Arnold B. Bakker widmet sich an der Erasmus Universität Rotterdam diesem Thema. Er stellte fest, dass es Lebenspartnern selbst bei großer Anstrengung nicht gelingt, ihre Gefühle und Probleme bei der Arbeit von zu Hause fern zu halten. Dies betrifft zum Beispiel Erschöpfung und Zynismus, die als Burnoutbestandteile definiert sind.
Was geschieht mit Menschen, wenn die Mehrheit eines Teams vor dem Burnout steht oder umgekehrt engagiert und euphorisch ist? Auch hier gibt Arnold B. Bakker Antwort. Die „kollektive Stimmung“ ist messbar. Das Burnout-Niveau von Teams korreliert mit den individuellen Burnout-Niveaus. Auch die Höhe des Gesamtengagements eines Teams sagt die Höhe des Engagements des Einzelnen voraus.
Was bei der Arbeit stresst
Was sorgt im Büro für Stress? Der Personaldienstleister Robert Half hat im höheren Management nach den wichtigsten Gründen gefragt. Dabei gaben 18 Prozent der Befragten zu viel Verantwortung oder ständiges an die-Arbeit-denken auch in der Freizeit als Grund für Stress bei der Arbeit an. Nur in Tschechien können die Beschäftigten außerhalb des Arbeitsplatzes schwerer abschalten - dort gaben 28 Prozent an, dauernd an die Arbeit denken zu müssen. Auf der anderen Seite der Skala ist Luxemburg: nur fünf Prozent haben dort dieses Problem.
Keinen Stress haben dagegen nur sieben Prozent der deutschen Befragten. Genauso niedrig ist der Anteil derer, die ihren aktuellen Job nicht mögen.
Unangemessener Druck vom Chef nannten 27 Prozent der Befragten hierzulande als Stressgrund. In Brasilien sind es dagegen 44 Prozent.
Wenn der Chef sich eher um sein Handicap kümmert, statt ordentlich zu führen: 28 Prozent der Befragten sind mit der Managementfähigkeit des Chefs unglücklich. Das Unvermögen des führenden Managers, das zu Stress führt, scheint in Luxemburg relativ unbekannt zu sein - nur 11 Prozent der Befragten sind dort mit den Befragten unglücklich, in Dubai sind es gar neun Prozent.
Dass unangenehme Kollegen oder fieser Büroklatsch zu Stress führen kann, ist allgemein bekannt. Dementsprechend führen auch 31 Prozent der Befragten das als Stressgrund an - der Anteil derer, die das ähnlich sehen, liegen in allen anderen Ländern fast gleich hoch - außer in Brasilien: 60 Prozent der Befragten geben unangenehme Kollegen und fiesen Büroklatsch als Stressgrund an.
Ein weitere Stressgrund: personelle Unterbesetzung. 41 Prozent der Befragten sehen das als wichtigen Grund für Stress bei der Arbeit an - ein Wert, der fast in allen Ländern ähnlich ist.
Doch am problematischsten, laut der Studie: die hohe Arbeitsbelastung. 51 Prozent der Befragten gaben dies als Stressgrund an. Deutschland liegt damit im Schnitt, auch in den anderen elf Ländern ist ein ähnlich hoher Anteil der gleichen Meinung.
Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob die Reaktion der Unternehmen, mehr aufzuklären, der richtige Weg ist oder ob wir nicht gerade durch die Sensibilisierung für das Thema es selbst verstärken. Aufgrund der vermehrten Konfrontation mit der Burnout-Symptomatik ordnen Menschen viel eher kurzfristig erlebte Symptome in diese Richtung ein und bewerten dann etwa Kopfschmerzen nicht mehr als Kopfschmerzen, sondern als Zeichen eines sich anbahnenden Bournouts.
Die psychologischen Hintergrundmechanismen
Geschlecht, eigene Erfahrungen und Empfänglichkeit variieren den Grad und die Leichtigkeit der Übernahme von Gefühlen und Symptomen. Doch wie geschieht diese Übertragung?
Lebende Modelle
Andere Menschen fungieren wie Vorbilder, Symptome werden bemerkt und werden automatisch und unbewusst übernommen, so wie wir auch Gesten, Blicke oder Worte von anderen übernehmen.
Einfühlungsvermögen mit Nachteil
Gefühle können „aufgeschnappt werden“ indem ich mich versuche, in eine Situation hinein zu versetzen (zum Beispiel was der Partner oder Kollege erlebt hat). Dabei werden ähnliche Situationen im eigenen Leben aktiviert und die Gefühle übernommen.
Mitgefühl
Bei der empathischer Identifikation stellen wir uns vor, wie wir uns an Stelle der anderen Person fühlen würden. Dies ist besonders bei Paaren und Familien verbreitet, wo „einer die Last des anderen“ ganz selbstverständlich trägt und es ungehörig scheint sich gut zu fühlen, wenn es dem andern schlecht geht.
Mediale Ansteckung
Unter dem Titel „Burnout? Nein, danke. Ich hab schon“ veröffentlichten Charlotte Kraus und Simon Hahnzog ihre Studie zu der Frage inwieweit Burnout durch die Präsenz in Umfeld und Medien zur Verstärkung eigener Symptom führt.
Neu ist, dass die Übertragung von negativen Gefühlen und Burnout-Symptomen keine Anwesenheit von Menschen braucht, sondern durch die mediale Präsenz des Themas zustande kommt. Wir hören, lesen, sehen immer öfter davon, die gefühlte Burnout-Präsenz wächst unaufhörlich und beeinflusst die Einschätzung des eigenen Burnout-Zustandes.