Konferenzwahn Endlich Schluss mit öden Meetings

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Die Sitzplätze spiegeln die eigene Rolle im unternehmen wieder

4. Stühlchen wechsle dich

Dass Konferenzen frustrierend und nervtötend sein können, liegt auch daran, dass die Gespräche eintönig sind. „Häufig sind Meetings Plattformen für Selbstdarsteller“, sagt Annegret Bolte vom Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung. „Sie sind eine Arena, in der Konkurrenzkämpfe ausgefochten werden.“ Anstatt gemeinsam an neuen Strategien zu feilen, arten die Besprechungen in persönlichen Auseinandersetzungen oder Profilierungsgehabe aus.

Eine Rolle spielt dabei auch der Sitzplatz am Besprechungstisch, wie die US-Psychologin Sharon Livingston vor einigen Jahren herausfand. Sie befragte mehr als 40.000 Manager und Angestellte. Dabei stellte sie fest, dass Besprechungsteilnehmer versuchen, durch den Sitzplatz am Tisch den eigenen Rang und die eigene Rolle zu markieren.

Um alles im Blick zu haben und Macht zu demonstrieren, nimmt der Chef häufig am Kopfende Platz. Rechts von ihm sitzt demnach meist derjenige, der eifrig nickt und damit um die Gunst des Vorgesetzten buhlt. Auch links zählt die Nähe zum Ranghöchsten, doch die Person möchte tendenziell lieber unabhängig und kritisch bleiben. Meist handelt es sich hier um den Kronprinz.

Die zehn Stärken introvertierter Personen

Der Platz in der Mitte des Tisches ist beliebt bei eher extrovertierten Kollegen, hier erhalten sie die maximale Aufmerksamkeit. Am Tischende gegenüber des Chefs sitzen häufig die Kritiker und Nörgler. Meist gehen die eher introvertierten Kollegen am Schauplatz Konferenztisch unter. Sie verstecken sich an den Tischecken, sagen wenig, durchdenken aber dafür das Gesagte.

Sind die Gespräche in den Besprechungen nicht ergiebig, kann es daher helfen, die Teilnehmer umzusetzen. Das könne sich durchaus positiv auf die Diskussion auswirken, sagt Sozialpsychologe Rolf van Dick: „Einen Versuch ist es wert.“

5. Die Lauten leiser drehen

Small Talk vor Beginn kann die Stimmung auflockern, vor allem bei introvertierten Teilnehmern: Organisationspsychologen um Joseph Allen von der Universität Nebraska Omaha fanden heraus, dass das Geplänkel nicht nur angenehmer Zeitvertreib ist, sondern die Teilnehmer das Meeting hinterher positiver einschätzten. Tipp: Ermuntern Sie Ihre Mitarbeiter dazu, vorab locker zu plaudern – oder verwickeln Sie sie in ein kurzes Gespräch.

Benimmregeln für das Smartphone
In Meetings hat das Smartphone PauseViele Handynutzer haben auch in beruflichen Konferenzen ihr Smartphone im Blick, wie eine Umfrage des IT-Verbands Bitkom zeigt. Demnach schaut gut ein Drittel (36 Prozent) der berufstätigen Smartphone-Besitzer auch während Meetings auf das Handy. Viele pflegen während des Meetings ihre private Kommunikation: Gut jeder vierte Smartphone-Besitzer (27 Prozent) gab an, in Konferenzen private E-Mails, Facebook- oder WhatsApp-Nachrichten zu lesen. 11 Prozent spielen Handyspiele wie Quizduell und 6 Prozent schauen Sportergebnisse nach. Für den Bitkom ist das ein Zeichen, dass die sozialen Normen rund um den Smartphone-Gebrauch noch nicht festgelegt sind. Bei den meisten Kollegen kommt die Handynutzung während Konferenzen nicht gut an, viele finden es einfach unhöflich. Quelle: gewitterkind-Fotolia
Eine reale Person hat immer VorrangDie Regel ist ebenso banal, wie sie im Surf-Eifer schnell in Vergessenheit gerät. In dem Moment, in dem zwei oder mehrere Menschen beisammen sitzen, gehört das Smartphone ausgeschaltet. Der Einzelne sollte realen Personen mehr Aufmerksamkeit schenken als dem Gadget in der eigenen Hand. Quelle: dpa
Klingeltöne machen LeuteDer richtige, DEZENTE Klingelton ist ebenso wichtig wie die passende Email-Adresse. Bitte max.mustermann@gmx.de statt Schnurzelpurzel78@t-online.de. Und keine nervigen Technobeats oder "Du bist mein Schnuffel"-Songs als Klingelton. Quelle: dpa
Mit dem Smartphone im RestaurantEgal ob bei einem privaten Abendessen oder einem Businesslunch, manchmal möchte man das Smartphone einfach in Reichweite haben. Stellen Sie es in diesem Fällen aber auf Vibrationsalarm um und legen Sie den Display nach unten auf den Tisch. Bei einem eingehenden Anruf gehört es sich laut Knigge den Raum zu verlassen. Allerdings sollte das Telefonat dann nicht länger als ein Toilettengang dauern, um die andere Person nicht unnötig lange warten zu lassen. Quelle: dpa/dpaweb
Das Smartphone im SchlafzimmerEigentlich spricht nichts dagegen, das Smartphone auch im Schlafzimmer liegen zu haben. Wer sich den Raum jedoch mit seinem Partner teilt, sollte das Telefon nachts auf den Flugmodus umschalten, um nicht durch das Empfangen von Nachrichten zu stören. Auch sollte die nächtliche Daddelei am Smartphone unterlassen werden. Schließlich ist die Displaybeleuchtung sehr hell und kann einen durchaus aus dem Schlaf reißen. Quelle: dpa
Das Smartphone sollte zu Hause bleiben, …… wenn man die Kirche, ein Theater, einen Konzertsaal, ein Kino oder eine Beerdigung besucht. Bei derartigen Veranstaltungen stören Klingelgeräusche, der Vibrationsalarm oder auch das grelle Licht des Displays andere, die eine Veranstaltung ungestört besuchen wollen. Quelle: dpa
Smartphones und Handys haben an Tankstellen nichts zu suchenWährend die erste Regel noch nachvollziehbar ist, scheint diese Forderung auf den ersten Blick absurd. Tatsächlich wird sie nicht mit Pietät begründet, sondern ist schlicht und ergreifend eine Frage der Sicherheit. Wenn ein Handy herunterfällt und der Akku dabei herausspringt, ist es theoretisch denkbar, dass ein entstehender Funke Benzindämpfe entzündet, begründet der TÜV Nord. Ein solcher Fall sei allerdings bislang nicht bekannt. Quelle: dpa

Führungsstarke Vorgesetzte kennen zudem Stärken und Schwächen ihrer Mitarbeiter und versuchen diese moderierend auszugleichen. Stefan Rief vom Fraunhofer-Institut rät, dass die Person, die das Meeting anberaumt hat, zumindest darauf achten sollte, dass Redezeiten eingehalten und alle miteinbezogen werden.

Mit einem Trick kriegt man übrigens auch redefreudige Teilnehmer in den Griff: Dazu braucht es nur eine Stoppuhr, die nach Ablauf laut piepst – das bringt selbst den größten Schwätzer zum Schweigen.

6. Raus aus der Denkfalle

Die Psychologen Daniel Kahneman und Amos Tversky fanden in ihren Experimenten heraus, dass sich Versuchspersonen bei ihren Entscheidungen an einem gedanklichen Anker orientieren. Um die Qualität einer Aussage bemessen zu können, sucht unser Gehirn nach vergleichbaren Werten. Fehlt dieser Wert, wählen wir unbewusst irgendeine verfügbare Zahl als Bezugspunkt – und lassen uns davon beeinflussen. Übertragen auf Besprechungen, bedeutet das: Die Einschätzung eines Kollegen wird gerne mal als Anker für die eigene Meinung benutzt.

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