Er erwartete, dass sie für ihr junges Unternehmen alles andere aufgeben, weil sie von ihrem Konzept 100-prozentig überzeugt wären.
Stattdessen erklärten die Gründer, sich auch weiterhin auf ihr Studium konzentrieren und mit Nebenjobs Geld verdienen zu wollen – schließlich sei nicht klar, ob ihre Idee, Brillen über das Internet zu verkaufen, überhaupt zum Erfolg werde. Grant nahm dies als Beweis für zu große Selbstzweifel und mangelndes Engagement, investierte nicht – und versäumte so die Beteiligung an Warby Parker. Der erfolgreichste Onlinehändler für Brillen in den USA wird heute mit 1,2 Milliarden Dollar bewertet. Gerade ihre Selbstzweifel hatten die jungen Gründer stark gemacht: Sie bedachten jeden möglichen Rückschlag. Gleichzeitig standen sie dank ihrer sicheren Jobs weder unter Zeit- noch Erfolgsdruck. Sie konnten an ihrer Idee feilen, bis sie marktreif war.
Dieses kluge Zeitmanagement ist typisch für erfolgreiche Entwickler, sagt Grant. Denn nicht immer sei es ratsam, mit seiner Idee möglichst rasch in die Öffentlichkeit zu gehen, etwa um eine Marktposition zu besetzen. Der Glaube an den Vorteil des First Movers sei einfach falsch: Pioniere müssen Fehler machen. Wer dagegen zögert, lernt von ihnen und macht sein Produkt besser.
Studien zeigen sogar, dass das viel gescholtene Prokrastinieren, also das Aufschieben von Entscheidungen, in Maßen hilfreich sein kann: Im Gehirn reifen die Ideen dann unbemerkt weiter. Und weil wir nicht verbissen an ihnen herumdoktern, gelingen überraschendere Querverbindungen.
Was Impulsgeber außerdem von anderen unterscheidet: die pure Menge an kreativen Gedanken. Darunter auch viele schlechte. Doch mit der bloßen Anzahl an Ideen steigt die Chance, dass unter ihnen auch eine brauchbare ist
Für Unternehmen sind Innovationswettbewerbe deshalb ein einfacher und effektiver Weg: Wer seine Mitarbeiter um Ideen bittet, regt sie zum Nachdenken an. Was könnte besser laufen? Welche Konkurrenzprodukte könnten zur ernsten Gefahr reifen, welche eigenen Neuentwicklungen lohnen?