Machterhalt Sechs Schritte, mit denen Sie Ihre Macht erhalten

Macht schützt nicht vor dem Fall: Bilfinger-Vorstand Roland Koch und Kia-Deutschland-Chef Martin van Vugt mussten kürzlich ihre Hüte nehmen. Und sie werden nicht die Letzten gewesen sein. Wie Sie den Absturz verhindern.

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Manager verraten ihr Erfolgsgeheimnis
James Dyson, Designer, Erfinder und Gründer des Unternehmens Dyson"Ich liebe Fehlschläge. Aufgegeben habe ich nie. In den 1980er Jahren habe ich in meiner Werkstatt an 5126 Staubsauger-Prototypen getüftelt, die alle nicht funktionierten. Aber Nummer 5127 tat, was er sollte. Der Erfolg von Dyson geht zurück auf den einzigartigen Pioniergeist und außergewöhnlichen Einsatz aller meiner Ingenieure."
Simone Frömming, Deutschland-Chefin von VMware, einem der Top-Ten-Softwareproduzenten"Über Nacht zur Führungskraft? Bei mir war das genau der Fall! Bei einem Vortrag zum Thema "Go-To-Market im Softwarevertrieb" konnte ich meinen damaligen Geschäftsführer derart überzeugen, dass er mich von heute auf morgen befördert hat. Alle meine Ideen waren recht unpolitisch und leidenschaftlich - aber dafür stets zielorientiert. Als Account Managerin hätte ich damals nie gedacht, dass ein einzelner Vortrag der Wendepunkt meiner ganzen Karriere sein kann. Nach einem ersten sprachlosen Moment hat mich dieses Angebot aber darin bestätigt, Dinge auch entgegen der gängigen Meinung anzusprechen und verändern zu wollen. Eine wichtige Eigenschaft in der IT-Branche, in der jeden Tag aufs Neue ein Wettrennen um aufregende Ideen ausgetragen wird. Und letztlich auch eine Eigenschaft, die mich dahin gebracht hat, wo ich heute stehe."
Eckart von Hirschhausen, Moderator und Kabarettist, gelernter Mediziner"1997 wurde ich von einem Radiosender engagiert für eine Tour durch Kinderkrankenhäuser. In der Kinderpsychiatrie in München machte ich eine Zaubershow. Alle Kinder wurden involviert, mussten laut zählen, pusten und mitmachen. Nach der Show kam ein Arzt auf mich zu und erzählte von einem kleinen „Wunder“. Ein Junge war seit Wochen schon in Behandlung wegen „Mutismus“, einer seelischen Störung bei der Kinder aufhören zu sprechen. Der Junge „vergaß“ während der Show seine Störung und machte munter mit. Seitdem nehme ich die Rolle von positiven Gemeinschaftserlebnissen, von Humor, Musik, Kunst und anderen Wegen uns zu „verzaubern“ viel ernster, seit 2006 auch mit meiner Stiftung Humor hilft heilen."
Richard Quest, Chef der Wirtschaftsredaktion und Anchorman bei CNN Gibt es einen Moment, an den ich zurückdenke und sagen kann „Heureka!“, das war der Moment, an dem ich es geschafft hatte? Nein. Es gab viele Momente, an denen eine Geschichte Aufmerksamkeit für mein Schaffen erzeugt hat. Jeden dieser Momente habe ich dann genutzt, um mich auf meiner rutschigen Karriereleiter eine Sprosse weiter nach oben zu hangeln. Dazu gehören mein erster Hurricane-Bericht über Hurricane Gilbert im Jahr 1988, meine erste Berichterstattung zu einer US-Präsidentschaftswahl, mein Bericht von Queen Mums Beerdigung, die Berichterstattung zu Queen Elizabeths Kronjubiläum und meine Arbeit zur Einführung des Euro. Wenn ich wählen müsste, was DIE Story gewesen ist, dann wäre das der Schwarze Montag, der 19. Oktober 1987. Ich war ganz neu als Finanzreporter in London. Der Abwärtstrend an der New Yorker Börse hatte begonnen. Und bevor der Tag vorbei war, hatte der Dow Jones mehr als 500 Punkte (= 25 Prozent) verloren. Dies gilt nach wie vor als der anteilsmäßig stärkste Tagesverlust in der Geschichte des Dow Jones. Ich war im Dienst. Ich habe dabei zugesehen, wie der Markt sich in den Sekunden nach Börsenschluss um 100 Punkte verschlechtert hat und berichtete während der nächsten paar Tage morgens, mittags und abends – auf allen Programmen. Ich wurde dann eilig weggeschickt, um die Berichterstattung in New York aufzunehmen. Die Arbeit, der ich damals nachging, brachte mir die Aufmerksamkeit des Chefredakteurs ein, ich hatte mich als Finanzreporter etabliert. Ich werde den Schwarzen Montag nie vergessen. Als der Vorsitzende der New Yorker Börse sagte, dieser Tag sei am nächsten an einen Zusammenbruch der Finanzmärkte herangekommen, als alles, was wir uns hätten vorstellen können. Dies galt natürlich nur bis zum nächsten Finanzcrash. Zum letzteren Zeitpunkt war ich älter und weiser – aber interessanterweise war ich genauso erschrocken.
Karsten Eichmann, CEO des Gothaer-Konzerns"Aha- da gibt es ja noch so viel Spannendes" – für die entscheidenden Karriereschritte war meine Neugierde ein wesentliches Momentum. So auch als ich mit 43 Jahren meine berufliche Komfortzone aus Erfolg und Sicherheit verlassen und von München nach Hamburg gegangen bin, um als Vorstandschef der Advocard eine neue, spannende Herausforderung anzupacken. Nur durch das "Loslassen" von Gewohntem war der Weg bis zum CEO des Gothaer-Konzerns möglich - und diese Neugierde auf die Zukunft werde ich mir bewahren."
Uwe Schuricht, Geschäftsführer der Personalberatung Change Group"Mein Lebensweg hat entscheidende Weichenstellungen auf dem Tennisplatz bekommen: Mit Tennisunterricht habe ich mein Jura-Studium finanziert und schon damals davon geträumt, Headhunter zu werden. Dank Tennis habe ich einen Förderer gefunden, der mich bei der Promotion unterstützt hat. Die Promotion hat mich zu einer amerikanischen Kanzlei nach Paris geführt. Dort wurde ich als Manager entdeckt und danach war es nur noch ein kleiner Schritt zu meinem Traumberuf."
Sven Eggert, Eggert Group Werbeagentur"Nach einem Studium im Ausland (Oxford und Paris) nahm ich eine Stellung als Vorstandsassistent an. Mein Chef öffnete mir schnell die Augen, dass ich mit dem Europa-Hintergrund nicht so international aufgestellt war, wie uns im Studium suggeriert wurde. Die Entscheidung, daraufhin noch für vier Jahre in den USA zu arbeiten, war goldrichtig."

Nicht nur Spitzenmanager wie Robert Koch und Martin van Vugt müssen sich immer wieder beweisen und damit ihre hohen Gehälter rechtfertigen. Den einen gelingt das besser, den anderen schlechter. Über Chefs schwebt stets das Damoklesschwert des Machtverlusts. Doch es gibt hilfreiche Strategien: Sebastien Brion, Professor an der IESE Business School, hat sechs Schritte identifiziert, mit Hilfe derer sich Macht gewinnen und erhalten lässt. Wer weiß, wo Roland Koch und Martin van Vugt jetzt wären, wenn sie die Ergebnisse beherzigt hätten?


Sechs Schritte zur Macht


1. Wertvolle Fähigkeiten richtig einsetzen
Sie haben Fähigkeiten, die Ihrem Unternehmen weiterhelfen können? Können Sie Informationen vielleicht schneller einordnen als andere? Oder wissen Sie ganz genau, wie Sie Personen von sich und Ihren Ideen überzeugen können? Nur, wenn auch Ihre Kollegen davon überzeugt sind, bringen Sie Ihre Kompetenzen weiter. Selbstvertrauen ist dabei noch wichtiger als die bloßen Fähigkeiten. Wichtig ist außerdem Ihre Position im Unternehmen. Umgeben Sie sich mit anderen mächtigen Menschen. Kommt es in Ihrer Umgebung zu Konflikten, sollten Sie sich zwischen die Parteien schalten. Oftmals bedeutet dies einen Informationsvorsprung, den Sie wiederum für Ihre Arbeit gebrauchen können.

2. Mit Mitarbeitern kommunizieren
Um Macht zu erreichen, ist es wichtig, dass Sie Ihre sozialen Fähigkeiten und Ihr Kommunikationsverhalten ausbauen. Selbstreflektion und Weltoffenheit helfen Ihnen nämlich, besser mit Ihren Mitarbeitern zu kommunizieren und deren Gefühle besser einzuordnen. Lautes Sprechen und viele Gesten helfen Ihnen außerdem dabei, kompetenter und mächtiger zu wirken.

3. Macht verinnerlichen
Haben Sie erst einmal eine machtvolle Position erreicht, wirkt sich diese positiv auf Ihr Selbstbewusstsein aus und verstärkt sich dadurch immer weiter. In stressigen Situationen soll die Herzschlagrate mächtiger Menschen nicht so schnell ansteigen und der Körper schüttet Stresshormone wie Cortisol in geringerem Maße aus; sie sind nicht so anfällig für Stress. Machthabern fällt es außerdem leichter zu priorisieren und sich auf Relevantes zu fokussieren.

4. Verhalten und Umfeld im Auge behalten
Achten Sie auf Ihr Verhalten gegenüber Ihren Mitmenschen. Hierarchien verändern sich immer mal wieder; es kann vorkommen, dass man Sie im Zuge einer solchen Änderung degradiert. Studien zeigen beispielsweise, dass Machthaber sich anderen gegenüber oft aggressiv verhalten, vor allem, wenn Sie sich und Ihre Position bedroht sehen. Behalten Sie Augenmaß bei Entscheidungen und unterschätzen Sie nicht die Zeit, die Ihre Mitarbeiter für deren Aufgaben benötigen. Nehmen Sie gutgemeinte Ratschläge an.

5. Mitarbeiter fördern
Stellen Sie nicht Ihre Eigeninteressen über die Ziele Ihrer Organisation. Lassen Sie Ihre Mitarbeiter an Ihrem Erfolg teilhaben, indem Sie sie fördern. Bestärken Sie andere darin, eigene Entscheidungen zu treffen und teamfähig zu agieren.

6. Bündnisse schmieden
Schmieden Sie Bündnisse, wenn Sie an der Macht bleiben wollen. Sie helfen Ihnen dabei, andere zu beeinflussen und eigene Ideen zu streuen. Unterschätzen Sie dabei aber nicht die Gefahr, dass Ihnen eine solche Verbindung im Zweifel auch einen Machtverlust bescheren kann. Umgeben Sie sich deshalb mit Menschen, bei denen Sie sich sicher sind, dass Sie nicht an Ihrem Stuhl sägen.

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