bietet gutes Zeit- und Projektmanagement. Um nicht den Überblick über bereits geleistete Arbeit zu verlieren, sollten umfangreiche Aufgaben in mehrere Schritte unterteilt werden. Das Projekt wird so einerseits übersichtlicher, zum anderen winkt ein kleines Erfolgserlebnis, sobald ein Arbeitsschritt abgehakt ist. Außerdem gelangen Erfolge auf diese Weise immer wieder ins Bewusstsein. Hat sich schon ein bestimmtes Handlungsmuster eingebürgert, sollte dieses noch einmal auf Schwachstellen überprüft werden, rät die Haufe-Akademie. Oft hilft es auch, Stress als Herausforderung zu betrachten. Wer es trotz Trubel und Hektik schafft, mit kühlem Kopf ein Projekt zu steuern, der kann mit Recht stolz auf sich sein. Generell ist es hilfreich, sich Grundlagen im Projektmanagement anzueignen, um von erprobten Methoden zu profitieren. Quelle: dpa-tmn
4. Visualisierung von Teilschritten, Erfolgen und ZielenUm motiviert zu bleiben, ist es hilfreich sich den fortlaufenden Prozess der Arbeit stets vor Augen zu führen - mit Hilfe von Tabellen, Grafiken, Zeichnungen. Das zeigt nicht nur Ihnen selbst, wie weit Sie gekommen sind, sondern auch den Kollegen und Vorgesetzten. Visualisierung bedeutet aber auch, geistige Bilder entstehen zu lassen. Denn Imaginationen setzen Anker im Unterbewusstsein fest. Je realistischer die Vorstellung gelingt, desto größer ist die Motivation. Quelle: Getty Images
5. Selbstwürdigung und SelbstbelohnungOhne Rückmeldung über geleistete Arbeit sinkt die Motivation. Wenn Chefs ihre Mitarbeiter dagegen loben, steigern sie deren Leistungsbereitschaft. Doch nicht jeder Vorgesetzte zeigt sein Lob in Worten, nicht immer erkennen wir Zeichen der Anerkennung. Eventuell fragen Sie Ihren Vorgesetzten einfach, was er oder sie von Ihrer Arbeit in den letzten Wochen hält. Gleichzeitig können Sie sich auch selbst helfen: Laut aktueller Studien spielt es keine Rolle, ob die Anerkennung von außen erfolgt, also durch Vorgesetzte und Kollegen, oder von innen durch einen selbst, so die Haufe-Akademie. Sorgt der Chef nicht für positives Feedback, dann belohnen Sie sich selbst mit einem guten Essen oder einem Shoppingbummel. Quelle: Getty Images
6. Autosuggestion mittels positiver FormulierungenDas letzte Projekt ist gründlich schiefgegangen? Das Motivationsloch tut sich auf. Wir setzen einen Fehler mit Versagen gleich, lassen negative Gedankenschleifen à la „ich kann das nicht“ zu. Man sollte sich jedoch davor hüten, seine Fähigkeiten nach einzelnen Rückschlägen gänzlich in Frage zu stellen. Fehler passieren und haben auch eine gute Seite: den Lerneffekt. Beim zweiten oder dritten Durchgang lässt sich eine Aufgabe meist besser lösen als beim ersten Mal. Lieber denken: „Ich schaffe das!“ Quelle: Getty Images

Schließlich ist die Vorbildfunktion von Vorgesetzten unbestritten. Nehmen Vorgesetzte Elternzeit, tun das auch männliche Angestellte. Kommt der Chef mit dem Fahrrad zur Arbeit, gibt es weniger protzige Dienstwagen und gerechte Chefs haben auch faire Angestellte. Im kleineren Maßstab lässt sich das gut zu Hause nachvollziehen: Wer seinen Kindern die Notwendigkeit gesunder Ernährung nahe bringen möchte, hat dabei vermutlich mehr Erfolg, wenn er während des Gesprächs einen Apfel statt einer Tüte Chips isst.

Genauso könnte auch der Mitarbeiter des Monats als Vorbild dienen. "Vorbilder sind grundsätzlich sehr gut, wenn es darum geht, eine Orientierung zu bekommen", erklärt Psychologin Ilona Bürgel. Da der Mensch von sich aus gerne davon ausgeht, das etwas nicht möglich sei oder er etwas nicht schaffen kann, könnten Vorbilder an dieser Stelle Mut machen und zeigen: "Das geht ja doch."

Damit der Kollege aus der anderen Abteilung zum leuchtenden Beispiel wird, braucht es aber viel Fingerspitzengefühl seitens der Führungskräfte. Wer einfach nur sagt, dass Kollege Meyer ein ganz besonders toller Mitarbeiter ist, erreicht damit nicht, dass sich die anderen ein Beispiel nehmen. Lob muss immer konkret sein, etwa: "So freundlich, wie Frau Müller mit den Kunden am Telefon umgeht, so wünschen wir uns das von allen".

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