Kündigungen "Unternehmen behandeln Manager wie Sträflinge"

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Risikofaktor gekündigter Manager

Warum stellt man einen Mitarbeiter mit dieser Vehemenz von jetzt auf gleich frei?

Zum einen um das Risiko zu mindern, dass der Manager noch Eingriffe in die EDV vornimmt, Daten kopiert, Kundenlisten zieht, also letztendlich dem Unternehmen Schaden zufügt. Manchmal aber auch um zu verhindern, dass eventuelle Beweise gesichert werden können: Organigramme, Beschlussvorlagen, E-Mails von Vorgesetzten und so weiter.

Wenn eine Kündigung rechtlich auf wackeligen Beinen steht, durchleuchtet der Arbeitgeber auch oft umgehend den PC des Betreffenden, um womöglich belastende Informationen zu finden. Bei einer entsprechenden internen Regelung reicht unter Umständen schon der wiederholte Verstoß gegen das Verbot, private E-Mail zu verschicken, bestimmte Internetseiten wie Facebook zu besuchen, um die Kündigung zumindest zusätzlich damit zu begründen.

Tipps für das Kündigungsgespräch

Können sich Manager gegen diese Praxis absichern?

Vor dem Vorgeführt-Werden gar nicht. Aber: Spätestens wenn der Manager ein Störgefühl bekommt, sobald Anzeichen auftauchen, dass man in Ungnade gefallen ist, sollte man anfangen, wichtige E-Mails, bei Geschäftsführern insbesondere Protokolle, Gesellschafterbeschlüsse oder Geschäftsordnungen zu Hause zu horten. Ich erlebe beim Beraten von Geschäftsführern immer wieder, dass viele Organvertreter wichtige Unterlagen wie Geschäftsverteilungspläne oder Geschäftsordnungen nicht zu Hause bei ihren Privatunterlagen haben. Das gilt erst Recht für Protokolle von Gesellschafterversammlungen. Wie soll man aber dann im Falle einer außerordentlichen Kündigung oder eines Schadensersatzprozesses belegen, dass man sich korrekt verhalten hat?

Wieso sind Manager so überrascht, wenn sie selbst an der Reihe sind, wo sich diese Fälle tagtäglich im selben Unternehmen und überall sonst auch abspielen?

Merkwürdigerweise meinen viele immer, das passiert ihnen selbst nicht. Dabei passiert es nach unseren Erfahrungen in der Beratung und Vertretung von Führungskräften statistisch gesehen jedem einmal im Leben, dass ein Arbeitsverhältnis nicht so endet, wie man es selber geplant hat.

Auch Führungskräfte dürfen also ihren eigenen Unternehmen nicht mehr vertrauen?

Die Frage ist durchaus berechtigt: Während man vor zehn Jahren bei einem Karrieresprung einen neuen Arbeitsvertrag, der einem von der Personalabteilung vorgelegt wurde, bedenkenlos gegenzeichnen konnte, muss man heutzutage kritisch vergleichen: In welchen Punkten steht eine Verschlechterung? Man hat manchmal den Eindruck, die Personalabteilung ist der Gegenspieler des Mitarbeiters und nicht die Schnittstelle zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer, die beiden Seiten gleichermaßen dienen soll. Denn auf die nachteiligen Änderungen weist die Personalabteilung die eigenen Kollegen nicht hin, sondern setzt sie eher noch unter Zeitdruck. Doch wie kann aber ein Unternehmen noch Loyalität von dem Mitarbeiter erwarten, wenn es selber nicht fair mit ihm umgeht?

Sind die nachwachsenden, jungen Personaler skrupelloser als ihre Vorgänger?

Zum einen ist natürlich die jeweilige Persönlichkeitsstruktur – ganz unabhängig vom Alter – entscheidend. Andererseits sind jüngere, die an die Macht kommen, oft besonders unmenschlich im Umgang mit anderen. Vielleicht ist es ganz simpel: Ethik im Business muss wieder – auch von ganz oben – vorgelebt werden. Das ist in der Vergangenheit vielfach auf der Strecke geblieben.

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