Applaus für Klaus: GDL-Chef Klaus Weselsky ist binnen eines halben Jahres zwei Mal zum Mitarbeiter des Monats gekürt worden. Allerdings nicht von seinem eigenen Arbeitgeber, sondern von der Autovermietung Sixt, die sich über genervte Bahnfahrer als Neukunden freute.
Daneben gibt es natürlich auch Unternehmen, die ernstgemeint eigene Mitarbeiter hervorheben und auf einen Sockel stellen – oder zumindest deren Foto in der Hall of Fame zwischen Kantine und Herrenklo an die Wand hängen. So kürt beispielsweise die Fastfood-Kette McDonald’s den Mitarbeiter des Monats oder der Autobauer Daimler den Verbesserungsvorschlag des Monats.
Auszeichnung als Anreiz für die Angestellten
In den USA gehören die Auszeichnungen einzelner Mitarbeiter zum guten Ton: Employee of the month, Salesperson of the year, Top marketer in the company. Das sind die Möhren, die man dort dem Esel Angestellten vor die Nase hält, damit er schneller läuft. Einmal vom Chef vor der gesamten Belegschaft über den Kopf gestreichelt bekommen, einmal im goldenen Rahmen in der Filiale zu sehen sein – wenn das keine guten Gründe für Überstunden oder sonstwie messbar gesteigerte Leistungen sind.
Was Unternehmen tun können, um ihre Mitarbeiter zu motivieren
Um den Mitarbeitern am Ende des Monats mehr Geld in der Tasche zu bescheren, müssen nicht gleich Millionenbeträge über die Theke wandern. Stattdessen freuen sich Mitarbeiter auch über Gutscheine, mit denen sie laufende Kosten wie Benzin oder Essen
Finanzieren können. Tankstellen- oder Einkaufsgutscheine mit bis zu 44 Euro im Monat kann der Arbeitgeber zudem steuerlich absetzen. Auch Essensgutscheine bis zu 1.342 Euro im Jahr sind für die Chefetage abgabenfrei und kommen bei den Mitarbeitern ohne
Abzüge von Steuern und Sozialabgaben an.
Arbeitgeber können ihren Mitarbeitern auch Personalrabatte gewähren. Bis zu 1.080 Euro im Jahr sind hier ohne Probleme möglich. Unabhängig davon, dass der Mitarbeiter geringere Ausgaben hat, fährt der Arbeitgeber ja dadurch dennoch Umsätze ein: Eine Win‐win-Situation auf der ganzen Linie also.
Auch zinslose oder zinsgünstige Darlehen erfreuen sich bei den Arbeitnehmern zunehmender Beliebtheit. Laut einer Umfrage des Beratungsunternehmens Tower Watson sind Arbeitgeberdarlehen auf Platz zwei der beliebtesten betrieblichen Zusatzleistungen. Diese können mit bis zu 2.600 Euro Zinsvorteil an die Mitarbeiter herausgegeben werden.
Der Urlaub ist für jeden Mitarbeiter essentiell. Hier wird neue Kraft getankt, um anschließend wieder frisch und motiviert ans Werk gehen zu können. Wie schön ist es dann also, wenn der Arbeitgeber hier auch noch aktiv unter die Arme greift? Je nach Familienstand können sich Arbeitgeber mit bis zu 364 Euro im Jahr an den Urlaubskosten ihrer Mitarbeiter beteiligen. Über den ein oder anderen Cocktail extra braucht man sich dann schon mal keine Gedanken mehr zu machen.
Auch Porsche sieht den Wert der Altersvorsorge: 700 Euro pro Mitarbeiter fließen von der Prämienzahlung direkt in die persönliche Altersvorsorge. Aber kleinere Unternehmen können ihren Mitarbeitern ebenso helfen, für das Alter vorzusorgen, indem sie Direktversicherungen, eine betriebliche Altersvorsorge oder Pensionskassen und –fonds für sie anlegen. Dies macht sich nicht so unmittelbar im Geldbeutel bemerkbar wie Gutscheine oder ein Darlehen. Allerdings gibt es den Mitarbeitern Sicherheit und zeigt, dass der Arbeitgeber daran interessiert ist seine Mitarbeiter auch nach ihrer aktiven Zeit im Unternehmen gut zu versorgen.
Familienfreundliche Arbeitgeber sind schwer im Kommen! Eine Umfrage des Anbieters für betriebliche Sozialleistungen und Incentives Sodexo ergab, dass 80 Prozent der deutschen Arbeitnehmer die Work-Life-Balance wichtig finden und 77 Prozent ergeht es ebenso bei der Familienfreundlichkeit des Arbeitgebers. Den Arbeitnehmern wird also zunehmend wichtiger, dass auch der Arbeitgeber ihre persönlichen Werte teilt. Familienfreundliche Arbeitszeiten oder ein Kindergartenzuschuss sind da schon ein sehr guter
Anfang.
Ohne Smartphone und Laptop geht es heute in den meisten Berufen kaum noch. Wenn die Mitarbeiter also ohnehin dieses Equipment, in der Regel mit einer Flatrate, zu Verfügung gestellt bekommen, warum dann nicht die Nutzung gleich ausweiten? Wenn die Mitarbeiter ganz offiziell ihre Arbeitsgeräte für den privaten Alltag verwenden können, verringern sich ihre eigenen Mobilfunkkosten und der Arbeitgeber zahlt auch nicht mehr als für die geschäftliche Nutzung.
Ob eine solche Auszeichnung tatsächlich etwas bringt, ist eine Frage, die Berater, Coaches, Psychologen und Soziologen heiß diskutieren. Denn dahinter steht die Frage, was Menschen dazu bringt, mehr zu leisten und welche Form des Lobes angemessen ist. Konkret: Es geht um Motivation. Und hier gehen die Erkenntnisse und Ratschläge leider diametral auseinander.
Zum einen gibt es die Fraktion, die sagt, dass Motivation immer intrinsisch – also von innen kommend – sein muss. Nach dieser Theorie lässt sie sich von außen nicht beeinflussen, es muss quasi Klick im Kopf machen. Die andere Sichtweise ist, dass sich der faule Mensch nur bewegt, wenn man ihn lobt und belohnt, wenn er etwas tut: Boni, Dienstwagen, ein schöneres Büro, das eigene Foto im goldenen Bilderrahmen.
Vorbildfunktion der Vorgesetzten
Dummerweise gibt es zahlreiche Studien, die sowohl die eine als auch die andere Sichtweise belegen sollen. So zeigt eine aktuelle Studie der Rotterdam School of Management, dass Mitarbeiter kreativer werden und mehr leisten, wenn sie genau wissen, welche Belohnung sie dafür bekommen. In diesem Fall springt das Pferd eben nur so hoch, wie es muss.
Für Ökonomen wenig verwunderlich. Studienautor Dirk Deichmann, der an der Rotterdam School of Management Innovationsmanagement lehrt, hatte trotzdem damit gerechnet, dass diejenigen Mitarbeiter am leistungsstärksten, kreativsten und fleißigsten sind, die besonders gute, faire und damit vorbildliche Führungskräfte haben.
Schließlich ist die Vorbildfunktion von Vorgesetzten unbestritten. Nehmen Vorgesetzte Elternzeit, tun das auch männliche Angestellte. Kommt der Chef mit dem Fahrrad zur Arbeit, gibt es weniger protzige Dienstwagen und gerechte Chefs haben auch faire Angestellte. Im kleineren Maßstab lässt sich das gut zu Hause nachvollziehen: Wer seinen Kindern die Notwendigkeit gesunder Ernährung nahe bringen möchte, hat dabei vermutlich mehr Erfolg, wenn er während des Gesprächs einen Apfel statt einer Tüte Chips isst.
Genauso könnte auch der Mitarbeiter des Monats als Vorbild dienen. "Vorbilder sind grundsätzlich sehr gut, wenn es darum geht, eine Orientierung zu bekommen", erklärt Psychologin Ilona Bürgel. Da der Mensch von sich aus gerne davon ausgeht, das etwas nicht möglich sei oder er etwas nicht schaffen kann, könnten Vorbilder an dieser Stelle Mut machen und zeigen: "Das geht ja doch."
Damit der Kollege aus der anderen Abteilung zum leuchtenden Beispiel wird, braucht es aber viel Fingerspitzengefühl seitens der Führungskräfte. Wer einfach nur sagt, dass Kollege Meyer ein ganz besonders toller Mitarbeiter ist, erreicht damit nicht, dass sich die anderen ein Beispiel nehmen. Lob muss immer konkret sein, etwa: "So freundlich, wie Frau Müller mit den Kunden am Telefon umgeht, so wünschen wir uns das von allen".