"Mad Business" Der ganz normale Management-Wahnsinn

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Wie wird ein Konzern weniger "mad"?

Was kann eine Personalabteilung oder Konzernführung tun, damit das Business weniger „mad“ wird?

Weyergraf: Ein Vorstand eines amerikanischen Konzerns sagte mir mal, er sei ein People-Manager. Er sehe seine Aufgabe daran, die 150 Manager direkt unter ihm so zu koordinieren, dass dieses Geflecht funktioniert. Mit den Leuten direkt zu sprechen ist wichtig. Der neue Air-Berlin-Chef hat verkündet, dass er einen Kummerkasten einführen wird. Eigentlich erstaunlich, dass das überhaupt eine Meldung wert ist. Das sollte selbstverständlich sein, dass ein Vorstandschef den Leuten zuhört.

Warum Narzissten schneller Karriere machen
Narzissten sind selbstbewusstSelbstbewusstsein und die dazugehörige Portion Rücksichtslosigkeit macht Narzissten so erfolgreich - und Unternehmen häufig erst innovativ. Eine Studie deutsch-amerikanischer Forscher um Wolf Christian Gerstner und Andreas König von der Universität Erlangen-Nürnberg zeigt: Unternehmen investieren umso häufiger in neue Technologien, je narzisstischer der jeweilige CEO ist. Dennoch ist Vorsicht angebracht: Zu viel Risikobereitschaft kann dem Unternehmen auch schaden. Quelle: AP
Narzissten sind ideale ChefsNarzissmus ja, aber bitte nicht zu viel. So lautet die Beschreibung für den idealen Chef. Wissenschaftler um Emily Grijalva von der Universität von Illinois fanden heraus, dass der Zusammenhang zwischen Narzissmus und dem Erfolg als Führungskraft die Form eines umgekehrten U annimmt. Soll heißen: Extremer Narzissmus hilft ebenso wenig weiter wie überhaupt kein Narzissmus. „Der ideale Chef ist in Maßen narzisstisch“, sagt Grijalva. Quelle: Fotolia
Narzissten sind ehrgeizigVor allem in Chefetagen sind Narzissten keine Seltenheit. Kein Zufall: Zum einen sind Narzissten ehrgeizig, motiviert und machtgierig. Zum anderen verfügen sie über die nötige soziale Intelligenz, um ihre Untergebenen und Kollegen zu umschmeicheln. Das beweist auch eine Studie von der Ohio State Universität aus dem Jahr 2008. Die ergab: Narzisstische Studenten sind nicht nur besonders dominant bei Diskussionen, sondern wurden auch häufig in den Vorsitz von Studentenvereinigungen gewählt. Quelle: dpa
Narzissten machen steiler KarriereEgo hin oder her: Dass Narzissten schneller die Karriereleiter erklimmen, ist bekannt. Rücksichtslos und konsequent egoistisch lassen sie alle Hindernisse links liegen und ziehen durch, bis sie in der Chefetage angekommen sind. Dieses Charisma kann manchmal sogar ansteckend wirken - und Mitarbeiter dazu verleiten, selbst ein bisschen mehr Ehrgeiz an den Tag zu legen. Quelle: dpa
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Narzissten sind sympathischZumindest auf den ersten Blick. Das zeigt eine Studie der Universität Münster. Befragte Kommilitonen gaben bei Narzissten oft an: „Finde ich sympathisch, würde ich gern besser kennenlernen.“ Langfristig machen sich Narzissten dagegen keine Freunde – wer länger mit ihnen zu tun hat, dem werden Narzissten auf Dauer unsympathischer.   Quelle: Fotolia
Narzissten sind extrovertiertVor allem mit ihrer Extrovertiertheit können Narzissten oft punkten. Die kann schon beim Bewerbungsgespräch zum entscheidenden Vorteil werden - wenn der Narzisst es schafft, bereits bei diesem ersten Treffen zu glänzen. Quelle: Fotolia

Ich finde es bedenklich, wenn Vorstandsmitglieder weit weg sind von den Mitarbeitern, sich nie in der Kantine sehen lassen, sich stattdessen dauernd von einem Chauffeur kutschieren lassen und im Firmenjet unterwegs sind. Und natürlich sollten sie sich nicht so sehr vom kurzfristigen Aktienpreis leiten lassen, nicht so viel darauf geben, was irgendein 23-jähriger Junganalyst sagt.

Wichtig ist auch, sich nicht durch umständliche Berichte einseifen zu lassen, durch seitenlange Powerpoint-Präsentationen. Ein Top-Manager sollte sagen: Ein Problem, das sich nicht auf eine Seite zusammenfassen lässt, ist kein Problem für mich.

Man muss auch seinen Leuten mehr Entscheidungsbefugnisse geben. Ich höre von Managern, die behaupten, über 1000 Mitarbeiter zu haben und mehrere Milliarden Euro Umsatz zu machen, aber fast gar nichts selbst entscheiden dürfen.

10 Tipps für den perfekten Chef

Brauchen Topmanager nicht vor allem ehrliche Ratgeber, die sich trauen, sie offen zu kritisieren?

Bartussek: In Wirtschaftsmagazinen wird das immer geraten: Lass Kritik zu. Leider ist es in der Wirklichkeit oft so, dass derjenige, der dem Chef eine schlechte Nachricht überbringt, dran glauben muss. Wenn etwas nicht funktioniert, muss ein Kopf rollen. Es gehört sehr viel Größe dazu, als Chef sich vor seine Mitarbeiter zu stellen und zuzugeben, dass man etwas falsch gemacht hat. Wer es so hoch geschafft hat, besitzt meist ein sehr großes Ego und wenig Selbsteinsicht. Man muss schon ein sehr starker Charakter sein, wenn man jeden Tag umhegt wird und die Leute mit glänzenden Augen zuhören, um auf dem Boden zu bleiben. Und nicht zu vergessen, dass das nur eine Rolle ist, die mir verliehen wurde. Die Macht in Unternehmen ist nur geborgt. Es gibt leider genug Beispiele von Managern, die das vergessen und glauben, sie selbst seien so toll.

Haben Sie selbst auch andere, bessere Chefs erlebt?

Weyergraf: Die besten Chefs, die ich hatte, waren Frauen. Vielleicht ist es etwas zu pauschal gesagt. Aber Frauen arbeiten oft sachorientierter. Und das schadet ihnen dann vielleicht auch im internen Konkurrenzkampf.

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