Petrus spielt nicht mit. Auf dem Wetterradar hatte sich das Gewitter zwar schon eine Stunde vorher angekündigt. Doch als sich um 14:41 Uhr, kurz vor dem Start des härtesten Autorennens der Welt, die Wolken zum Regen der Stärke 3 öffnen und die Rennstrecke an der Sarthe überfluten, kommt bei Marco Ujhasi schon Stress auf. Welche Reifen zieht man jetzt auf?
Porsche-Motorsportchef Frank Steffen Walliser plädiert für "Wet" - nach seiner Einschätzung wird der Regen länger anhalten. Aber das letzte Wort hat Ujhasi als Gesamtprojektleiter GT-Werksmotorsport. Der 37-Jährige schaut in den Himmel, schaut auf dem Laptop auf den Regenradar - und entscheidet sich dann für "Drying Wet": "Der Regen wird nicht lange anhalten."
Also rollt der Porsche 911 RSR mit der Startnummer 92 beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans in Regenreifen mit nicht ganz so tiefen Furchen an den Start. Startfahrer Frédéric Makowieck hat damit zwar auf den ersten Kilometern etwas mehr Probleme, die etwa 500 Pferdestärken seines Rennwagens auf die Straße zu bringen. Aber da das Feld nach dem Start aus Sicherheitsgründen fast eine Stunde hinter dem Safety Car hinterherrollen muss, fällt der fehlende Grip nicht so ins Gewicht. Als die Strecke abgetrocknet ist und das Rennen freigegeben wird, ist Makowieck schneller als die direkte Konkurrenz in seiner Wertungsklasse - und übernimmt nach wenigen Kilometern souverän die Führung in seiner Klasse.
Bei allem Stress ruhig Blut bewahren, alle wichtigen Parameter kühl analysieren und mit den Erfahrungswerten abgleichen und dann ebenso blitzschnell eine Entscheidung treffen - so gewinnt man Autorennen.
Und Stress gibt es reichlich bei einem Wettbewerb, der sich über 24 Stunden hinzieht. Für den Teammanager, für die Fahrer, für die Mechaniker und die anderen Helfer im Hintergrund. Der Langstrecken-Klassiker in Frankreich ist ein Belastungstest für Mensch und Material mit vielen, vielen Unwägbarkeiten.
Das Wetter kann verrückt spielen oder die Aerodynamik des Fahrzeugs bei einer Verfolgungsjagd mit Tempo 300 über eine 13,6 Kilometer lange Piste, die zu etwa neun Kilometern aus einer gesperrten zweispurigen Landstraße besteht. Ein Bauteil kann dabei leicht defekt gehen, ein Reifen plötzlich Luft verlieren oder - in der Nacht und hinter einer der zahlreichen Kurven - plötzlich ein langsames Auto im Scheinwerferlicht auftauchen.
Wie gehen Sie mit Stress und Ärger um?
Denken Sie darüber nach, welche Faktoren Stress auslösen und bringen Sie diese in eine Rangfolge. Nicht alle Gründe wiegen gleich schwer. Stressauslöser, die bisher als unumgänglich gelten, könnten zu körperlicher und seelischer Beeinträchtigung führen.
In kritischen Situationen spontan regieren zu können, ist nicht nur auf der Straße wichtig. Auch im Büro sollte die Bedeutung des Bauchgefühls nicht unterschätzt werden. Wer in Situationen mit Kollegen und Kunden zu kopflastig reagiert, kann sie in Sekunden vergraulen. Laut Conen ist Intuition lernbar – und kann wieder erweckt werden, falls man dazu bereit ist.
Jede Veränderung schenkt ein Stück neues Leben. Dennoch ist nicht jeder Unmut Grund genug, alles über den Haufen zu werfen. Veränderung ist kein Allheilmittel. Tiefen durchzustehen ist das eine, chronischer Frust das andere.
Viele vermeiden es über Jahre, sich Erschöpfung einzugestehen. Ein Burnout kann ein schleichender Prozess sein. Jahrelanger Medikamenten, Alkoholmissbrauch, Autoimmunerkrankungen oder psychische Auffälligkeiten weisen auf Erschöpfung hin.
Lernen Sie ihre Sinne wieder einzusetzen. Riechen und fühlen Sie die Natur oder konzentrieren Sie sich auf die verschiedenen Bestandteile ihres Essens. Verlangsamen Sie eine Aktivität wenn es möglich ist und genießen Sie den Augenblick. Versuchen Sie die Umgebung abzuscannen und sich einzuprägen.
Das Chamäleon sollte das Tier dieses Jahrhunderts werden. Es zeigt alle Fähigkeit, die heute notwendig sind. Vor allem kann es sich auf veränderte Bedingungen einstellen. Es geht nicht darum, seine Authentizität zu verlieren. Es geht darum, sich nicht mehr zu wünschen, dass alles wieder so wird, wie es mal war. Das macht unglücklich. Wagen Sie in der Jobkrise den Sprung in eine zweite Karriere.
Hinterfragen Sie, wo Sie wie viel Energie investieren und ob es sich lohnt. Hinterfragen Sie Ihre innere Motivation und konzipieren Sie um. Schaffen Sie es Ihr Energielevel unter Kontrolle zu halten, bleibt mehr für die Freizeit über.
Achten Sie nicht nur darauf, was Personen in Ihrem Umfeld sagen, sondern auch, wie sie es sagen. Die Wechselwirkung mit dem Gegenüber und die Umstände einer Konversation beeinflussen das Ergebnis in hohem Maße.
Stellen Sie sich vor, Sie wären Gast im Ratequiz „Was bin ich?“. Welche Eigenschaften, und dazu zählen eben auch die kleinen Fähigkeiten, machen Sie aus? Protokollieren Sie die Bereiche, die bisher noch nicht ausreichend zur Geltung kommen. Da gibt es bestimmt mehrere.
Eine positive Selbstbewertung senkt das Stresslevel. Fangen Sie morgens an mit einer positiven Grundstimmung und versuchen Sie, dieses Gefühl den Tag zu halten. Positive Selbstgespräche oder kurze tägliche Ritual helfen dabei. Auch malen, schreiben oder eine freundliche Büroeinrichtung wirken positiv.
Dabei sollte die Selbstbeobachtung nicht vergessen werden. Intuitive Selbstkontrolle hilft, während eines Gesprächs die Reaktionen seines Gegenübers nicht zu übersehen. Wie Sie auf andere wirken, lässt sich leicht bei einem Abschied erkennen. Ist die Situation entspannter, als bei der Begrüßung, hat sich der Gesprächspartner wohl gefühlt.
Seminare, lebenslanges Lernen, neue Herausforderungen. Nutzen Sie wirklich alle Ihre Bildungsurlaubstage? Haben Sie wirklich schon alles gelernt, was Sie sich vorgenommen haben? Trainieren Sie, nicht zu schnell zu satt zu sein und fordern Sie von sich selbst, mehr aus sich zu machen.
Ärger kann in kürzester Zeit zu Antriebslosigkeit führen. Das Take-Care-Prinzip soll helfen, sich weniger zu ärgern: Versuchen Sie zunächst, Ärger von sich fernzuhalten. Nicht jede Meinungsverschiedenheit mit Kollegen oder den Nachbarn ist einen Streit wert. Falls es doch dazu kommen sollte, distanzieren Sie sich innerlich. Einen Witz machen kann helfen. Sollte es doch heftiger kommen, ist es wichtig, sich beim Sport oder einen Urschrei abzureagieren.
Egal ob im Beruf oder im Privatleben, eine Entscheidung sollte nicht alleine aus dem Kopf heraus getroffen werden. Beziehen Sie Ihren Bauch mit ein. Auch wenn Sie ein Gefühl rational nicht nachvollziehen können, sollten Sie versuchen, es zu ergründen. Es könnte sein, dass ihre innere Stimme weiser ist, als Sie in diesem Augenblick.
Seien Sie die Schlange, nicht das Kaninchen. Reagieren Sie schneller als die anderen. Also erwarten Sie stets das Unerwartete, lernen Sie zu improvisieren, lösen Sie sich rasch von Denkmustern. Und vor allem: verändern sie Gewohnheiten.
Wer sich aufgibt, wird zum Spielball der Umgebung. Bestärken Sie sich jeden Tag darin, dass Sie über Ihr eigenes Lebens bestimmen. Conen empfiehlt: „Lernen Sie mitten im Geschehen zu sein und doch darüber zu stehen.“ Sie kommen mit Störungen besser um, wenn Sie sich als freier und selbstbestimmter Mensch fühlen.
Unendlich viel kann passieren. Nur eines darf auf keinen Fall passieren: Dass ein Teammitglied unter dem immensen Erfolgsdruck zusammenbricht. Wie geht das? Wie bereitet man sich auf ein solches Ereignis vor? Wie teilt man seine Kräfte so ein, dass die Leistungsfähigkeit über solch einen langen Zeitraum hoch bleibt? WirtschaftsWoche blickte hinter die Kulissen und fühlte dabei einigen Akteuren buchstäblich am Puls.
Teamorganisatorin, Chefmechaniker, Rennfahrer
Ina Fabry, Teamorganisatorin des GT-Pro-Teams von Porsche Motorsport
Die Herzfrequenz beträgt 87 Schläge pro Sekunde, der Blutdruck bewegt sich nach aktueller Messung zwischen 100 und 67 Millimeter. Die 33-Jährige ist die Ruhe selbst, bewahrt kühles Blut. Noch. Bis zum Start des Rennens ist es noch eine Viertelstunde hin. Stress ist ihr nicht anzumerken, dabei ist sie bereits seit Stunden auf den Beinen, um zu organisieren, zu kontrollieren und zu delegieren.
Die junge Frau, frühere Rennfahrerin und studierte Sportmanagerin, ist der gute Geist des Teams. Bei ihr läuft alles zusammen, sie ist gewissermaßen die Schnittstelle zwischen Mensch und Technik. Sie sorgt dafür, dass zu Rennbeginn alles vorhanden ist, was für den Sieg benötigt wird - dass die Fahrer ebenso pünktlich zur Stelle sind wie die Mechaniker. Seit 2012 hat sie den Job bei Porsche - und gelernt, mit dem Druck umzugehen. "Eine gute Vorbereitung ist das A und O". Bislang läuft alles planmäßig, also kein Grund zur Aufregung.
Tobias Stahl, Chefmechaniker des Teams für die Startnummer 92
Die Herzfrequenz beträgt 64 Schläge pro Minute, der Blutdruck bewegt sich nach aktueller Messung zwischen 123 und 94 Millimeter. Alles im grünen Bereich. Seit 10 Jahren ist der 27-Jährige im Motorsport tätig, seit zwei Jahren Leiter eines 50-köpfigen Teams, das sich um Wohl und Wehe eines Rennwagens vom Porsche 911 RSR kümmert. Die Organisation der Reifenwechsel, von Reparaturen und der Betankung des Fahrzeugs liegen in seinen Händen. Da kommt es auf jede Sekunde an.
Die Fahrer und die Renningenieure verlassen sich darauf, dass jeder Handgriff sitzt - und Stahl seine Truppe im Griff hat. "Meine Aufgabe ist es, einen fehlerfreien Job hinzulegen", umreißt er seine Aufgabe. Er weiß um seine große Verantwortung, macht aber nicht viel Aufhebens darum: "Alle zwei Stunden gibt es einen Boxenstopp - und dann warten wir zwei Stunden auf den nächsten." Stress? Ja, "aber wir haben ja ausreichend Zeit zum Erholen." In der Box, in voller Monteur, auf einem Klappstuhl.
Timo Bernhard, Rennfahrer
Die Herzfrequenz beträgt 87 Schläge pro Minute, der Blutdruck bewegt sich nach aktueller Messung zwischen 229 und 129 Millimeter.
"Das kann nicht sein", entfährt es dem Rennfahrer, als er die Messwerte sieht. Das Gerät müsse falsch gemessen haben. Eine neue Messung ist nicht möglich, denn Timo ist "voll im Stress" - er steht Stand-by. In der nächsten Runde kommt sein Auto in die Box, dann soll er wieder hinter das Lenkrad. Die letzten 100 Minuten sind angebrochen, bis zum Ziel soll der 35-Jährige das zweite Auto des Vorjahressiegers ins Ziel bringen.
Aktuell liegt das Fahrzeug an Position 15, der Gesamtsieg ist nicht mehr zu schaffen. Egal - jetzt geht es um die Ehre des Teams. Bernhard ist seit Ende 2015 Langstrecken-Weltmeister, mit Audi siegte er schon einmal, 2010, in Le Mans. Der dienstälteste Porsche-Werksfahrer liebt das Rennen: "Das hier ist Emotion pur." Was macht die Besonderheit der Rennstrecke aus? "Die Geschwindigkeit des Autos ist höher, es gibt wesentlich mehr unvernünftige Kurven als anderswo auf der Welt. Das Wetter kann Kapriolen schlagen und obendrein sind auf der Piste höchst unterschiedlich schnelle Autos unterwegs - das sorgt für extrem hohen Stress."
Etwa drei Stunden sitzt er unter den Bedingungen am Steuer, fährt dabei immer am Limit. Vor seinen Augen hat er die anspruchsvolle Piste und andere Teilnehmer, die seine Ideallinie kreuzen oder Überholmanöver zu verhindern suchen, im Ohr und über Funk die Einflüsterungen seiner Renningenieure. Über 21 Knöpfe am Lenkrad bedient er nicht nur die Lichthupe, sondern regelt auch Traktionskontrolle und Bremsbalance.
Über einen roten Knopf oben rechts kann er obendrein elektrische Zusatzenergie abrufen, die bei Überholmanövern oder auf der Geraden für einen Extra-Schub sorgt: Sein Porsche 919 hat einen Hybridantrieb, bei dem rund 400 PS starke Elektromotoren an der Vorderachse den über 500 PS starken Vierzylinder-Benziner unterstützen, der die Hinterachse antreibt.
Die Technik ist hochkomplex und fordert den Fahrer mit all seinen Sinnen. Körperliche Fitness erlaubt es, über Stunden hinweg die Konzentration hochzuhalten: "Während des Rennens habe ich einen Tunnelblick." Ruhe findet er auch in den Pausen kaum - "eine Stunde Power-Nap muss reichen." Vielleicht hat das Messgerät doch die richtigen Werte ausgespuckt? Wir werden es nicht erfahren: Er hat bereits wieder die Rennmontur übergezogen und den Helm aufgesetzt.
Arzt, Physiotherapeutin, Mechaniker
Vincenzo Tota, Arzt des Audi-Teams
Die Herzfrequenz beträgt 76 Schläge pro Sekunde, der Blutdruck bewegt sich nach aktueller Messung zwischen 133 und 90mm.
Es sind bis zum Zieleinlauf noch gut zwei Stunden, allen Beteiligten ist der Stress der zurückliegenden Nacht ins Gesicht geschrieben, auch dem Arzt des Audi-Teams. Von den Fahrern ganz zu schweigen. Andre Lotterers Messwerte allerdings, der bis vor kurzem noch den Audi-Rennwagen mit der Startnummer 7 bewegt hat, sind schon wieder auf Normalwerte gesunken: 102 zu 79mm bei 76 Herzschlägen pro Sekunde. Das entspricht ungefähr der Taktzahl eines Dieselmotors - der untere Messwert gibt den Stresswert wieder.
"Wie stark sich der Stress eines Rennstarts auf einen Fahrer auswirkt, hängt stark von seiner Erfahrung ab", sagt der Mediziner: "Wer zum ersten Mal den Start bei einem großen Rennen fährt, kommt auf einen Puls von über 180 Schlägen. Bei einem erfahrenen Piloten sind es nur 145, obwohl sie dasselbe machen."
Während der Testfahrten hat Tota mit den Fahrern Reaktionstests gemacht, um Ihre Aufmerksamkeit zu prüfen. "Ich war davon ausgegangen, dass sie nach zwei Stunden Fahrt im Renntempo etwas abnimmt, aber die Reaktion war sogar besser als vor dem Stint.
Bei den Fahrern darf man eines nicht vergessen: Das Rennfahren macht ihnen Spaß und sie sind darauf trainiert. Sie nehmen den Stress deshalb ganz anders wahr. Ein Zweikampf auf der Strecke ist für sie eher ein Spiel, das stimuliert. Die Gefahr eines Unfalls tritt dabei in den Hintergrund."
Das Rennen in Le Mans ist für die Mechaniker das Highlight des Jahres. Dafür haben sie über Monate geschuftet und unzählige Überstunden gemacht. Das Rennen ist also eine Belohnung, was sie den Stress viel besser aushalten lässt. Danach fällt aber eine unglaubliche Belastung von ihnen ab."
Nina Tilgner, Physiotherapeutin
Die Herzfrequenz beträgt 81 Schläge in der Minute, der Blutdruck bewegt sich nach aktueller Messung zwischen 132 und 92 Millimeter.
Die 26-Jährige sorgt dafür, dass die Rennfahrer nach einem mehrstündigen Einsatz am Steuer auf der Massagebank wieder ein wenig entspannen, zur Ruhe kommen. "Meine Arbeit ist anstrengend, aber nicht stressig - Stress haben die anderen." Mit ruhigen Worten und den richtigen Griffen sorgt sie dafür, dass der Atem bei ihren Schützlingen wieder flacher geht: "Nicht wenige schlafen darüber ein."
Samuel Hartmann, Mechaniker im Audi-Team
Die Herzfrequenz beträgt 85 Schläge pro Sekunde, der Blutdruck bewegt sich zwischen 117 und 95 mm.
Das Gesicht ist schmerzverzerrt, die rechte Hand verbunden. Der junge Hesse presst ein Kühlpaket auf die Wunde. Während eines Boxenstopps hatte er noch die Hand auf dem Vorderrad des Rennwagens, als der hydraulische Wagenheber das Fahrzeug schon wieder absenkte. Die Folge sind Schürfwunden - und wahrscheinlich ein gebrochener kleiner Finger.
Hartmann hat die ganze Nacht über keinen Schlaf gefunden - da leidet schon einmal die Konzentration. Nach 20 Stunden bei voller Drehzahl. Ein Moment der Unaufmerksamkeit und schon hockt er auf der Krankenstation. Die Wunde wird hier gut versorgt. Aber das Rennen ist für ihn jetzt gelaufen. "Mist".
Gesamtprojektleiter
Marco Ujhasi, Geamtprojektleiter GT-Werksmotorsport
Die Herzfrequenz beträgt 71 Schläge in der Minute, der Blutdruck bewegt sich nach aktueller Messung zwischen 152 und 87 Millimeter.
Es ist kurz vor dem Start, gleich geht es los. Ja, das Wetter ist nicht ideal. Aber Stress? "Richtig stressig ist das nicht. Stressiger geht es bei uns in den Wochen vorher zu - bis zum Start gilt es rund 50 Leute im Team und 150 Menschen im Umfeld auf das Rennen vorzubereiten." Und zwar so, dass sie zum Zeitpunkt des Start die volle Leistung bringen.
Ujhasi schreibt dazu Flussdiagramme, die alle Eventualitäten berücksichtigen, die während des Rennens eine Rolle spielen könnten - die Witterung, der Regenverschleiß und viele andere Parameter. "Damit haben wir für 80 bis 90 Prozent aller Eventualitäten eine Entscheidungsgrundlage. Das mindert den Stress deutlich" - und macht den Kopf frei für die Situationen, die unerwartet über das Team hereinbrechen.
Ujhasi: "Autorennen sind besser planbar als man denkt - es geht ja doch immer das gleiche kaputt." Und die zehn häufigsten Reparaturen erledigten die Mechaniker blind: "Da wird nicht lange diskutiert." Wichtig sei, Routinen zu schaffen, "wo immer es geht", Aufgabenpakete zu schnüren, die von einem Team problemlos zu bewältigen sind (wie einen kompletten Bremsenwechseln in 25 Sekunden) - und "erst denken, dann handeln." Dennoch, gibt er zu, sei der Druck immer noch immens: "Nur wenn man als Erster über die Ziellinie fährt, hat man eine gute Arbeit gemacht."
Fünf Stunden später ist klar - das Auto mit der Startnummer 92 wird in diesem Jahr definitiv nicht als erstes über die Ziellinie rollen. Erst macht die Servolenkung Probleme, dann bricht die Verbindung zwischen der Radaufhängung und dem Chassis. Das Auto ist nicht mehr fahrbar und wird kurz nach 1 Uhr aus dem Rennen genommen. Das Schwestermodell mit der Startnummer 91 kämpft noch eine Stunde weiter, geht dann aber nach einem Motorschaden ebenfalls vorzeitig in den Ruhestand.
Auch Timo Bernhard im Porsche 919 Hybrid mit der Startnummer 1 kämpft 10 Stunden nach dem Start mit technischen Problemen: Die Kühlung des Motors arbeitet nicht so wie geplant. Erst wird die Wasserpumpe getauscht, dann die komplette Motorkühlung. Die Reparaturarbeiten in der Box werfen Bernhard und sein Team weit zurück - am Ende reicht es trotz rasanter Aufholjagd nur für Platz 14 in der Gesamtwertung.
Weil der führende Toyota fünf Minuten vor dem Ende ausfiel, kam Audi zu guter Letzt doch noch aufs Treppchen - und Porsche konnte den Titel verteidigen Ende gut, alles gut.